Himmelfahrt: Ausbreitung des überwindenden Lichtreiches

Kupferstich: Archiv

Die Himmelfahrt Christi war auch eine Ausbreitung des überwindenden Lichtreiches. Die Auffahrt war eine Verwandlung des Fleisches und Blutes Jesu in den Geist, d.i. in das dünnste herrschene Lichts=principium, oder eine Verklärung der Menschheit, davon Jesus so oft geredet. Zu der Magdalena sagte Jesus, dem sie vorher Hände und Füße geküßt: Rühre mich nicht an, denn ich bin noch nicht aufgefahren zu meinem Vater. Die Auffahrt oder Verklärung geschah stufenweise, wie aus dem Anfang der Offenbarung Johannis zu schließen ist. Der höchste Grad ist uns unbekannt; liegt aber unter dem Worte: zur Rechten sitzen. Da sein Fleisch zu Geist geworden, hat dies principium alles durchdrungen und erfüllt. Es ist das Licht der Welt vorher gewesen, ist es aber alsdann völlig, als ein actus purissimus aller sieben Geister, geworden: daher Petrus sagt, wir seien durch die Auferstehung wieder geboren worden. Von diesem principio nehmen alle Gläubigen teil, sie empfangen Wasser und Geist im Verborgenen.

Friedrich Christoph Oetingers kurzer Auszug der Hauptlehren Jakob Böhms, § XI, S. 69
In: Jakob Böhmes Schriften. Ausgewählt und herausgegeben von Hans Kayser. Insel-Verlag, Leipzig, 1920

Friedrich Christoph Oetinger (1702 – 1782) hat sich als Theologiestudent im Evangelischen Stift Tübingen ab 1725 intensiv mit den Schriften Jakob Böhmes beschäftigt.

Über den Text von Angelus Silesius unter dem Porträt Böhmes mehr hier: https://mystikaktuell.wordpress.com/2021/11/29/gottes-herz-ist-jacob-bohmens-element/

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Von siebenhand Vollkommenheiten

Gedenktafel in Helfta / Foto: (c) wak

Gerne ungeehrt;
gerne ungefürchtet;
gerne allein;
gerne still;
gerne unansehnlich;
gerne gepriesen;
gerne der Creatur gemein.

Die Beginenmystikerin Mechthild von Magdeburg (ca. 1210-1299) in ihrem Buch „Das fließende Licht der Gottheit“

Aus der Mitte strahlt die Lebenssonne

Photo by Julia Volk on Pexels.com

Theresa von Avila hat die geheime Kammer der Seele mit einem Schloss verglichen, das sieben kristallklare Gemächer umschließt.

Die heilige Theresa spricht von der Anziehungskraft der sieben Gemächer, die alle, bis zum letzten, erforscht werden sollen.

„Ihr müsst wissen“, sagt sie, „dass man auf sehr verschiedene Weise im Schlosse hausen kann. Sehr viele Seelen leben nur in der äußeren Einfriedung des Schlosses, in dem die Wächter wachen, die es beschützen. Viele Seelen betreten das Schloss gar niemals und kennen die Reichtümer nicht, die es birgt; auch nicht die Zahl seiner Gemächer…
„Wenn die Seelen endlich die nächstliegenden Gemächer betreten, nehmen sie allzuviele Schlangen mit sich.“

„Aus der Mitte des Schlosses“, schließt Theresa ihre Beschreibung, „strahlt die Lebenssonne ihr Licht aus in alle Gemächer.“

Frederic Lionel (1908 – 1999) in: Abendland – Hüter der Flamme. Remagen, o.J. Kapitel XV, Die Urquelle des ewig Wahren, S. 141-142

Joseph Haydn: Die sieben letzten Worte unseres Erlösers

– Einleitung  (0:00)
–  Vater, bergib ihnen (4:28)
–  Fürwahr, ich sag’es dir (10:25)
–  Frau, hier siehe deinen Sohn (15:54)
– Mein Gott, mein Gott (22:31)
– Einleitung (Largo e cantabile) (27:42)
– Jesus rufet (31:41)
–  Es ist vollbracht (37:57)
– Vater, in deine Hände (43:03)
– Er ist nicht mehr (48:42)

https://de.wikipedia.org/wiki/Die_sieben_letzten_Worte_unseres_Erl%C3%B6sers_am_Kreuze

Verflossene Tage

Meister Eckhart-Tür an der Predigerkirche in Erfurt    Foto: © wak

 

Die Tage,
die seit sechs oder sieben
Tagen verflossen sind,
und die Tage,
die da waren
vor sechstausend Jahren,
die sind dem heutigen Tage
so nahe wie der Tag,
der gestern war.
Weil die Zeit
in einem gegenwärtigen Nun ist.

Meister Eckhart (1260 – 1328)

Alle Tage sind Gottes Tage

Im Leben des Indianers gibt es nur eine unumgängliche Pflicht: die Pflicht des Gebets – des täglichen Erkennens des Unsichtbaren und des Ewigen. Für ihn besteht keine Notwendigkeit, von sieben Tagen einen für heilig zu erklären, denn für ihn sind alle Tage Gottes Tage.

Charles Alexander Eastman / Ohíye S’a ( 1858 – 1939)

Tägliches Erkennen des Ewigen

Im Leben des Indianers
gibt es nur eine unumgängliche Pflicht:
die Pflicht des Gebets –
des täglichen Erkennens
des Unsichtbaren und des Ewigen.
Für ihn besteht keine Notwendigkeit,
von sieben Tagen
einen für heilig zu erklären,
denn für ihn sind alle Tage Gottes Tage.

Ohiyesa / Charles Alexander Eastman (* 1858; † 1939)

Mehr Tage als einen…

Es gibt mehr Tage als einen. Es gibt den Tag der Seele und den Tag Gottes. Ein Tag vor sechs oder sieben Tagen oder vor mehr als sechstausend Jahren ist der Gegenwart ebenso nah wie der gestrige Tag. Warum? Weil alle Zeit im Nu des gegenwärtigen Augenblicks enthalten ist. Der Tag der Seele fällt in diese Zeit und besteht aus dem natürlichen Licht, in dem Dinge gesehen werden. Der Tag Gottes ist jedoch der vollständige Tag, der Tag und Nacht umfasst. Er ist der wirkliche jetzige Augenblick. Vergangenheit und Zukunft sind beide weit von Gott entfernt und seinem Wege fremd.

Meister Eckhart (1260 – 1328)

 

Allen Leserinnen und Lesern einen guten Übergang in das Jahr 2014!