Schweigen ist eine mystische Tätigkeit

Cover eines Buches von Dorothee Sölle

Schweigen ist eine mystische Tätigkeit. Dieses Schweigen ist das, was nach den Worten kommt. Es ist nicht das Schweigen derer, die noch gar keine Worte gefunden haben. Es gibt ein Schweigen vor der Rede und es gibt ein Schweigen danach. Aber hier ist das Schweigen danach gemeint. Die Leute verstehen dieses Schweigen. Es ist vielleicht wirksamer als vieles Reden

Dorothee Sölle (1929 – 2003). Mystik und Widerstand. Vortrag vom 9. Juni 1983 in der Kirche zu Predigern, Zürich

http://doi.org/10.5169/seals-143077

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Zustand des Ruhens in Gott

Foto: (c) wak

Es gibt einen Zustand des Ruhens in Gott der völligen Entspannung aller geistigen Tätigkeit, in dem man keinerlei Pläne macht, keine Entschlüsse fasst und erst recht nicht handelt, sondern alles Künftige dem göttlichen Willen anheim stellt, sich gänzlich „dem Schicksal überlässt.“

Edith Stein ca. 1918 / 1919

Der Eine Geist ist die reine Quelle

Foto: (c) wak

Der Eine Geist ist die reine Quelle, die allen Menschen innewohnt. Alle sich bewegenden Wesen, die vom Leben durchpulst sind, bestehen aus dieser Einen Substanz und unterscheiden sich nicht voneinander. Unsere ursprüngliche Natur ist in Wahrheit ohne die geringste Gegenständlichkeit. Sie ist leer, allgegenwärtig, schweigsam, rein. Sie ist herrlich und geheimnisvoll friedliche Freude, nichts anderes. Dieser reine Geist, die Quelle von allem, scheint für immer und auf alle mit dem Glanz seiner eigenen Vollendung. Volles Verständnis kann nur durch ein unausdrückbares Geheimnis kommen. Der Zugang zu ihm heisst der Torweg der Stille jenseits aller Tätigkeit.

Huang Po (um 850) in: Der Eine Geist

Gefunden habe ich diesen Text hier: https://blog.nootheater.de

Torweg der Stille | Hörbuch mit Texten von Huang Bo

Foto: © wak

 

Der Eine Geist ist die reine Quelle,
die allen Menschen innewohnt.

Unsere ursprüngliche Natur ist in Wahrheit
ohne die geringste Gegenständlichkeit.
Sie ist leer, allgegenwärtig, schweigsam, rein.
Sie ist herrlich und geheimnisvoll friedliche Freude,
nichts anderes.

Dieser reine Geist, die Quelle von allem,
scheint für immer und auf alle
mit dem Glanz seiner eigenen Vollendung.
Volles Verständnis kann nur
durch ein unausdrückbares Geheimnis kommen.

Der Zugang zu ihm heißt der Torweg der Stille
jenseits aller Tätigkeit.

Huangbo Xiyun / Huang Po / Huang Bo († 850)

 

Ronald Steckel hat aus den überlieferten Reden des Huang Bo den Text für ein Hörbuch destilliert. Die Sprecher sind Max Hopp, Martin Engler u. v. a.

Hörbuch  20:17 Min. ~ 10 €

Bestellmöglichkeit hier: kontakt@verlagmagischeblaetter.eu

Das Betrachten eines Filmes zu einem sozialen Vorgang werden lassen

Gerhard Büttenbender, o. T., 1962, Aquarell

Die Erweiterung eigener Erfahrung in der Erkenntnisleistung verweist den Rezipienten auf die eigenen Wahrnehmungsbedingungen. Eine ästhetische Botschaft, die tendenziell den Betrachter aktiviert und einbezieht, bringt menschliche Verständigung auf eine neue menschliche Ebene. Das Betrachten eines Filmes kann so selbst zu einem sozialen Vorgang werden. Sehr treffend scheint mir diese Einstellung bei John Cage formuliert: „Was nun die nichtintentionale Musik betrifft, so möchte sie dem Hörer mit Hilfe dieser oder jener Mittel klarmachen, dass das Hören eines Stückes seine eigene Tätigkeit ist – dass die Musik sozusagen mehr seine eigene ist als die des Komponisten. Und das bedeutet einen Übergang vom Konzipieren, das Sache der total determinierten Menschen ist, zum Perzipieren, das etwas für aktive Hörer ist.“

Gerhard Büttenbender in: Macht Filme, aber keine Filme!, Braunschweig 1979

Der ganze Beitrag ist hier zu lesen:

MAGISCHE BLÄTTER BUCH IV
CII. JAHRGANG WINTER 2020 / 2021
4. Quartalsausgabe November, Dezember, Januar
gebunden. ISBN-Nr. 978-3-948594-04-6

HEFT 1 | Januar 2021
TITELTHEMA: FILM

https://verlagmagischeblaetter.eu/monatsschrift/magische-blaetter

Bestellt werden können die Magischen Blätter hier: kontakt@verlagmagischeblaetter.eu

 

Die Bilder fahren lassen

Foto: © wak

Wie aus vielen Kohlen und Holz ein großes Feuer entsteht und die Flamme nach außen dringt und in die Höhe schlägt, so werden gute Übungen den Seelengrund entzünden.

Dann aber soll man die Bilder bald fahren lassen und mit flammender Liebe durch den mittleren in den allerinnersten Menschen hindurchdringen. Dieser besitzt keine Tätigkeit, denn die Wirksamkeit in ihm ist allein Gottes. Er hält sich auf eigene Tätigkeit verzichtend unter dem Wirken Gottes.

Johannes Tauler (um 1300 – 1361)

Torweg der Stille jenseits aller Tätigkeit

Foto: © wak

Der Eine Geist ist die reine Quelle, die allen Menschen innewohnt. Alle sich bewegenden Wesen, die vom Leben durchpulst sind, bestehen aus dieser Einen Substanz und unterscheiden sich nicht voneinander. Unsere ursprüngliche Natur ist in Wahrheit ohne die geringste Gegenständlichkeit. Sie ist leer, allgegenwärtig, schweigsam, rein. Sie ist herrlich und geheimnisvoll friedliche Freude, nichts anderes. Dieser reine Geist, die Quelle von allem, scheint für immer und auf alle mit dem Glanz seiner eigenen Vollendung. Volles Verständnis kann nur durch ein unausdrückbares Geheimnis kommen. Der Zugang zu ihm heisst der Torweg der Stille jenseits aller Tätigkeit.

Huang Po (um 850) in:  Der Eine Geist

Gefunden habe ich diesen Text hier: https://blog.nootheater.de

Die Begegnung mit Gott suchen

Foto: © wak

Der Mystiker sucht die Begegnung mit Gott. Sein Bild von Gott wird von der Vorstellungswelt der Gesellschaft, in der er lebt, geprägt. Die institutionalisierte Religion ist immer der Ausgangspunkt des Mystikers. Doch auf seiner Suche nach Gott entfernt er sich von dieser Religion, die Gott zu einem Objekt des Wissens gemacht hat, über den alles in der Glaubenslehre gesagt ist. Der Mystiker will nicht alte, festgelegte Dogmatik, sondern neue, lebendige Erfahrung. Insofern hat die Mystik eine Tendenz zur Ketzerei. Die Offenbarung Gottes betrachtet sie nicht als einen abgeschlossenen Akt, sondern als eine andauernde Tätigkeit: Gott offenbart sich fortwährend in seiner Schöpfung und ist deshalb auch immer wieder neu in ihr zu entdecken. Der Weg zu dieser Entdeckung führt einmal über die Anschauung der äußeren Natur, die meistens als eine Stufenfolge betrachtet wird, Stufe für Stufe führt der Weg vom Niedrigsten zum Höchsten hinauf; zum anderen führt der Weg nach Innen, es ist das »Loslassen« alles Äußeren, Äußerlichen, auch des eigenen Wünschens und Wollens; das ist der Weg der Meditation. Alle Anstrengung, diesen Weg zu beschreiten, hilft jedoch letztlich nicht; denn die Erleuchtung, die mystische Schau, kann nicht willentlich her- beigeführt werden: sie ereignet sich.

Hans Dieter Zimmermann im Vorwort zu dem von ihm herausgegebenen Buch Rationalität und Mystik. Frankfurt/M. 1981, S. 14

Den Seelengrund entzünden

Wie aus vielen Kohlen und Holz ein großes Feuer entsteht und die Flamme nach außen dringt und in die Höhe schlägt, so werden gute Übungen den Seelengrund entzünden.

Dann aber soll man die Bilder bald fahren lassen und mit flammender Liebe durch den mittleren in den allerinnersten Menschen hindurchdringen. Dieser besitzt keine Tätigkeit, denn die Wirksamkeit in ihm ist allein Gottes. Er hält sich auf eigene Tätigkeit verzichtend unter dem Wirken Gottes.

Johannes Tauler (um 1300 – 1361)

Der Mystiker sucht die Begegnung mit Gott

Der Mystiker sucht die Begegnung mit Gott. Sein Bild von Gott wird von der Vorstellungswelt der Gesellschaft, in der er lebt, geprägt. Die institutionalisierte Religion ist immer der Ausgangspunkt des Mystikers. Doch auf seiner Suche nach Gott entfernt er sich von dieser Religion, die Gott zu einem Objekt des Wissens gemacht hat, über den alles in der Glaubenslehre gesagt ist. Der Mystiker will nicht alte, festgelegte Dogmatik, sondern neue, lebendige Erfahrung. Insofern hat die Mystik eine Tendenz zur Ketzerei. Die Offenbarung Gottes betrachtet sie nicht als einen abgeschlossenen Akt, sondern als eine andauernde Tätigkeit: Gott offenbart sich fortwährend in seiner Schöpfung und ist deshalb auch immer wieder neu in ihr zu entdecken. Der Weg zu dieser Entdeckung führt einmal über die Anschauung der äußeren Natur, die meistens als eine Stufenfolge betrachtet wird, Stufe für Stufe führt der Weg vom Niedrigsten zum Höchsten hinauf; zum anderen führt der Weg nach Innen, es ist das »Loslassen« alles Äußeren, Äußerlichen, auch des eigenen Wünschens und Wollens; das ist der Weg der Meditation. Alle Anstrengung, diesen Weg zu beschreiten, hilft jedoch letztlich nicht; denn die Erleuchtung, die mystische Schau, kann nicht willentlich her- beigeführt werden: sie ereignet sich.

Hans Dieter Zimmermann im Vorwort zu dem von ihm herausgegebenen Buch Rationalität und Mystik. Frankfurt/M. 1981, S. 14