Lange schon gebetet

Konfuzius: Gespräche

Der Meister war schwer krank. Dsi Lu bat, für ihn beten lassen zu dürfen. Der Meister sprach: „Gibt es so etwas?“ Dsi Lu erwiderte und sprach: „.Ja, es gibt das. In den Lobgesängen heißt es: ‚Wir beten zu euch, ihr Götter oben und ihr Erdgeister unten.’“ Der Meister sprach: „Ich habe lange schon gebetet“

Kung Futse (Konfuzius): Gespräche (Lun Yü).Jena,21914,Buch VII, 34. Über das Gebet. In: S. 74

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Ganz eins mit Gott und uns selbst

Der Mystik des Einswerdens geht es darum, dass Gott schon in uns ist. Wenn wir Gott finden wollen, so müssen wir in die eigene Seele schauen. Im Innersten der Seele, auf dem Seelengrund, im inneren Heiligtum, da wohnt Gott. Auch wenn wir in unserer Erfahrung nichts davon spüren, so ist doch ein Raum in uns, zu dem niemand Zutritt hat außer Gott. In diesem Raum des Schweigens, in dieser inneren Zelle, da sind wir ganz eins mit Gott und zugleich eins mit uns selbst. Da erkennen wir, wer wir in Wirklichkeit sind, da kommen wir in Berührung mit dem unberührten Bild Gottes in uns.

Anselm Grün / Gerhard Riedl: Mystik und Eros. Münsterschwarzach 6 2001, S. 29

Rainer Maria Rilke: Buddha

Buddharelief von Vincenzo Kavod Altepost

Schon von ferne fühlt der fremde scheue
Pilger, wie es golden von ihm träuft;
so als hätten Reiche voller Reue
ihre Heimlichkeiten aufgehäuft.

Aber näher kommend wird er irre
vor der Hoheit dieser Augenbraun:
denn das sind nicht ihre Trinkgeschirre
und die Ohrgehänge ihrer Fraun.

Wüßte einer denn zu sagen, welche
Dinge eingeschmolzen wurden, um
dieses Bild auf diesem Blumenkelche

aufzurichten: stummer, ruhiggelber
als ein goldenes und rundherum
auch den Raum berührend wie sich selber.

Rainer Maria Rilke (1875 -1926) in: Neue Gedichte. Erster Teil, 1907, S. 70

Mehr zur Spiritualität des Keramikers Vincenzo Kavod Altepost in seinem empfehlenswerten Buch „Grundlegende Gutheit – Innere Freude“:

https://www.buecher.de/shop/buecher/grundlegende-gutheit-innere-freude/altepost-vincenzo-kavod/products_products/detail/prod_id/48065083/

Schon besser gesagt

Thomas Merton / Bild: Archiv

Kein Text über die einsamen, meditativen Dimensionen des Lebens kann etwas sagen, das vom Wind in den Kiefern nicht schon besser gesagt worden wäre.

Thomas Merton (1915 – 1968) im Vorwort zur japanischen Ausgabe seines Buches „Thoughts in Solitude“

Gefunden habe ich diese Aussage hier: https://naturlesen.wordpress.com/2020/12/01/solitude/

Wellenflügel

Schon möglich

dass die Wellen
des Meeres

in Wirklichkeit
Flügel sind

die uns aufnehmen
und davontragen

wenn das Leben
sich lichtet

freundlichen
Stränden entgegen

Friederike Hempel

Im September wird ihr Gedichtband „Du dunkles Licht“ im Würzburger Echter-Verlag erscheinen