Der Geist ist wie das Wasser

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Der höchste Mensch
wendet seinen Geist
zurück zur Ewigkeit
und genießt
die Geheimnisse des Jenseits.

Er ist
wie das Wasser,
das fließt,
ohne Formen anzunehmen.

Zhuangzi / Dschuang Dsi (ca. 350 v.u.Z.)

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„Et es wie et es“ – Das kölsche Grundgesetz spirituell gedeutet

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  “Et es wie et es.”

„Es ist, wie es ist“

und meint – Gegenwärtigkeit

  “Et kütt wie et kütt.”

„Es kommt, wie es kommt“

und meint – Akzeptanz

“Et hät noch emmer joot jejange.”

„Es ist noch immer gut gegangen“

und meint: – Vertrauen

 

“Wat fott es, es fott.”

„Was weg ist, ist weg“

und meint: – Loslassen

 

“Et bliev nix wie et wor.”

„Es bleibt nichts so wie es war“

und meint: – Vergänglichkeit

 

“Jede Jeck is anders.”

„Jeder Narr ist anders“

und meint – Vielfalt

   

“Wat wells de maache?”

„Was willst du machen?“

und meint – Annehmen

 

  “Maach et joot, äver nit zo off.”

„Mach es gut, aber nicht zu oft“

und meint – Mittelmaß

 

“Mer muss au jönne könne.”

„Man muss auch gönnen können“

und meint – Mitgefühl

 

“Wat soll dä Quatsch?”

„Was soll der Quatsch“

und meint – Unterscheidung

 

“Do laachs de disch kapott.”

„Da lachst Du Dich kaputt“

und meint – Humor

Gefunden habe ich diese anregende Auflistung, der ich eine „Übersetzung“ hinzugefügt habe, hier: http://vedanta-yoga.de/

Als Ganzheit reagieren

Engel von Ewald Mataré / Foto: (c) wak

Im religiösen Erlebnis
begegnet der Mensch einem übermächtig Anderen.
Und nur das Übermächtige,
welchen Ausdruck es auch annimmt,
fordert den Menschen als Ganzen heraus
und zwingt ihn, als Ganzheit zu reagieren.

C. G. Jung, 1958, GW 10, § 655

Zitiert von Ursula Bernauer in ihrem Beitrag „Engel – Überlegungen zu einer archetypischen Kraft“ fand ich Jungs Zitat hier: http://www.wachstums-impulse.de/texte/bernauer3.html

In Deine Hände lege ich meine Seele

Foto: Archiv

Mein Vater,
ich überlasse mich Dir,
mach mit mir, was Dir gefällt.
Was du auch mit mir tun magst,
ich danke Dir.
Zu allem bin ich bereit, alles nehme ich an.
Wenn nur Dein Wille sich an mir erfüllt
und an allen Deinen Geschöpfen,
so ersehne ich weiter nichts, mein Gott.

In Deine Hände lege ich meine Seele;
Ich gebe sie Dir, mein Gott,
mit der ganzen Liebe meines Herzens,
weil ich Dich liebe,
und weil diese Liebe mich treibt,
mich Dir hinzugeben,
mich in Deine Hände zu legen,
ohne Maß,
mit einem grenzenlosen Vertrauen;
denn Du bist
mein Vater.

Charles de Foucauld (1858 – 1916)

Dieses Gebet hat Charles de Foucauld 1896 geschrieben gegen Ende seines Aufenthalts bei den Trappisten in Akbes. Damals war er noch Bruder Marie-Albéric. Am 15. Mai 2022 wurde Charles de Foucauld heiliggesprochen.

Mehr zu ihm ist hier zu lesen: https://www.charlesdefoucauld.org/de/biographie.php

Die zwei geistlichen Füße des Mystikers

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Der Mystiker nimmt in bildlicher Vorstellung an, er habe zwei geistliche Füße: den begreifenden Verstand und den liebenden Affekt. Es ist notwendig, auf beiden vorwärtszuschreiten, damit man die geheimen Wege der Beschauung glücklich bis ans Ende zu begehen vermag. Denn der Intellekt hinkt ohne den liebenden Affekt und käme nicht rüstig voran; die Liebesneigung ohne den Verstand aber ist blind; sie fände den Weg nicht und müsste sich verirren.

Hendrik Herp / Harphius (ca. 1400/1410 – 1477/1478) in seiner „Theologia mystica“

Engel, Heilige oder Lichtgestalt

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Wenn du ruhen willst und allein sein mit deinem einzigen Gott, sollst du nichts annehmen, was mit den Sinnen oder im Geiste schaubar wäre, weder in dir noch außer dir, sogar wenn es das dem Geiste erscheinende Bild Christi wäre oder die Engel oder Heilige oder eine Lichtgestalt. Bleibe solchen Dingen gegenüber kritisch und unbeweglich …

Der heilige Nilus. Zitiert in: Das Herzensgebet. Mystik und Yoga der Ostkirche, München-Planegg 1957

Die Gerechtigkeit lieben

Wer die Gerechtigkeit liebt,
dessen nimmt sich die Gerechtigkeit an,
und er wird ergriffen von der Gerechtigkeit,
und er ist eins mit der Gerechtigkeit.

Meister Eckhart (1260 – 1328) in Predigt 31, Ego elegi vos de mundo (Joh. 15.16)

Geheimnisvoller Schöpfer

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Es gibt keine Materie an sich! Alle Materie entsteht und besteht nur durch eine Kraft, welche die Atomteilchen in Schwingung bringt und sie zum winzigsten Sonnensystem des Atoms zusammenhält. Da es aber im ganzen Weltall weder eine intelligente noch eine ewige Kraft gibt, so müssen wir hinter dieser Kraft einen bewussten Geist annehmen. Dieser Geist ist der Urgrund aller Materie! Nicht die sichtbare, aber vergängliche Materie ist das Reale, Wahre, Wirkliche, sondern der unsichtbare, unsterbliche Geist ist das Wahre. Da es aber Geist an sich allein ebenfalls nicht geben kann, sondern jeder Geist einem Wesen angehört, müssen wir zwingend Geistwesen annehmen. Da aber Geistwesen nicht aus sich selber sein können, sondern geschaffen worden sein müssen, so scheue ich mich nicht, diesen geheimnisvollen Schöpfer ebenso zu benennen, wie ihn alle Kulturvölker der Erde früherer Jahrtausende genannt haben: Gott.

Max Planck (1858 – 1947)

Unser Sein lebt im Herzen des deinen

Merton in der Abtei Gethsemani | Bild: Archiv

Gott, wir sind eins mit dir. Du hast uns mit dir eins gemacht. Du hast uns zugesagt, dass du in uns wohnst, wenn wir einer den anderen annehmen.

Hilf uns, die Offenheit füreinander zu wahren und für sie zu kämpfen mit all unserer Kraft.

Hilf uns begreifen, dass wir einander nicht verstehen können, wenn wir einander ablehnen.

Gott, wenn wir einer den anderen annehmen, vorbehaltlos und vollständig, mit weit geöffnetem Herzen, nehmen wir dich selber auf, empfangen wir dich, beten wir dich an, bist du es, den wir lieben mit unserem ganzen Sein.

Denn unser Sein lebt im Herzen des deinen, und unser Geist hat seine Wurzeln in deinem Geist.

Erfülle uns mit Liebe, und lass diese Liebe uns unter einander verbinden, wenn auch die Wege, die wir gehen, verschieden sind. Vereine uns in diesem Geist, der dich gegenwärtig macht in der Welt, der dich zum Zeugen jener Wirklichkeit macht, die nicht mehr überschritten werden kann: zum Zeugen der Liebe.

Die Liebe hat alles überwunden, die Liebe siegt.

Thomas Merton (1915–1968)