Im Dunklen ist die Schönheit verborgen

Foto: (c) wak

… (es) ist interessant, daß die Mayas angeblich die Bücher ihrer heiligen Schriften im Dunklen aufbewahrten und vortrugen. Es waren für die Dunkelheit geschriebene Texte, die nur dort im Dunklen bei Dämmerlicht von den Priestern gelesen wurden. Nur einmal im Jahr wurden sie während eines Rituals ans Tageslicht gebracht. Womit gewissermaßen öffentlich ihre Existenz bezeugt wurde. Dann verschwanden sie wieder in der Dunkelheit im Innern von Pyramiden oder anderen sakralen Räumen.

Der Blick ins Dunkle ist lohnenswert, denn dort ist die Schönheit verborgen. Doch der Blick ins Dunkle erfordert Zeit und Geduld und Vertrauen und Mut. Es dauert eine gewisse Zeit, bis sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben und zu sehen beginnen. Der hastige, ungeduldige,  flüchtige Blick in die Dunkelheit lässt die Augen nichts weiter sehen als Dunkelheit.

Die Schönheit offenbart sich nur dem, der bereit ist, sich auf den Weg zu ihr zu begeben. Da wir aber in einer Zeit des flüchtigen Blickes leben, bleibt diese Schönheit verborgen.

Und soweit die Künste, und vor allem der Film, als kapitalistische Unterhaltungsindustrie betrieben werden, sind sie nicht in der Lage, diesen wahrhaft sehenden, erkennenden Blick zu kultivieren. Deshalb stößt ein jeder auf Widerstand, der diesen Blick wagt.

Fred Kelemen (*1964) in seinem Beitrag „Die Schönheit harrt im Dunkeln“

Der vollständige Beitrag ist hier nachzulesen:

MAGISCHE BLÄTTER BUCH VIII
CII. JAHRGANG WINTER 2021/2022

Januar 2022: Sakralkunst

Mehr auch hier: https://verlagmagischeblaetter.eu/monatsschrift-magische-bl%C3%A4tter

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Tagung „Mystik und Widerstand“

Mystik und Widerstand

Verinnerlichung und Gesellschaftsgestaltung von Meister Eckhart bis Dorothee Sölle

Rüdiger Sünner schreibt:

Kann mystische Erfahrung auch zu einer politischen Veränderung der Gesellschaft führen? Welche modernen Formen mystischer Erfahrung gibt es? Solchen Fragen stellt sich inzwischen auch die Kirche, die längst gemerkt hat, dass die Menschen heute auf vielen Wegen nach Spiritualität suchen. So nächstes Wochenende auf der Tagung „Mystik und Widerstand“ der Evangelischen Akademie Thüringen bei Erfurt, wo auch mein Film über Dorothee Sölle laufen wird. Neben einem Vortrag über Meister Eckhart und einer Lesung zu mystischer Erfahrung bei Thomas Mann, Robert Musil und Rilke wird es auch eine „praktische Einführung“ in die integrale Spiritualität Ken Wilbers geben.

 

Freitag, 11. September 2020

15.00 Ankommen und Stehkaffee

15.30 Begrüßung und Einführung
Dr. Sebastian Kranich, Direktor der Evangelischen Akademie Thüringen
Dipl. theol. Christoph Maier, Direktor der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt

16.15 Vortrag und Diskussion
Mystik, Widerstand und Politik – Zugänge bei Meister Eckhart
Prof. Dr. Dietmar Mieth, Universität Erfurt, Leiter der Meister-Eckhart-Forschungsstelle

18.00 Abendessen

19.00 Literarischer Abend
Unverfügbarkeit – Mystik bei Thomas Mann, Robert Musil und Rainer Maria Rilke
Prof. Dr. Dietmar Mieth

21.00 Nach(t)Gespräche
Samstag, 12. September 2020

9.00 Andacht

9.30 Vortrag und Diskussion
Zwischen Reformation und Revolution. Martin Luther, Thomas Müntzer und die Mystik
Prof. Dr. Wolf-Friedrich Schäufele, Philipps-Universität Marburg, Kirchenhistoriker

11.00 Kaffeepause

11.30 Vortrag und Diskussion
Zinzendorf im Spannungsfeld zwischen Mystik und Sozialutopie
Dr. Peter Vogt, Pfarrer der Brüdergemeine in Herrnhut und Studienleiter der Evangelischen Brüder-Unität

13.00 Mittagessen

15.00 Praktische Einübung
Moderne Mystik – Wege zu einer integralen Spiritualität nach Ken Wilber und Marion Küstenmacher
Dipl. theol. Christoph Maier

18.00 Abendessen

19.00 Film und Filmgespräch
Mystik und Widerstand – Dorothee Sölle
Rüdiger Sünner (Regisseur/Autor des Films, Berlin)

21.00 Nach(t)Gespräche

Sonntag, 13. September 2020

9.30 Gottesdienst im Kirchensaal der Brüdergemeine
„Welche der Geist Gottes treibt“
Pfarrer Dipl. theol. Christoph Maier (Liturg), Pfarrer Dr. Sebastian Kranich (Predigt), Student Johannes Richter, Evangelische Hochschule für Kirchenmusik Halle (Orgel)

11.00 Ende der Tagung

Hier mehr:

http://www.ev-akademie-thueringen.de/veranstaltungen/2752/?fbclid=IwAR3b6L0rbAlYReTh-965XWpRAHNkxGHuHRWLoBnliXwiPdziV8s3X5xG_9w

Seine Aufmerksamkeit auf das innere Selbst lenken

Foto: © wak

Ein weiser Mensch wandelt jeden Widerstand in eine Gelegenheit zur Bewährung um, die Fehler derer, mit denen ihn das Schicksal in unabänderliche Berührung bringt, werden zum Prüfstein seiner eigenen Tugenden. Er begegnet der Reizbarkeit mit Ruhe und Geduld, welche sich dann einstellt, wenn er seine Aufmerksamkeit auf das innere Selbst lenkt.

Der vollständige Text „Der weise Mensch“ ist hier zu lesen:

MAGISCHE BLÄTTER
CI. JAHRGANG HERBST 2020
3. Quartalsausgabe August, September, Oktober, gebunden
ISBN.Nr. 978 -3-948594-03-9

HEFT 7 | August 2020 | TITELTHEMA: KUNST

https://verlagmagischeblaetter.eu/monatsschrift/magische-blaetter

Im Angesicht des Schweigens begreifen

Foto: © wak

Schweigen spricht immer. Es ist ein ewiger Fluss von Mitteilung, der durch das Sprechen unterbrochen wird. Die Worte, die ich jetzt ausspreche, überdecken diese schweigende Sprache. Da fließt zum Beispiel Strom durch einen Draht; trifft er auf einen Widerstand, glüht er auf in einer Glühbirne oder bewegt er sich in einem Ventilator. Im Draht aber bleibt er bloße elektrische Energie. Genauso ist Schweigen der ewige Fluss der Sprache, der durch Worte unterbrochen wird. Was man durch jahrelanges Gerede nicht erfasst, kann im Schweigen oder im Angesicht des Schweigens sofort begriffen werden.

Ramana Maharshi (1879-1950)

Im Angesicht des Schweigens begreifen

Foto: © wak

 

Schweigen spricht immer. Es ist ein ewiger Fluss von Mitteilung, der durch das Sprechen unterbrochen wird. Die Worte, die ich jetzt ausspreche, überdecken diese schweigende Sprache. Da fließt zum Beispiel Strom durch einen Draht; trifft er auf einen Widerstand, glüht er auf in einer Glühbirne oder bewegt er sich in einem Ventilator. Im Draht aber bleibt er bloße elektrische Energie. Genauso ist Schweigen der ewige Fluss der Sprache, der durch Worte unterbrochen wird. Was man durch jahrelanges Gerede nicht erfasst, kann im Schweigen oder im Angesicht des Schweigens sofort begriffen werden.

Ramana Maharshi  (1879 – 1950)

Mehr zu Ramana Maharshi am 7. Juli hier: https://mystikaktuell.wordpress.com/2019/06/07/ramana-maharshi-und-doing-nothing-mystikkreis-am-7-juli-2019/

Liebe, die der Natur der Seele entspricht

Foto: © wak

 

Zwiefach ist die Übung des Kreuzes, gemäß seiner Zusammensetzung aus zwei Balken. Der eine ist die geduldige Ertragung leiblicher Drangsale, und dies ist die Tat der affektiven Widerstandskraft der Seele. Der andere Teil besteht in dem feinen Wirken des Geistes durch Verkehr mit Gott in stetem Gebet und ähnlichen Übungen, die dem sinnlich-geistigen Strebevermögen angehören und die man zusammenfaßt in dem Wort Beschaulichkeit. Wie die erste Kraft die seelischen Empfindungen regelt durch nachhaltigen Eifer, so läutert die zweite das Erkennen durch den Einfluss jener Liebe, die der Natur der Seele entspricht.

Isaak von Ninive / Isaak der Syrer  (um 640 – ca. 700)

Schweigen spricht immer

Die Karte ist ein Siebdruck aus Arunachala    Foto: © wak

Schweigen spricht immer. Es ist ein ewiger Fluss von Mitteilung, der durch das Sprechen unterbrochen wird. Die Worte, die ich jetzt ausspreche, überdecken diese schweigende Sprache. Da fließt zum Beispiel Strom durch einen Draht; trifft er auf einen Widerstand, glüht er auf in einer Glühbirne oder bewegt er sich in einem Ventilator. Im Draht aber bleibt er bloße elektrische Energie. Genauso ist Schweigen der ewige Fluss der Sprache, der durch Worte unterbrochen wird. Was man durch jahrelanges Gerede nicht erfasst, kann im Schweigen oder im Angesicht des Schweigens sofort begriffen werden.

Ramana Maharshi (1879-1950)

Mystisches Bewusstsein

Foto: © wak

Für das mystische Bewusstsein
ist es notwendig,
dass alles Innere nach außen kommt
und sichtbar wird.
Der Traum will erzählt werden,
das „Innere Licht“ will scheinen,
die Vision muss mitteilbar werden.

Dorothee Sölle (1929 – 2003) in: Mystik und Widerstand

Hingabe

Bei der Hingabe bildet der gegenwärtige Augenblick die einzige Richtschnur. Die Seele verhält sich dabei leicht wie eine Feder, flüssig wie Wasser, schlicht wie ein Kind. Sie bleibt beweglich wie ein Ball, um jeden Antrieb der Gnade zu empfangen und auszuführen. Flüssigem Metall gleich, weisen solche Seelen keinen Widerstand und keine Härten mehr auf. Wie dieses alle Formen des Modells annimmt, in den man es gießt, so nehmen sie widerstandslos alle Formen an, die Gott ihnen geben will. Ihre Haltung gleicht der Luft, die jedem Windhauch offen steht; sie gleicht dem Wasser, das sich an jedes Gefäß anschmiegt

Jean Pierre de Caussade (1675 – 1751)