Dschuang Dsi: Mystik des aufblühenden Lotus

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Die Lehre des Dschuang Dsi ist groß, sie ist umfassend und mehr als das, sie ist beglückend. Sie erfaßt die Welt und vernichtet sie nicht. Sie erkennt das Böse und leugnet es nicht. Sie weiß, daß der Mensch böse ist von Urbeginn, und glaubt doch an ihn, denn was wäre der Sinn des Lebens eines Weisen, wenn nicht die Erziehung? Sie begnügt sich nicht mit der sichtbaren Welt, die zu ermessen und zu messen ist, sondern er nimmt mystischen Aufschwung in das unbegrenzte und nie zu ermessende Reich. Aber das ist keine Mystik des müden Unterganges, sondern die des aufblühenden Lotus, der aufgehenden Sonne, des aufrauschenden, unbeschreiblich mächtigen, unbeschreiblich freudigen Vogels Rockh.

Das höchste und tiefste, das dieser Mensch der Vorzeit uns zu geben hat, ist eben diese Vereinigung des Tiefsten mit dem Höchsten. Es ist eine Religion der Versöhnung, nicht auf dem Boden eines Dogmas, also auch nicht auf dem Boden des ewig unerfüllbaren: Liebet einander, sondern durch den Weg, den er jedem zu (seinem) innersten Erlebnis, zum Sinn des Lebens führen will. Dann gehen alle Farben ein in den unwandelbaren Regenbogen der Vereinigung. Er ist der einzige Weltgelehrte, der die Weltanschauung nicht durchsetzen, sondern alle Weltanschauungen zur Ruhe bringen will. Keine Zeit konnte so dürsten nach der Ruhe und der Vereinigung wie die unsere. Und unsere Zeit, kann man ihr auch nachsagen, wieviel man will und wieviel sie verdient, sie hat viel gelitten; und hier, in der Freude des lichten Ostens, könnte sie Heilung finden; wenn irgendwie und irgendwo, so im südlichen Blütenland.

Ernst Weiß  (1882 – 1940) in seinem Essay „Von Chinas Göttern“

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Luise Rinser: Zeiten-Ende

Zeiten-Ende. „Heinrich von Ofterdingen“ (Novalis). Zum wievielten Mal lese ich das Buch jetzt, und jedesmal fin­de ich Neues, das mich angeht, mich und meine Zeit.

Eben finde ich in einem sonderbaren Buch, das mir ein unbekannter Leser einmal zugeschickt hat, eine Stelle, die dazu paßt:

„Nicht vor dem Untergang des Abendlandes ist die Menschheit angelangt, wie manche wähnen, sondern sein späterer höchster Aufstieg erfordert die Opfer, die der wah­re Mensch des Abendlandes heute zu beklagen hat . . . Hier ist Geduld und Glaube der Heiligen vonnöten.“

Wer das schreibt, der nennt sich Bô Yin Râ, aber er ist ein Deutscher, Joseph Anton Schneiderfranken. Das Buch ist 1922 in Basel erschienen.

Zeiten-Ende. Tagebuchzitat von Luise Rinser (1911 – 2002). Das vollständige Zitat ist zu lesen in der aktuellen-Sommer-Ausgabe der „Magischen Blätter“.

MAGISCHE BLÄTTER, BUCH X
CIII. Jahrgang, Mai 2022, Heft 5 / Thema: VON JACOB BÖHME ÜBER DIE ROMANTIK ZUM BÖHME-BUND

Bestellt werden kann die Ausgabe hier: kontakt@verlagmagischeblaetter.eu

Mehr hier: https://verlagmagischeblaetter.eu/monatsschrift-magische-bl%C3%A4tter

Herr, mit welchem Hymnus soll ich beginnen?

… Herr, mit welchem Hymnus soll ich beginnen? Mit einem zu Seiner Ehre und Herrlichkeit, der mich geheilt und meine Erlösung bewirkt hat. Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Untergang will ich diesen Lobgesang über die ganze Erde singen, nicht nur, um die Macht und die Liebe meines Befreiers zu feiern, sondern um allen suchenden Seelen und der ganzen menschlichen Familie das sichere und wirksame Mittel zur Wiedererlangung von Gesundheit und Leben für immer mitzuteilen. Ich will sie dadurch lehren, wie der Geist der Weisheit und der Wahrheit in ihren eigenen Herzen wohnen und sie auf allen ihren Wegen leiten kann. Amen.

In: Zehn Gebete von Louis Claude de Saint-Martin (1743 – 1803). Hier: Neuntes Gebet. Wie sollte es möglich sein

(Interessante Analogien hier: Rahel Varnhagen von Ense, Karl August Varnhagen von Ense: Angelus Silesius und Saint-Martin. Ferdinand Dümmlers Buchhandlung, Berlin ³1849)

Der vollständige Text der „Zehn Gebete“ ist hier zu lesen:

MAGISCHE BLÄTTER, BUCH IX
CIII. Jahrgang, März 2022, Heft 3 / Thema: Theosophie

Mehr hier: https://verlagmagischeblaetter.eu/monatsschrift-magische-bl%C3%A4tter

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Mildes Licht

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Mildes Licht heiliger Herrlichkeit, des unsterblichen, himmlischen Vaters, des heiligen, seligen Jesus Christus, am Untergang der Sonne angelangt, das abendliche Licht betrachtend, besingen wir den Vater, den Sohn und Heiligen Geist als Gott. Würdig bist du, zu aller Zeit besungen zu werden von heiligen Stimmen, Sohn Gottes, Spen-der des Lebens; darum verherrlicht dich das All.

Der Lichthymnus Phos hiloaron, Mildes Licht, stammt vermutlich aus dem 2. Jahrhundert

Süchtig nach Krieg

Foto: © wak

Der Mensch ist
wie ein Alkoholiker,
der weiss, dass das Trinken
ihn zerstören wird,
der aber trotzdem stets
einen Anlass zum Trinken findet…

Man kann daraus nur einen Schluss ziehen:
der Mensch ist so süchtig nach Krieg,
dass er mit seiner Sucht
nicht fertig werden kann.

Doch wenn er nicht lernt,
sie zu meistern,
wird diese Sucht
sein Untergang sein.

Thomas Merton (1915 – 1968)