Fotographie Tolstois von Sergei Michailowitsch Prokudin-Gorski aus dem Jahr 1908
Ich habe ja nur dann ein wirkliches Leben, wenn ich Gottes Nähe fühle und ihn suche. Nun also, was suche ich noch, rief eine Stimme in mir; da ist er ja, er, ohne den man nicht leben kann. Gott erkennen und leben, das ist ein und dasselbe. Gott ist das Leben! Lebe, indem Du Gott suchst, dann wird es keine Leben ohne Gott geben!
Vor aller Zeit, vor allen Welten, Vor dem Anbruch eines jeden Zeitalters, vor dem Anbruch einer jeden Welt, ist Gott! Und Er bleibt Jenseits aller kommenden Zeitalter, und jenseits Aller ungedachten Welten, die noch sein mögen! Er ist, in allem, was ist, in allem, was noch nicht ist: Noch heute wohnt Er im Ton des Akkords Der morgen von den Saiten meiner Harfe erklingt.
Erst wenn nichts mehr ist, entdeckt der Mensch in der Ich-Erkenntnis die christliche Substanz und nimmt sie ganz real wahr. Das ist eine Erkenntnis. Die ist so exakt und muss sich exakt vollziehen wie ein Experiment im Labor.
Martin Buber-Skulptur in Heppenheim / Foto: (c) wak
Aber nicht bloss seiner früheren Vielheit gegenüber ist, der die Ekstase erlebt, eine Einheit geworden. Seine Einheit ist nicht relativ, nicht vom Anderen begrenzt, sie ist grenzenlos, denn sie ist die Einheit von Ich und Welt. Seine Einheit ist Einsamkeit, die absolute Einsamkeit: die Einsamkeit dessen, der ohne Grenzen ist. Er hat das Andere, die Anderen mit in sich, in seiner Einheit: als Welt; aber er hat ausser sich keine Anderen mehr, er hat keine Gemeinschaft mehr mit ihnen, keine Gemeinsamkeit. Die Sprache aber ist eine Funktion der Gemeinschaft und sie kann nichts als Gemeinsamkeit sagen. Auch das Persönlichste muss sie irgendwie in das gemeinsame Erlebnis der Menschen überführen, irgendwie aus diesem zurecht mischen, um es auszusprechen. Die Ekstase steht jenseits des gemeinsamen Erlebnisses. Sie ist die Einheit, sie ist die Einsamkeit, sie ist die Einzigkeit: die nicht überführt werden kann. Sie ist der Abgrund, den kein Senkblei misst: das Unsagbare.
Ekstatische Konfessionen. Gesammelt von Martin Buber. Jena, 1909, S. XVIII / XIX
Was sind die Mittel und Wege, deren sich der Zen-Meister bedient, um den Schüler zur Erfahrung des Seins hinzuführen? Die Lehre ist das Entscheidende nicht. Die übergreifende Antwort lautet: Es gibt nur die Mitteilung von Herz zu Herz, von Wesen zu Wesen, vom Sein, das ich im Grunde b i n, zum Sein, das auch der andere in seinem Wesen i s t.
Wir werden ein heilig Priesterlich Leben führen, und alle von Gottes Weisheit und ewigen Wundern reden: denn die göttliche Magia hat Wunder ohne Zahl: je mehr gesuchet wird, je mehr ist da, und das ist die Vermehrung des Willens Gottes.
Jakob Böhme (1575 – 1624) in: 40 Fragen von der Seelen, 40. Frage, 4–10
Der ganze Beitrag „Vom Ende der Welt und dem ewigen Leben“ mit Gedanken von Jakob Böhme kann hier nachgelesen werden:
MAGISCHE BLÄTTER BUCH VIII CII. JAHRGANG WINTER 2021/2022
In dir, du Berg des Lichts, ist dieses All gebildet, in dir geht es auf, in dir besteht es und in dir vergeht es: Das ist die letzte Wahrheit. Und du tanzt, das höchste Selbst, als „Ich“ in meinem Herzen; „Herz“ ist dein wahrer Name.
Ramana Maharshi (1879 – 1950) in „Fünf Edelsteine für Arunachala“
Also ist der Menschen Gebäu nichts als ein Steinhaufen. Und all ihr Tempel und Kirchen und die Ding werden zergehn. Allein der: Tempel, in dem Gott wohnet, der bleibt: das ist der Mensch.
Paracelsus / Theophrastus Bombast von Hohenheim (1493 oder 1494 – 1541)