Rhythmus der Weltseele

Foto: (c) wak

Das Auflösen der Dunkelheit und der Unwissenheit führt zum Erwachen, zur Kenntnis seiner selbst, zur Teilnahme an der kosmischen Freude, zum Anklingen an den Rhythmus der Weltseele, also zur mystischen Gemütsbewegung.

Frederic Lionel (1908 – 1999) in: Abendland. Hüter der Flamme. Remagen, o.J., S. 121

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Das ganze Feuer ungemindert und ungeteilt

Symeon, der neue Theologe / Quelle: wikimedia, gemeinfrei

 

Meine Zunge entbehrt der Worte, und was in mir geschieht, sieht mein Geist wohl, aber er erklärt es nicht. Er betrachtet und will aussprechen, aber das Wort findet er nicht. Er schaut das Unsichtbare, das aller Gestalt Ledige, durchaus Einfache, nicht Zusammengesetzte und an Größe Unendliche. Denn er erblickt keinen Anfang, und kein Ende schaut er, uns ist gänzlich keiner Mitte bewusst, und weiß nicht, wie er das sagen soll, was er sieht. Etwas Ganzes erscheint, wie ich meine, und nicht mit dem Wesen selbst, sondern durch eine Teilnahme. Denn an Feuer entzündest du Feuer und das ganze Feuer empfängst du: jenes aber bleibt ungemindert und ungeteilt wie vordem.

Symeon der neue Theologe (ca. 970 – 1040) in: Aus den LIebesgesängen an Gott

Frieden, Peace, Pace, Paix, Pax…

Text der Wandtafel im Vestibül des Raumes der Stille im Brandenburger Tor, Berlin

 

Alle haben gesündigt und ermangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten. (Römer 3,23)

Darum beten wir:

Den Hass, der Rasse von Rasse trennt, Volk von Volk, Klasse von Klasse,
Vater, vergib.

Das Streben der Menschen und Völker zu besitzen, was nicht ihr eigen ist,
Vater, vergib.

Die Besitzgier, die die Arbeit der Menschen ausnutzt und die Erde verwüstet,
Vater, vergib.

Unseren Neid auf das Wohlergehen und Glück der anderen,
Vater, vergib.

Unsere mangelnde Teilnahme an der Not der Gefangenen, Heimatlosen und Flüchtlinge,
Vater, vergib.

Die Gier, die Frauen, Männer und Kinder entwürdigt und an Leib und Seele missbraucht,
Vater, vergib.

Den Hochmut, der uns verleitet, auf uns selbst zu vertrauen und nicht auf Gott,
Vater, vergib.

Seid untereinander freundlich, herzlich und vergebet einer dem anderen, gleichwie Gott euch vergeben hat in Jesus Christus. (Epheser 4,32)

AMEN

 

Nach der Zerstörung der Kathedrale von Coventry (Großbritannien) am 14./15.November 1940 durch deutsche Bombenangriffe ließ der damalige Dompropst Richard Howard die Worte „Vater vergib“ in die Chorwand der Ruine meißeln.

Diese Worte bestimmen das Versöhnungsgebet von Coventry, das die Aufgabe der Versöhnung in der weltweiten Christenheit umschreibt. Das Gebet wurde 1958 formuliert und wird seitdem an jedem Freitagmittag um 12 Uhr im Chorraum der Ruine der alten Kathedrale in Coventry und in vielen Nagelkreuzzentren der Welt gebetet.

Mehr Informationen dazu hier: http://nagelkreuz.org/versoehnung/versoehnungsgebet

Versöhnungsgebet von Coventry

Alle haben gesündigt und ermangeln des
Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten.
(Röm. 3,23)

Den Hass, der Rasse von Rasse trennt,
Volk von Volk, Klasse von Klasse:
VATER, VERGIB!

Das Streben der Menschen und Völker,
zu besitzen, was nicht ihr Eigen ist:
VATER, VERGIB!

Die Besitzgier, die die Arbeit der Menschen
ausnutzt und die Erde verwüstet:
VATER, VERGIB!

Unseren Neid auf das Wohlergehen
und Glück der anderen:
VATER, VERGIB!

Unsere mangelnde Teilnahme an der Not der
Gefangenen, Heimatlosen und Flüchtlinge:
VATER, VERGIB!

Die Entwürdigung von Frauen, Männern
und Kindern durch sexuellen Missbrauch:
VATER, VERGIB!

Den Hochmut, der uns verleitet, auf
uns selbst zu vertrauen und nicht auf Gott:
VATER, VERGIB!

Seid untereinander freundlich, herzlich und
vergebt einer dem anderen, gleichwie Gott
euch vergeben hat in Christus.
(Eph. 4,32)

Wir brauchen Transzendenz

Vieles haben wir Menschen mit anderen Tieren gemeinsam – etwa die Grundbedürfnisse nach Essen, Trinken oder Schlafen – darüber hinaus aber auch geistig-seelische Bedürfnisse, die vielleicht unsere Besonderheit ausmachen. In den Tag hinein zu leben ist für Menschen unbefriedigend; wir brauchen Transzendenz, Entrückung und Flucht; brauchen Sinn, Erkenntnis und Erklärung; brauchen allgemeingültige Muster, die in unserem Leben sichtbar werden. Wir brauchen Hoffnung und das Gefühl, eine Zukunft zu haben. Und wir brauchen die Freiheit (oder zumindest die Illusion der Freiheit), über uns selbst hinauszugelangen – egal, ob mit Teleskopen, Mikroskopen und anderen Erfindungen unserer unermüdlich fortschreitenden Technik oder in Bewusstseinszuständen, die uns ermöglichen, in andere Welten zu reisen, unsere unmittelbare Umgebung zu überschreiten. Wir brauchen diesen inneren Abstand genauso wie die intensive Teilnahme am Leben.

Oliver Sacks: Drachen, Doppelgänger und Dämonen. Über Menschen mit Halluzinationen. Reinbek 2013, S. 109