Gebet in den Religionen. Ausdruck des Glaubens und der Spiritualität – Buchtipp III / 2019

Thomas M. Schimmel / Michaela Arndt (Hrsg.)

Gebet in den Religionen
Ausdruck des Glaubens und der Spiritualität

1219dialog.de, 254 Seiten, 9,99 € (E-Book 4,99 €)
ISBN 978-3-7481-1989-0
o.O., 2. Auflage 2019

„Wie versöhnlich und wunderbar ähnlich sich der in Schweigen verharrende Indio, der gegen Mekka kniende Moslem, der in Reglosigkeit verweilende Zen-Meister, der das heilige Mantra summende Hindu, der mit gesenktem Haupte das Herzensgebet verrichtende Ostchrist, der den Rosenkranz abtastende Katholik, der andächtig das Ave Maria flüstert, und der Quäker, der schweigend seine Andacht hält, einander doch sind.“ Der Arzt Wladimir Lindenberg war es, der vor vielen Jahren schon die Vielfalt religöser Praktiken in Gebet und Gottesdienst beschrieb. Sein Zitat ist in dem ganz hervorragenden Buch „Gebet in den Religionen. Ausdrucks des Glaubens und der Spiritualität zu finden, das Thomas M. Schimmel und Michaela Arndt herausgegeben haben.

In drei Kapiteln wird zum Thema Gebet allgemein hingeführt. Denn Gebete sind nach Überzeugung der Herausgeber gelebter Ausdruck des Glaubens und der Spiritualität. So wird dann auch auf Basistexte von Christentum, Judentum, Islam, Hinduismus und den Bahai’i verwiesen und von beobachtenden Teilnahmen an religiösen Zeremonien anderer Religionen berichtet. So beobachtet eine Muslimin eine katholische Messe, ein Gottesdienst der „Christlichen Wissenschaft“ wird begleitet, ein Freitagsgebet in einer Berliner Moschee oder beim Treffen eines Sufi-Ordens. Aber auch ein Sikh-Fest, eins in den Bergen Nepals, eines im Norden von Ghana.

Konkretisiert wird die Gebetspraxis, wenn es nicht nur um die Gebete im Allgemeinen geht sondern auch um bestimmte Orte des Gebetes, Gebetshaltungen und -utensilien, die für das Gebet genutzt werden.

Mit dem Buch wollen die Herausgeber „Zugänge legen und Wissen über die Religionen und die Religiosität der Gläubigen vermitteln. Es will ein Argument sein gegen Populismus und Menschenverachtung. Denn es will auch zeigen, dass Pluralität in unserer Gesellschaft ein Schatz ist, der nicht konträr zum gesellschaftlichen Zusammenhalt steht, sondern im Gegenteil, eine Energiequelle darstellt, die wir nutzen können, um mehr Gerechtigkeit und Frieden herzustellen.“

Deutlich machen die Autoren damit auch, dass Gebet kein Selbst-Zweck ist, nicht nur die eigene Person im Blick hat, sondern jeweils auch die Gemeinschaft und Mitwelt. So zitiert Gunda Werner in ihrer Hinführung „Menschen beten“ dann auch Aldous Huxley, der schrieb: „Es steht fest, dass die mystische Schau, das unmittelbare und intuitive Gewahren Gottes das Endziel des menschlichen Lebens ist, dass eine Gesellschaft nur insofern gut ist, als sie ihren Mitgliedern die Beschaulichkeit ermöglicht; und dass mindestens eine Minderheit von Beschaulichen für das Wohl jeder Gesellschaft unerlässlich ist.“ Und dies gilt in allem gegenseitigen Respekt für alle Religionen.

© Werner A. Krebber

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