Lass Gott in dir wirken, ihm erkenne das Werk zu, und kümmere dich nicht darum, ob er mit der Natur oder übernatürlich wirke; beides ist sein: Natur wie Gnade. Was geht‘s dich an, womit zu wirken ihm füglich ist oder was er wirke in dir oder in einem andern? Er soll wirken, wie oder wo oder in welcher Weise es ihm passt.
Ein Mann hätte gern einen Quell in seinen Garten geleitet und sprach: „Dafern mir nur das Wasser zuteil würde, so achtete ich gar nicht darauf, welcher Art die Rinne wäre, durch die es mir zuflösse, ob eisern, hölzern, knöchern oder rostig, wenn mir nur das Wasser zuteil würde“. So machen‘s die ganz verkehrt, die sich darum sorgen, wodurch Gott seine Werke in dir wirke, ob es Natur sei oder Gnade. Lass ihn dabei (nur allein) wirken, und habe du nur Frieden.
Meister Eckhart (1260 – 1328) in: Reden der Unterweisung 23, „Von den inneren und äußeren Werken“