Sein Herz wie einen Spiegel gebrauchen

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Der höchste Mensch gebraucht sein Herz wie einen Spiegel. Er geht den Dingen nicht nach und geht ihnen nicht entgegen; er spiegelt sie wider, aber hält sie nicht fest. Darum kann er die Welt überwinden und wird nicht verwundet. Er ist nicht der Sklave seines Ruhms;  er hegt nicht Pläne; er gibt sich nicht ab mit den Geschäften; er ist nicht Herr des Erkennens. Er beachtet das Kleinste und ist doch unerschöpflich und weilt jenseits des Ichs. Bis aufs letzte nimmt er entgegen, was der Himmel spendet, und hat doch, als hätte er nichts. Er bleibt demütig.

Dschuang Dsi. Das wahre Buch vom südlichen Blütenland. Aus dem Chinesischen verdeutscht und erläutert von Richard Wilhelm, Jena 1912, S. 59

Die Flamme seiner Liebe geht zum Herzen Gottes

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In dem Maße, wie der Mensch in sich eindringt, dringt er auch in Gott ein, und in dem Maße, wie er in Gott eindringt, gelangt er auch zu sich selbst. Will er Gott wirklich finden, so muß er bis zu jener Tiefe seiner selbst hinabsteigen, wo er nur mehr das Bild Gottes ist, wo sich an seinem Grundquell nur noch Gott findet. Vorher gelangt der Mensch unmittelbar stets nur zu Gott, wie sein Denken oder Bewußstein ihn widerspiegelt. Zweifelsohne geht seine Liebe weiter als seine Erkenntnis, so dass die Flamme seiner Liebe direkt zum Herzen Gottes geht. Allein es gibt auch Tiefen der Liebe, die nur möglich scheinen, wenn die letzten Falten des Seins klargelegt sind.

Henri Le Saux (1910 – 1973) in: Indische Weisheit – Christliche Mystik. Luzern 1968, S.120

Weder beurteilen noch festhalten

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Der Geist sollte wie ein Spiegel werden,
der die Gegenstände widerspiegelt,
aber sie weder beurteilt noch festhält.
Vorstellungen haben keine eigene Substanz.
Lass sie kommen und gehen, ohne sie zu beachten.

Aldous Huxley (1894 – 1963) in „Die ewige Philosophie – Philosophia Perennis“, Freiburg 2008, S. 362

Beginen und Pandemien

Marguerite Porete (1250/1260 – 1. Juni 1310)

… Während Pandemien wurden die Beginen häufig dazu aufgerufen, sich um die Kranken und Sterbenden zu kümmern. Sie eröffneten Krankenhäuser und Pflegezentren für die Bedürftigen und einige gaben sogar ihr Leben in diesem Dienst, nachdem sie selbst erkrankt waren. Der Kern ihres Glaubens war die tiefe Hingabe an Gott und das Streben nach Vollkommenheit durch regelmäßiges Gebet, Askese, mystische Forschung und klösterlich geprägte Praktiken. Sein Leben zu riskieren und mit denen zu leiden, die am meisten leiden, war die höchste Berufung und Erfüllung für die eigene Seele, eine, die das Leben Jesu widerspiegelte. …

Bild und Text fand ich hier: https://knowyourmothers.ghost.io/marguerite-porete-the-beguines/

Mehr zu Beginen und ihrer Geschichte findet sich hier:

Hofmann / Krebber: Die Beginen – Geschichte und Gegenwart. Topos Taschenbuch 530

https://portal.dnb.de/opac.htm?method=showFullRecord&currentResultId=tit+all+%22Die+Beginen%22+and+per%3D%22Hofmann%22%26any&currentPosition=0

Der Spiegel des Herzens

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Der höchste Mensch
gebraucht sein Herz wie einen Spiegel.
Er geht den Dingen nicht nach
und geht ihnen nicht entgegen;
er spiegelt sie wider,
aber hält sie nicht fest.
Darum kann er die Welt überwinden
und wird nicht verwundet.

Dschuang Dsi, Das wahre Buch vom südlichen Blütenland, Jena 1912, Buch VII, Seite 59

Widerspiegeln der Seele in Gott

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Ich nimm ein Becken mit Wasser und lege darin einen Spiegel und setze es unter das Rad der Sonnen. Die Sonne wirft aus ihren lichten Schein in den Spiegel und vergehet doch nicht. Das Widerspiegeln des Spiegels in der Sonne ist Sonne in der Sonne, und der Spiegel ist doch das er ist. Also ist es um Gott. Gott ist in der Seele mit seiner Natur und seinem Wesen und seiner Gottheit, und er ist doch nicht die Seele. Das Widerspiegeln der Seele in Gott ist Gott in Gott und die Seele ist doch das sie ist.

Meister Eckhart (1260 – 1328)

Die Seele spiegelt sich in Gott

Ich nimm ein Becken mit Wasser und lege darin einen Spiegel und setze es unter das Rad der Sonnen. Die Sonne wirft aus ihren lichten Schein in den Spiegel und vergehet doch nicht. Das Widerspiegeln des Spiegels in der Sonne ist Sonne in der Sonne, und der Spiegel ist doch das er ist.

Also ist es um Gott. Gott ist in der Seele mit seiner Natur und seinem Wesen und seiner Gottheit, und er ist doch nicht die Seele. Das Widerspiegeln der Seele in Gott ist Gott in Gott und die Seele ist doch das sie ist.

Meister Eckhart (1260 – 1328)

Seele in Gott

Ich nimm ein Becken mit Wasser und lege darin einen Spiegel und setze es unter das Rad der Sonnen. Die Sonne wirft aus ihren lichten Schein in den Spiegel und vergehet doch nicht. Das Widerspiegeln des Spiegels in der Sonne ist Sonne in der Sonne, und der Spiegel ist doch das er ist. Also ist es um Gott. Gott ist in der Seele mit seiner Natur und seinem Wesen und seiner Gottheit, und er ist doch nicht die Seele. Das Widerspiegeln der Seele in Gott ist Gott in Gott und die Seele ist doch das sie ist.

Meister Eckhart (1260 – 1328)