Eine gute Position um klar zu sehen

Atisha / Bild: wikimedia ~ gemeinfrei

„Wenn Übel die unbelebten und belebten Universen füllen,
dann verwandle widrige Umstände in den Bodhipfad“

Atisha (um 980 – 1054)

Lass all deine Vorstellungen weg, und selbst wenn dann alles ganz übel ist, widerstehe dem nicht, sondern wende auch da die Praxis (Tonglen) an, indem zu offen bist, ehrlich bist, nicht wissend, neugierig bist, die Phänomene als flüchtig betrachtest, als Blumen am Himmel – und einatmest und ausatmest. Hinterher können wir schauen, ob es etwas zu tun gibt. Das kann durchaus der Fall sein… Aber erst still sein, erst zur Natur des ungeborenen Gewahrseins zurückkommen, erst bereit sein, den Schmerz wirklich zu fühlen, ihn reinlassen und alles, was an Schönem da ist, loslassen, herschenken. Dann haben wir eine gute Position, eine gute Ausgangslage, um wirklich klar zu sehen.

Pyar Troll / Rauch (*1960) in: Bodhichitta – Das erwachte Herz. Das Sieben-Punkte-Geistestraining für Weisheit und Mitgefühl. 2005, o.O., S.88

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Unser Schicksal ist mit dem Schicksal der Erde verbunden

Foto: (c) wak

Die Zeit ist gekommen, unsere Stimmen zu senken, aufzuhören, den biologischen Prozessen der Erde unsere mechanistischen Muster aufzuzwingen, dem Impuls zu widerstehen, zu kontrollieren, zu befehlen, zu zwingen, zu unterdrücken, und ganz demütig zu beginnen, der Führung der größeren Gemeinschaft zu folgen, von der unser Leben abhängt. Unsere Erfüllung liegt nicht in unserer isolierten menschlichen Größe, sondern in unserer Verbundenheit mit der größeren Erdengemeinschaft, denn diese ist auch die größere Dimension unseres Seins. Unser menschliches Schicksal ist integral mit dem Schicksal der Erde verbunden.

Thomas Berry CP (1914 -2009) in: Dream of the Earth, 1988

Die Gedanken nicht hindern aber…

Foto: (c) wak

Ein Bruder kam zum Altvater Poimen und sagte: „Vater, ich habe vielerlei Gedanken und komme durch sie in Gefahr.“ Der Altvater führte ihn ins Freie und sagte zu ihm: „Breite dein Obergewand aus und halte die Winde auf!“ Er antwortete: „Das kann ich nicht!“ Da sagte der Greis zu ihm: „Wenn du das nicht kannst, dann kannst du auch deine Gedanken nicht hindern, zu dir zu kommen. Aber es ist deine Aufgabe, ihnen zu widerstehen.

Bonifaz Miller: Weisung der Väter. Apophtegmata Patrum, Freiburg 4. Auflage 1998, Ausspruch 602

Klarheit und leuchtenden Glanz empfangen

Gedenktafel im Kloster Helfta | Foto: © wak

Der Fisch kann im Wasser nicht ertrinken,
der Vogel in den Lüften nicht versinken,
das Gold ist im Feuer nie vergangen,
denn es wird dort Klarheit und leuchtenden Glanz empfangen.
Gott hat allen Kreaturen das gegeben,
dass sie ihrer Natur gemäß leben.
Wie könnte ich denn meiner Natur widerstehn?

Mechthild von Magdeburg (ca. 1207/1208 – 1282)

Llewellyn Vaughan-Lee zitiert sie in seinem Artikel „Rückkehr zur Liebe: ein paar einfache Worte für Mystiker*innen und Liebende“ vom Juni 2020 https://goldensufi.org/de/rueckkehr-zur-liebe-ein-paar-einfache-worte-fuer-mystikerinnen-und-liebende/

All unsere Macht für die Liebe nutzen

Wir können nicht anders
als unsere Macht gebrauchen.
Können nicht der Versuchung widerstehen,
der Welt unseren Stempel aufzudrücken.

Deshalb lasst uns
in der Wahl unserer Worte
und widersprüchlich wie wir sind
all unsere Macht für die Liebe nutzen.

Martin Buber (1878 – 1965)

Die Kraft des Herzens verwandelt

Die Kraft Deines Herzens kann alles besiegen, was dir im Weg ist: Zweifel und Angst, Hass und Zwietracht, Groll und Feindschaft. Nichts von alldem kann der Kraft des Herzens widerstehen.
Denn das Herz kämpft nicht und greift nicht an, es überzeugt nicht, überredet nicht und verteidigt sich nicht.
Das Herz versteht und nimmt an.
Was verstanden und angenommen wird, entzerrt sich und gewinnt seine wahre Natur zurück: Liebe.
So verwandelt die Kraft des Herzens alles in Liebe.

Safi Nidiaye in: Die Stimme des Herzens, Bergisch-Gladbach 9. Auflage 2009, S. 58

Unsere Macht für die Liebe nutzen

Wir können nicht anders
als unsere Macht gebrauchen.
Können nicht der Versuchung widerstehen,
der Welt unseren Stempel aufzudrücken.

Deshalb lasst uns
in der Wahl unserer Worte
und widersprüchlich wie wir sind
all unsere Macht für die Liebe nutzen.

Martin Buber (1878 – 1965)