Wo hofft er ihn denn zu finden?

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Wer da glaubt, zu Gott zu gelangen, indem er die Welt flieht, wann und wo hofft er ihn denn zu finden? Wie weit will er fliehen? Will er fliehen, bis er beim Nichts angelangt ist? Nein, wer feige entflieht, kann ihn nirgends finden.

Rabindranath Tagore (1861 – 1941) in: Sadhana – Der Weg zur Vollendung

Geh ihn nicht außerhalb deiner selbst suchen

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Freue dich und sei fröhlich in deiner inneren Sammlung mit ihm, denn du hast ihn so nahe. Hier sehne dich nach ihm, hier bete ihn an, und geh ihn doch nicht außerhalb deiner selbst suchen; denn du wirst dich nur zerstreuen und ermüden und wirst ihn nirgends sicherer und schneller und näher finden und dich an ihm freuen, als in dir selbst. Nur eines gibt es da, nämlich: Wenn er auch in dir ist, so ist er doch verborgen

Johannes vom Kreuz (1542 – 1591)

Such mich nirgends als in dir

Peter Paul Rubens stellte Teresa von Avila so dar / Quelle: wikimedia

Such mich nicht in weiter Ferne,
Da ich dir doch allzeit nahe!
Mir genügt dein Sehnsuchtsruf,
Und schon hast du mich gefunden.
Such mich nirgends als in dir!

Teresa von Avila (1515 – 1582)

Die Mitte des Selbst in Gott

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Das Selbst ist nicht seine eigene Mitte und dreht sich nicht um sich selbst; es hat seine Mitte in Gott, der die alleinige Mitte von allen und von allem ist, der „überall und nirgends“ ist, in dem sich alle finden, von dem alle ausgehen. So ist gleich von Anfang an dieses Bewusstsein bereit, „dem anderen“, mit dem es sowieso schon „in Gott“ vereinigt ist, zu begegnen.

Thomas Merton (1915 – 1968) in: „Weisheit der Stille. Die Geistigkeit des Zen und ihre Bedeutung für die moderne christliche Welt“. Bern/München/Wien 1975, S. 32