Im Grunde der Seele ist die Kraft, die in den Augen wirkt, ebenso hoch im Rang wie der Verstand, und da ist der Fuß und das Auge gleich edel. Was die Seele in ihrem Grunde sei, das ward noch nie gefunden.
Meister Eckhart (1260 – 1328) in den Fragementen, die Gustav Landauer in Meister Eckharts Mystische Schriftenveröffentlichte. Berlin, 2. Auflage 1920, S. 131 (Bearbeitet und neu herausgegeben von Martin Buber)
Der hohe Kirchenraum ist das Gleichnis der unendlichen Ewigkeit, des Himmels, darinnen Gott wohnt. Wohl sind die Berge noch höher, unmeßbar die blaue Weite draußen. Doch alles offen, keine Grenze darin und keine Gestalt. Hier aber ist der Raum für Gott ausgesondert. Für ihn geformt, heilig durchbildet. Wir fühlen in die ragenden Pfeiler hinauf, in die breiten, starken Wände, in die hohe Wölbung: Ja, das ist Gottes Haus, Gottes Wohnung in einer besonderen innerlichen Weise.
Und die Pforte führt den Menschen in dies Geheimnis. Sie sagt: „Wirf das Kleine ab, fort mit allem, was eng und ängstlich ist. Weg mit allem Niederdrückenden. Weit die Brust. Hinauf die Augen. Frei die Seele! Gottes Tempel ist dies, und ein Gleichnis von dir selbst. Denn Gottes lebendiger Tempel bist du ja, dein Leib und deine Seele. Mach ihn weit, mach ihn frei und hoch!“
Romano Guardini (1885 -1968) in: Von heiligen Zeichen. Mainz 1933, S. 32
Hohes Weihewort ist, was Bo Yin Ra hier verkündet. …
Ein neues, hohes Tor ist weit geöffnet. Tat sei der Eintritt und das Weiterschreiten, Leben selber Lobpreisung und Gebet. Jeder einzelne: der Lehre lauschende, hat hier Verantwortung und Pflicht: vor sich selber, vor dem eigenen tiefen Innern und vor der Welt, in der er steht und die er mitformt von innen her.
„Kultmagie und Mythos“ von Hans Christoph Ade erschien zu dem gleichnamigen Buch von Bo Yin Ra zuerst in Magische Blätter, V. Jahrgang, November 1924, Heft 11, S. 349 – 351, Verlag Magische Blätter, Leipzig.
Der vollständige Beitrag kann hier nachgelesen werden:
Magische Blätter. CIII. Jahrgang, Herbst 2022
Herausgeber: Verlag Magische Blätter, Ronnenberg Schriftleitung: Organisation zur Umwandlung des Kinos
Von der Tiefe bis hoch zu den Sternen überflutet die Liebe das All. Sie ist liebend zugetan allem, da dem König, dem höchsten, sie den Friedenskuss gab.
Antiphon „Caritas abundat“ Hildegard von Bingen (1098 – 1179)
Beherrsche während des Gebetes jeden körperlichen Reiz. Lass dir nicht durch das Krabbeln einer Laus oder durch das Beißen eines Flohs das hohe Gut des Gebetes rauben.
Das Ziel östlicher Praktik ist dasselbe wie das der westlichen Mystik: der Schwerpunkt wird vom Ich zum Selbst, vom Menschen zu Gott verschoben; was bedeuten will, dass das Ich im Selbst, der Mensch in Gott verschwindet. Es ist evident, dass Shri Ramana entweder wirklich vom Selbst weitgehend aufgesogen ist, oder doch wenigstens ernstlich und lebenslang danach strebt, sein Ich im Selbst aufzulösen. Ein ähnliches Streben verraten auch die Exercitia Spiritualia(Exerzitien des Ignatius von Loyola. wak) indem sie den „Eigenbesitz“, das Ichsein in möglichst hohem Maße der Besitznahme durch Christum unterordnen.
C.G. Jung (1875 – 1961) Über den indischen Heiligen. Einführung zu Heinrich Zimmer: Der Weg zum Selbst. Lehre und Leben des indischen Heiligen Shri Ramana Maharshi aus Tiruvannamalai, Zürich 1944
Das Leben ist wie ein scheues Tier. Nur wenn ich still bin und nichts tue, wird es ganz allmählich kommen und sich mir offenbaren. Nicht Tun ist keine Methode, das ist das Schöne daran. Es ist lebendig, es ist das Leben selbst, in seiner einfachsten und schönsten Form. Sich auf einen Stuhl setzen. Absichtslos, den Sinn und Zweck nicht hinterfragen. Nur horchen, sehen, fühlen, spüren, im Innen und im Außen. Sich dem Leben überlassen. Wahrnehmen, nichts verändern, nichts verbessern. So wie es in diesem Moment ist, ist es gut. Rani Kaluza erzählt Erstaunliches über die hohe Kunst des Nicht Tun. So kann Tiefe, Entwicklung, Transformation stattfinden. Einfach leben, einfach sein.
Kehre ein zu dir selbst und sieh dich an. Und wenn du siehst, dass du noch nicht schön bist, so mache es wie der Bildhauer, der von einer Statue, die schön werden soll, hier etwas fortmeißelt, dort etwas glättet und da etwas reinigt, bis er der Statue ein schönes Gesicht gegeben hat. So mach’ du es auch: Nimm weg, was unnütz, richte gerade, was krumm ist, reinige, was dunkel ist und mache es hell. Lass nicht ab, an deiner eigenen Statue zu wirken, bis dir der göttliche Glanz der Tugend aufleuchtet und du sie auf ihrem heiligen Sockel stehend erblickst. Und wenn du soweit gekommen bist, dann hemmt dich nichts mehr, dann bist du ganz du selbst und ganz und gar reines, wahres Licht. Du bist eins mit dem Schauen, gewinnst Zutrauen zu dir, bist so hoch gestiegen, dass du keine Weisung mehr brauchst.
Die Gnade des Gurus ist immer da. Du stellst dir vor, sie sei irgendwo anders hoch in den Himmeln, und sie müsse zu dir herabsteigen. In Wahrheit ist sie in deinem Herzen. Im selben Moment, in dem du durch irgendeine Methode das Eingehen in oder Verschmelzen des Gemüts mit seiner Quelle erreicht hast, schwillt die Gnade an und setzt sich wie ein Springbrunnen innerhalb von dir fort.
Als wir uns nach den Sitten der Einwohner erkundigten, machten wir die auffallende Wahrnehmung, dass sie von Kauf und Verkauf nichts wissen. Betrug und Diebstahl sind ihnen unbekannte Begriffe. Gold und Silber, das die Menschen als höchstes Gut preisen, besitzen sie nicht und haben auch kein Verlangen darnach. Als ich dem Priester zehn Goldstücke anbot, wies er sie zurück und erklärte mit hoher Weisheit: Gold errichtet nicht die Kirche, sondern vernichtet sie.
Sulpicius Severus (ca. 360 – 420/425) / Serverus hatte die erste Biographie des Martin von Tour geschrieben