In gewissem Sinne leer

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Zen ist Bewusstsein ohne die Struktur einer besonderen Form oder eines besonderen Systems, ein transkulturelles, transreligiöses, transformiertes Bewusstsein. Deshalb ist es in gewissem Sinne „leer“. Aber es kann durch dieses oder jenes religiöse oder irreligiöse System hindurch scheinen, so wie Licht durch ein Glas hindurch scheinen kann, das blau ist oder grün, rot oder gelb. Wenn Zen überhaupt eine Vorliebe hat, dann zieht es einfaches Glas vor, das keine Farbe hat und eben „einfaches Glas“ ist.

ThomasMerton (1915 – 1968) in: Weisheit der Stille, 1975, S. 12

Direkte Verbindung mit dem Göttlichen

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Es besteht ein fundamentaler Unterschied zwischen Religion und Mystik. Es gibt Religionen ohne Spiritualität, und es gibt Spiritualität ohne Religion. Die kirchlich organisierte Religion kann gar nicht umhin, ihre Mitglieder zu der Überzeugung zu bringen, dass sie regelmäßig zu einem bestimmten Ort kommen und sich mit dem System in Beziehung setzen zu müssen, um das richtige Verhältnis zum Göttlichen zu haben. Für die Mystiker übernehmen die Natur und ihr eigener Körper die Rolle eines Tempels. Ihre Verbindung mit dem Göttlichen ist direkt und braucht keinerlei Vermittlung, besonders nicht von seiten jener, die selbst nicht die Erfahrungen gemacht haben und nichts als ernannte Beamte sind. Was für Mystiker von Nutzen sei kann, ist eine sie unterstützende Gemeinschaft von Mitsuchern und Lehrern, die auf dem Weg schon fortgeschrittener sind als sie.

Stanislav Grof (* 1931) in: Die Bewusstseins-Revolution. o.O. 1999, S. 75 (zusammen mit Ervin Laszlo und Peter Russell)

Meditation zu „Doing Nothing“

„Tue nichts“ sagte der Meditationslehrer von Yuval Noah Harari, wie der in seinen „21 Lektionen für das 21. Jahrhundert“ berichtet. „Tue nichts“, sagte sein Lehrer immer wieder. Ganz fern war das für Harari, fern von „allen möglichen komplizierten mystischen Theorien“, die er kannte.
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Es war Johannes Tauler, der Schüler Meister Eckharts, durch den der Kontakt von Rani Kaluza zu mir entstand. Wie nah ist der Gedanke vom Doing Nothing bei Tauler, der zum Beispiel in seiner Predigt 31 sagt:
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„Soll Gott wahrhaft zu dir sprechen, so müssen alle deine Kräfte schweigen. Nicht um ein Tun geht es, sondern um ein Nichttun“.
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Mich hat das sofort angesprochen. Mir war gleich sympathisch, dass Doing Nothing nicht in ein enges System eingepfercht, keine hierarchisch dominierte Methode, kein dogmatisch verbogenes Konzept ist.
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Ich habe Doing Nothing erfahren als ein: In sich gehen, schweigen, wahr-nehmen was ist, sich öffnen in den offenen Raum hinein – mit allem, was ich mitbringe. Das heißt für mich vor allem: Erwartungslos mit allen Gefühlen und Sinnen präsent werden und sein. Immer wieder neu mir und anderen begegnen. Das führt auch hinaus aus der Gefahr einer individualistischen Einzelmeditation, weil es im Prozess der Transformation die soziale Dimension des Menschen in die Mit-Welt öffnet.
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Doing Nothing – ein Nichttun: Im 21. Jahrhundert. Fern von komplizierten mystischen Theorien. Direkt und unmittelbar, offen und verbindlich zugleich.
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Werner Anahata

Publiziert auf dieser Seite: https://www.facebook.com/DoingNothingRetreats

Einen neuen Weg finden

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Wenn wir nicht in der Lage sind, einen neuen Weg zu finden, um unsere wahre Natur zu entdecken, könnte die Menschheit zum Verschwinden verurteilt sein. Noch nie in der Geschichte sahen wir uns derart vielen verhängnisvollen Gefahren auf einmal ausgesetzt wie heute. Wir haben die Kontrolle über die Lage verloren. Die ökonomischen, politischen und militärischen Systeme, die wir entwickelt haben, kehren sich gegen uns selbst und zwingen sich uns auf, und wir werden in zunehmendem Maß „entmenschlicht“

Thich Nhat Hanh (*1926)

Schau genau hin, genau jetzt!

Ich will dich nichts lehren, im Gegenteil, ich will dich der Lehren berauben. Ich sage dir keine Methode, sondern möchte dir alle Methoden nehmen. Ich entwerfe kein System, ich will dir auch alle Systeme wegnehmen. Bitte, bitte glaube mir nichts, denn auch Glauben will ich dir entreißen. Denn du musst am Ende selbst sehen, du musst selbst entdecken! Also, schau, schau selbst was übrig bleibt. Schau, was da ohne Lehre, ohne System, ohne Methode, ohne Zukunft, ohne Vergangenheit ist – schau, schau genau hin, genau jetzt!

Pyar Rauch (*1960)