Wir haben unsere Herzensgüte
im Kleinen zu erweisen.
Aus der alltäglichen Einstellung
erwächst menschliche Größe.
Im gegenseitigen Respekt
erfüllt sich der Weg.
Jack Kornfield (*1945)
… ein FILM ist nicht nur der Ablauf eines Geschehens in der Zeit. Er ist zugleich auch das Wachstum eines Gedankens in die Tiefe des geistigen Raums. Und nach Auffassung der Poetologie ist er vor allem das. Der Ablauf der Geschehnisse in der Zeit ist dabei nur ein weiteres Hilfsmittel.
Der Ablauf der Geschehnisse in der Zeit ermöglicht es, den Zuschauer in der Zeit festzuhalten, in jener Zeit, die gebraucht wird, um die Tiefendimension des geistigen Raums sich entfalten zu lassen. Die Erzeugung einer solchen geistigen Tiefenentwicklung ist nach Auffassung der Poetologie der eigentliche Sinn des Geschichtenerzählens und der Grund für das, was wir als spezifisches Filmvergnügen kennen: der Zuschauer erfährt sich im Ausnahmezustand der Filmrezeption als geistiges Wesen. Er erfährt sich als Mensch auf eine Art und Weise und in einer Größenordnung, wie ihm das in seinem alltäglichen Leben niemals möglich ist. Dafür lieben wir FILME!
Die Bestandteile eines Films sind: Bewegte Bilder, stehende Bilder, Schrift, Sprache, Geräusche, Musik….
Aus: Wolf Otto Pfeiffer, Bigger than Life, Grundzüge einer Poetologie des Films, aus: Organisation zur Umwandlung des Kinos, Texte zum Geistigen im Film, S. 80-88, Ronnenberg, 2017
Der ganze Beitrag „Der geistige Raum und die Heldenreise des Zuschauers“ von Wolf Otto Pfeiffer ist hier zu lesen:
MAGISCHE BLÄTTER BUCH IV
CII. JAHRGANG WINTER 2020 / 2021
4. Quartalsausgabe November, Dezember, Januar
gebunden. ISBN-Nr. 978-3-948594-04-6
HEFT 1 | Januar 2021
TITELTHEMA: FILM
https://verlagmagischeblaetter.eu/monatsschrift/magische-blaetter
Bestellt werden können die Magischen Blätter hier: kontakt@verlagmagischeblaetter.eu
Interreligiös im Kloster Maulbronn / Foto: © wak
Die größten Religionen sind tatsächlich alle ganz einfach. Sie bleiben ohne Zweifel alle sehr wesentlich verschieden voneinander, aber in ihrer inneren Realität sind Christentum, Buddhismus, Islam und Judentum äußerst einfach… und sie führen alle schließlich zu dem einfachsten und überraschendsten Endpunkt der unmittelbaren Konfronation mit dem Absoluten Sein, der Absoluten Liebe, der Absoluten Barmherzigkeit oder der Absoluten Leere durch ein unmittelbares und hellwaches Engagement im alltäglichen Leben.
Thomas Merton (1915 – 1968)
Dank der Meditation ist es uns möglich mit dem Raum unseres Herzens in Berührung zu bleiben, und das gibt uns die Möglichkeit, auch die grundlegende Gutheit und Schönheit der Menschen, denen wir begegnen, zu erkennen. Wir können atmen und die innere Freude erfahren. Das sind ganz einfache, schöne und alltägliche Synchronizitäten. Dank der regelmäßigen Meditation, dem so wohltuenden Eintauchen in den Raum des Herzens.
Vincenzo Kavod Altepost (*1944)
Mehr hier: Vincenzo Kavod Altepost: Grundlegende Gutheit – Innere Freude. Ein beschenktes Leben. lulu.com, 2017, 344 Seiten, 20 € Mehr hier: https://mystikaktuell.wordpress.com/2018/01/24/grundlegende-gutheit-innere-freude-buchtipp-v/
Jôshû fragte Nansen einmal: „Was ist der Weg?“
Nansen antwortete ihm: „Der alltägliche Geist ist der Weg.“
Jôshû fragte darauf: „Soll ich mich selbst darauf ausrichten oder nicht?“
Nansen sagte ihm: „Wenn du versuchst, dich ihm zuzuwenden, wendest du dich von ihm ab.“
Jôshû fragte nach: „Wenn ich nicht versuche, mich ihm zuzuwenden, wie kann ich wissen, dass es der Weg ist?“
Nansen erwiderte: „Der Weg hat nichts zu tun mit Wissen oder Nicht-Wissen. Wissen ist Illusion. Nicht-Wissen ist ohne Bewusstsein. Wenn du den zweifelsfreien, wahren Weg wirklich erlangen willst, dann werde so grenzenlos und weit wie der Weltraum. Wie kann man darüber sprechen auf der Ebene von Richtig oder Falsch?“
Bei diesen Worten war Jôshû plötzlich erleuchtet.
Spiritualität ist eine Lesekunst. Es ist die Fähigkeit, das zweite Gesicht der Dinge wahrzunehmen: die Augen Christi in den Augen des Kindes; das Augenzwinkern Gottes im Glanz der Dinge. Nicht Entrissenheit, sondern Anwesenheit und Aufmerksamkeit ist ihre Eigenart. Sie ist keine ungestörte Entweltlichung und Einübung in Leidenschaftslosigkeit. Sie ist lumpig und erotisch, weil sie auf die Straße geht und sieht, was dem Leben geschenkt ist und was ihm angetan wird. Es gibt also einen Vorhof der ausdrücklich religiösen Spiritualität, es ist die Aufmerksamkeit im alltäglichen Leben. Bin ich fähig, wahrzunehmen und zu empfinden. Wie lese ich die Schmerzen der Menschen und wie lasse ich mich von ihnen berühren? Wie gehe ich mit den Dingen des alltäglichen Lebens um? Bin ich fähig, sie als Gaben zu ehren oder bin ich ausschließlich Benutzer und Verfüger der Welt? Ehre ich das Wasser, die Stille, die Nacht, die Tiere, die Luft zum Atmen, oder wähne ich alles für mich und meinen Nutzen? Spiritualität ist gebildete Aufmerksamkeit.
Fulbert Steffensky (*1933)
Vilayat Inayat Khan Bildquelle: wikimedia
Man täuscht sich, wenn man eine gewisse Zeitspanne für die Meditation reserviert und danach in sein gewöhnliches Denken zurückkehrt. Das Ziel der Meditation ist Erwachen – die Programmierung hinter den Fakten zu sehen. Das verlangt von einem, seine Sichtweise von ihrer üblichen Form wegzubewegen. Erwachen beeinflusst unser Denken und Handeln im alltäglichen Leben.
Um zu meditieren muss man zuerst solche Gedanken verbannen, die sich auf die physische Welt beziehen… Indem man seine Sinne verschließt, sperrt man die Eindrücke des Tages aus. Die Folge davon ist, dass das Bewusstsein, wenn es auf der einen Seite – der Außenseite – geblendet ist, sich nach innen wendet.
Vilayat Inayat Khan (1916 – 2004)
Gefunden habe ich diese Passage hier:
Wir haben unsere Herzensgüte
im Kleinen zu erweisen.
Aus der alltäglichen Einstellung
erwächst menschliche Größe.
Im gegenseitigen Respekt
erfüllt sich der Weg.
Jack Kornfield (*1945)