Der Glaube hat kein Objekt

Raimon Panikkar

Die Mystiker, auch die christlichen Mystiker, verfeinern das Gottesbild so sehr, dass Gott im Dunkeln bleibt und das Mysterium so nahe kommt, dass sie sich sogar weigern zu sagen, dass sie von Gott sprechen dürfen. Einer der Kirchenväter sagt, dass wenn jemand behauptet, dass er Gott gesehen hat, er weder die mystische Erfahrung gehabt, noch Gott gesehen hat. Das richtet sich gegen die Objektivierbarkeit beziehungsweise Denkbarkeit. Das Denken hat ein Objekt, das Denken denkt Objekte. Der Glaube hat kein Objekt. Hätte der Glaube ein Objekt, so wäre es gerade das, was sämtliche monotheistischen Traditionen als die Hauptsünde bezeichnen, nämlich Idolatrie. Man macht sich aus Gott ein Idol beziehungsweise einen Begriff.

Raimon Panikkar (1918 – 2010) in: Das Abenteuer Wirklichkeit. München 2000, S. 25-26

Mehr zu Panikkar hier: http://raimon-panikkar.org/english/home.html

Mystiker unserer Zeit im Porträt – Buchtipp I

(Das Umschlagbild des Buches zeigt Bede Griffiths)

Roland R. Ropers

 Mystiker unserer Zeit im Porträt

topos premium / 172 Seiten  19,95 €,

ISBN: 978-3-8367-0032-0 / auch als E-Book

Kevelaer 2017

 

„Mystiker sind großartige Menschen ohne magische Erscheinung und ohne missionarisches Sendungsbewusstsein. Sie sind Leuchtfeuer und Wegweiser in das innerste Universum, wo jeder tiefreligiös Suchende an der Urquelle seine ewige Heimat finden kann. … Wer das Mysterium der Ewigen Wahrheit und Wirklichkeit durchdrungen hat, kann einem dogmatischen Glaubenssystem nicht untergeordnet werden.“ So führt Roland R. Ropers in sein Buch „Mystiker unserer Zeit im Porträt“ ein. Und wenig später schreibt er: „Die wirkliche Neugeburt findet nicht nach dem Tod statt, sondern ist die Rückbesinnung des Menschen auf die Qualität seines Denkens und Handelns, ist eine radikale Veränderung der Denkgewohnheiten in diesem Leben…“

Versehen mit einem knappen Titel und den Namen der porträtierten Mystikerinnen und Mystiker weist Ropers mit zumeist zwei bis vier Buchseiten auf diese Leuchtfeuer und Wegweiser hin und stellt ihr Leben und Werk vor. Die Grenzen konfessioneller Enge überschreitet er dabei erfrischend weit. So entsteht ein Kompendium interspiritueller mystischer Gedanken und ihrer Protagonisten, die teils bekannt scheinen, teils eher unerwartet daherkommen.

Wer sind sie nun, diese heutigen Mystikerinnen und Mystiker? Hier nur eine kleine Auswahl der knapp 70, die Ropers mit Papst Franziskus beginnen lässt: Sri Aurobindo, Charlotte Joko Beck, Eugen Biser, Leonard Bernstein, Carlo Carretto, Alexandra David Néel, Dorothy Day, John O’Donohue, Hans-Peter Dürr, Khalil Gibran, Bede Griffiths, Dag Hammerskjöld, Willigis Jäger, Hugo Makibi Enomiya-Lassalle, Henri Le Saux, Wladimir Lindenberg, Thomas Merton, Henri Nouwen, Raimon Panikkar, Thich Nhat Hanh, Valentin Tomberg…

Außer den biographischen Hinweisen gibt es Zitate der Mystikerinnen und Mystiker, die neugierig machen, mehr von ihnen zu erfahren, erspüren.

Kurz noch etwas über den Autoren: Roland Romuald Ropers ist 1945 geboren, Religionsphilosoph und Kontemplationslehrer. Er ist Oblate des Benediktinerordens und Begründer der „Etymosophie“. Bücher von ihm beschäftigten sich bereits in der Vergangenheit u.a. mit Hans-Peter Dürr, Bede Griffiths , Hugo Makibi Enomiya-Lassalle, Raimon Panikkar, also der Begegnung von östlicher und westlichen Spiritualitäten.

© Werner A. Krebber

 

Verwandlung zum Leben

Das kontemplative Leben ist eine Wechselwirkung. Soviel ich mich verwandele, so viel verwandle ich meine Umwelt. So viel ich meine Umwelt verwandle, so viel persönliche Verwandlung geschieht. Die kontemplative Erfahrung sagt uns, dass wir, um wirklich leben zu können, keine Rezepte benötigen, dass wir uns keine Ziele setzen müssen. Diese Weg- und Ziellosigkeit in der raum-zeitlichen Verbundenheit umzusetzen ist ein Wagnis und auch ein Risiko. Wenn wir dieses Risiko aber nicht annehmen und uns nicht auf die Nichtdualität einlassen, bleibt alles beim Alten und wir werden weiter getrieben im Getriebe der Zeit. Unsere Zeit aber benötigt eine Verwandlung hin zum Leben.

Raimon Panikkar (1918 – 2010)

Aus dem Vortrag “Die verwandelnde Kraft der Kontemplation”, den Raimon Panikkar 1992 in München gehalten hat.
http://www.wsdk.de/NavigatorLinks/Kontemplation/RaimonPanikkar.htm

Verwandlung zum Leben

Das kontemplative Leben ist eine Wechselwirkung. Soviel ich mich verwandele, so viel verwandle ich meine Umwelt. So viel ich meine Umwelt verwandle, so viel persönliche Verwandlung geschieht. Die kontemplative Erfahrung sagt uns, dass wir, um wirklich leben zu können, keine Rezepte benötigen, dass wir uns keine Ziele setzen müssen. Diese Weg- und Ziellosigkeit in der raum-zeitlichen Verbundenheit umzusetzen ist ein Wagnis und auch ein Risiko. Wenn wir dieses Risiko aber nicht annehmen und uns nicht auf die Nichtdualität einlassen, bleibt alles beim Alten und wir werden weiter getrieben im Getriebe der Zeit. Unsere Zeit aber benötigt eine Verwandlung hin zum Leben.

Raimon Panikkar (1918 – 2010)

Aus dem Vortrag “Die verwandelnde Kraft der Kontemplation”, den Raimon Panikkar 1992 in München gehalten hat.
http://www.wsdk.de/NavigatorLinks/Kontemplation/RaimonPanikkar.htm

Offen sein für das Mysterium

raimonpanikkar

Wir haben die Göttlichkeit zu einem Idol gemacht. Der christliche Gott wurde zu einem Idol. Ich als Theologe kann es nicht genug sagen und betonen: Wir können Gott nicht auf unser Konzept von Gott reduzieren. Wir sollten offen sein für das Mysterium. Dieses ist sozusagen offen für alle Themen. Es kann nicht eingeschlossen werden. Ich kann nicht sagen: Das Mysterium ist hier oder dort. Ein Mysterium ist genau deswegen ein Mysterium. Weil es keinen Inhalt hat.

Raimon Panikkar (1918 – 2010)

 

 

Christ und mehr

Ich bin als Christ gegangen,
ich habe mich als Hindu gefunden
und ich kehre als Buddhist zurück,
ohne doch aufgehört zu haben,
ein Christ zu sein.

Raimon Panikkar (1918 – 2010)

Mehr über Panikkar hier:

http://allzumenschliches.wordpress.com/2011/02/25/nachruf-auf-raimon-panikkar-pd-dr-dr-bernhard-nitsche-freiburg/