Adventsgeheimnis

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Das Adventsgeheimnis richtet das Licht des Glaubens auf den eigentlichen Sinn des Lebens, der Geschichte, des Menschen, der Welt und unseres eigenen Seins. Im Advent feiern wir das Kommen, ja die Gegenwart Christi in unserer Welt. Wir bezeugen seine Gegenwart, selbst inmitten all ihrer unergründlichen Probleme und Tragödien. Unser Adventsglaube ist keine Flucht aus der Welt in ein nebelhaftes Reich von Slogans und Tröstungen, die unsere Probleme für unwirklich und unsere Tragödien für nicht existent erklären.

Gefunden haben ich dieses Zitat von Thomas Merton aus dem 1965 erschienenen Buch „Seasons of Celebration“ hier: https://www.ringingwords.com/hal-s-blog/thomas-merton-on-advent

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Vollkommene Leere von Zeit und Raum

(c) wak

An diesem Morgen war die Beschaffenheit der Meditation das Nichts, die vollkommene Leere von Zeit und Raum. Das ist eine Tatsache und nicht eine Idee oder das Paradox unvereinbarer Spekulationen. Man findet diese eigenartige Leere, wenn die Wurzel aller Probleme schwindet. Diese Wurzel ist Denken, das Denken, das trennt und festhält.

Jiddu Krishnamurti (1895 – 1986)

Wir sind hier, weil es letztlich kein Entrinnen vor uns selbst gibt… ~ Die unbekannte mystische Quelle des Richard Beauvais

Screenshot der nur noch im Internet-Archive zugänglichen ehemaligen Homepage von Daytop (web.archive.org/web/20160122104012/http://www.daytop.org/philosophy.html)

„Wir sind hier, weil es letztlich kein Entrinnen vor uns selbst gibt…“ – So beginnt ein Text, der mich seit vielen Jahren begleitet. Zuerst fand ich ihn auf der Seite einer psychosomatischen Klinik: (www.dr-reisach-kliniken.de/leitbild.html). Als Autor wurde und wird Richard Beauvais (1938 – 2019) genannt.

Später erst fand ich den Text mit Ergänzungen, mit einem Vorspann und einem Zwischentext. Zugeschrieben werden sie – fälschlicherweise (siehe Nachtrag) – der Benediktinerin Hildegard von Bingen (1098 – 1179). Und so entsteht ein spirituelles Mixtum Compositum, das es in sich hat:

Wir müssen auf unsere Seele hören, wenn wir gesund werden wollen. / (HvB zugeschrieben)

Wir sind hier, weil es letztlich kein Entrinnen vor uns selbst gibt.
Solange der Mensch sich nicht selbst in den Augen und Herzen seiner Mitmenschen begegnet, ist er auf der Flucht.
Solange er nicht zulässt, dass seine Mitmenschen an seinem Innersten teilhaben, gibt es für ihn keine Geborgenheit.
Solange er sich fürchtet, durchschaut zu werden, kann er weder sich noch andere erkennen – er wird allein sein. / HvB fälschlich zugeschrieben +RB

Alles ist mit Allem verbunden / HvB zugeschrieben

Wo können wir solch einen Spiegel finden, wenn nicht in unseren Nächsten?
Hier in der Gemeinschaft kann ein Mensch erst richtig klar über sich werden und sich nicht mehr als den Riesen seiner Träume oder den Zwerg seiner Ängste sehen, sondern als Mensch, der – Teil eines Ganzen – zu ihrem Wohl seinen Beitrag leistet.
In solchem Boden können wir Wurzeln schlagen und wachsen; nicht mehr allein – wie im Tod – sondern lebendig als Mensch unter Menschen. / RB

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Richard Beauvais hat den Text 1964 geschrieben, als er bei „Daytop“ gearbeitet hat, einer Einrichtung für Drogenabhängige, die das Modell der „therapeutischen Gemeinschaft“ entwickelt hat. Begründet worden war die Organisation u.a. von Dan Casriel, einem Psychiater, dessen therapeutische Praxis des „Bonding“ auch in der Klinik Herrenalb übernommen worden war. Der Name von Walter H. Lechler ist dabei für Herrenalb ebenso wichtig wie – exemplarisch –  der von Ingo Gerstenberg, der später in der Hirsenmühle gearbeitet hat. Das Klinikkonzept von therapeutischer Gemeinschaft hat Georg Reisach, ein ehemaliger Benediktinerpater,  später auch auf seine Kliniken Adula und Hochgrat übertragen.

Kleine Anmerkung am Rande: Mal wird der Text übrigens mit „Ich bin hier…“ begonnen, mal mit „Wir sind hier…“ – was dem Konzept therapeutischer Gemeinschaft sicher eher nahekommt.

Ende 2015 fusionierte Daytop Village mit Samaritan Village und änderte ihren Namen in Samaritan Daytop Village.

Schon viele Jahre früher, 1977,  gründete Beauvais zusammen mit seiner Frau Phyllis  in Bethlehem, Connecticut, eine andere therapeutische Einrichtung, „Wellspring“, in der sie einen hochstrukturierten, aber intimen Behandlungsansatz für Menschen mit schweren emotionalen, psychiatrischen und verhaltensbezogenen Problemen schaffen wollten.

Dem Nachruf von Wellspring für Richard Beauvais ist zu entnehmen, dass er nicht nur ein gläubiger Katholik gewesen sei, sondern als Benediktineroblate auch eng verbunden mit der dortigen Abtei Regina Laudis im amerikanischen Bethlehem. (wellspring.org/wellspring-co-founder-richard-beauvais-july-31-1938-january-19-2019/)

Und so schließt sich ein Kreis – zumindest für mich -, auch wenn ich die Quelle des Hildegard-Textes zunächst nicht habe ausfindig machen können. Inzwischen ist deutlich, dass der erste Teil definitiv nicht von der Benediktinerin stammt. Der Benediktineroblate Beauvais wird die ihr zugeschriebene Textstelle  allerdings vielleicht ebenso gekannt haben wie der ehemalige Benediktiner Reisach, auf dessen Klinik-Seite ich das Zitat mit den Gedanken von Hildegard von Bingen und Richard Beauvais gefunden habe.

Werner Anahata Krebber

Nachtrag:

„… Das sind keine Gedanken und Worte von Hildegard. Wortwörtlich kommt bei ihr dieser Text überhaupt nicht vor und ich könnte schwierig eine Textstelle nennen, als deren Paraphrase dieses Zitat gelten könnte. Diese Gedanken sind eindeutig untypisch für Hildegard.“

Sr. Dr. Maura Zátonyi OSB,  Vorsitzende St. Hildegard-Akademie Eibingen e.V. / Mail vom 22. 12. 2020

Hier eine aktualisierte synoptische Darstellung der Textelemente:

Nach dem Draufklicken auf die Synopse ist der Text besser lesbar…

Ursprüngliche Weisheit und unmittelbarer Kontakt

 

Foto: © wak

Ich vermute, dass Ihre Probleme mit einer konservativen und formalistischen Religiosität den unseren in der katholischen Kirche ganz und gar gleichen. Es ist überall dasselbe. Wir brauchen eine neue geistige Grundhaltung, und das bedeutet zuallererst die Wiederentdeckung der alten und ursprünglichen Weisheit. Und wirklichen Kontakt mit dem, was uns unmittelbar umgibt.

Thomas Merton 1966 in einem Brief an Thich Nhat Hanh

Menschen brauchen Zuhörende

Screenshot der Startseite von https://zuhoerer-ruhr.com/

Wir leben in einer rasanter gesellschaftlicher und sozialer Umbrüche. Es gibt immer weniger Raum dafür, dass Menschen einfühlsam Menschen zuhören. Vor allem aber: Immer seltener können Menschen individuelle Fragen, Probleme, Schwierigkeiten und Herausforderungen bei kompetenten Menschen loswerden, sich in einem vertrauensvollen Umfeld mit-teilen. Im Beruf sind und werden immer mehr Aufgaben und Arbeiten automatisiert, Personal wird dramatisch reduziert. Arbeiten werden von zuhause am Computer via Home Office erledigt.
Die Arbeitsverdichtung sorgt dafür, dass von immer weniger Mitarbeitern und Kollegen immer mehr zu erledigen ist. Und der Ton untereinander ist rauer geworden – Mobbing ist ebenso an der Tagesordnung, wie es Belästigungen unterschiedlicher Art sind.

Die Isolation schreitet stetig voran

Menschen ohne Arbeit sind immer mehr isoliert, ziehen sich aus sozialen Zusammenhängen zurück und vereinsamen zunehmend.

Einzelne und Familien sind in immer stärkerer Weise eingebunden – und auch hier werden jene Phasen immer knapper, wo jemandem noch achtsam zugehört werden kann.

Der demographische Wandel lässt immer mehr Menschen ohne ein sozial adäquates Umfeld alt werden. Immer mehr Menschen leben alleine und isoliert. Alleine auch mit ihren Gedanken, Vorstellungen, Wünschen und Schwierigkeiten.

Menschen brauchen Zuhörende

Wo es vor allem in der Vergangenheit noch ausreichend Anlaufstellen gab, seine Nöte und Sorgen abzuladen, ziehen die sich seit Jahren schon immer weiter hinter verschlossene Türen zurück, lassen die Menschen in ihren Ängsten, Sorgen und Fragen weitgehend allein. Hier kann ein niederschwelliges Angebot – quasi säkularer Seelsorge – ansetzen. Denn das Ende dieser Entwicklungen ist noch nicht abzusehen. Aber es braucht ganz dringend eine Veränderung dieser Situationen, es braucht offene Ohren, es braucht ebenso unabhängige wie kompetente Zuhörende, deren Verschwiegenheit man sicher sein kann.

© Werner A. Krebber, Zuhörer

 

Mehr hier auf meiner Seite: https://zuhoerer-ruhr.com/

Den Reichtum nicht versiegen lassen

Wenn man Schritte unternimmt, um etwas zu erreichen, wird dieses Handeln zu einem Resultat führen – zu Mißerfolg oder Erfolg. Wenn man einen Pfeil abschießt, wird er das Ziel entweder treffen oder verfehlen. Vertrauen ist das Wissen, dass eine Botschaft zurückkommen wird.
Wenn du auf diese Botschaften, die Widerspiegelungen der phänomenalen Welt, vertraust, wird die Welt voll unerschöpflichem Reichtum sein. Du lebst in einer überreichen Welt, der nie die Botschaften ausgehen.
Probleme entstehen nur dann, wenn du eine Situation zu deinen Gunsten zu manipulieren oder sie zu ignorieren versuchst. Du brichst damit das Vertrauensverhältnis zur Welt, und das kann ihren Reichtum versiegen lassen.
Meist erhältst du zuvor jedoch eine Botschaft. Bist du überheblich, so drückt der Himmel dich zurück auf den Boden; bist du zu zaghaft, so richtet die Erde dich auf.

Chögyam Trungpa (1940 -1987)

Nicht-Greifen und Nicht-Suchen

Wenn Sie sich auf die Suche machen, haben Sie Fragen und Zweifel – das ist gut so. Aber die Lösung Ihrer Probleme, der Ausweg aus Ihren Zweifeln ist das Nicht-Greifen, und das ist Nicht-Suchen.

Chögyam Trungpa (1940 -1987)

Netz der Verbundenheit

Wir alle sind Natur als Körper, sind Klarheit als Geist und sind Liebe als Seele.
Wir alle sind verwoben in einem staunenswerten, das All durchwirkenden Netz der Verbundenheit.
Wir sind ein großes WIR, und doch leiden wir oft an Abtrennung, an Unverständnis, erleben Begrenzung und Hilflosigkeit, ökologische, soziale und wirtschaftliche Krisen und Probleme.

Pyar Rauch (*1960) in: Wir – Wege der Verbundenheit. Aurum-Verlag, Bielefeld 2009, S. 9

Unser wahres Selbst

In jeder Situation sollten wir uns nicht dem anderen Menschen per se hingeben, sondern dem wahren Selbst. Natürlich verkörpert der andere das wahre Selbst, und doch ist das nicht genau dasselbe. Wenn wir mit einer Gruppe zu tun haben, so besteht unsere Beziehung nicht zu der Gruppe, sondern zum wahren Selbst der Gruppe. Das wahre Selbst, von dem ich spreche, ist kein mystisches Wesen, das irgendwo über einem schwebt. Das wahre Selbst ist nichts, und doch ist es das einzige, das unser Leben bestimmen sollte. Es ist der einzige Meister. Wenn wir za-zen üben oder eine sesshin erleben, dient das nur dem Zweck, unser wahres Selbst besser zu verstehen. Wenn wir es nicht verstehen, werden wir immer weiter ratlos vor Problemen stehen und nicht wissen, was wir tun sollen. Das Einzige, dem wir dienen sollten, ist nicht ein Lehrer, nicht ein Zentrum, nicht ein Beruf oder ein Ehepartner, nicht ein Kind, sondern unser wahres Selbst.

Charlotte Joko Beck (1917 – 2011) in „Zen im Alltag“, München 2000. S. 152 – 153

Vertrauen zur Welt

Wenn man Schritte unternimmt, um etwas zu erreichen, wird dieses Handeln zu einem Resultat führen – zu Mißerfolg oder Erfolg. Wenn man einen Pfeil abschießt, wird er das Ziel entweder treffen oder verfehlen. Vertrauen ist das Wissen, dass eine Botschaft zurückkommen wird.
Wenn du auf diese Botschaften, die Widerspiegelungen der phänomenalen Welt, vertraust, wird die Welt voll unerschöpflichem Reichtum sein. Du lebst in einer überreichen Welt, der nie die Botschaften ausgehen.
Probleme entstehen nur dann, wenn du eine Situation zu deinen Gunsten zu manipulieren oder sie zu ignorieren versuchst. Du brichst damit das Vertrauensverhältnis zur Welt, und das kann ihren Reichtum versiegen lassen.
Meist erhältst du zuvor jedoch eine Botschaft. Bist du überheblich, so drückt der Himmel dich zurück auf den Boden; bist du zu zaghaft, so richtet die Erde dich auf.

Chögyam Trungpa (1940 -1987)