Der bewiesene Nutzen von Krücken

Photo by Anna Shvets on Pexels.com

Eines Tages, mein Freund, verletzte sich ein Mann an seinem Bein. Er mußte nun mit einer Krücke gehen. Die Krücke war ihm sehr von Nutzen, sowohl beim Gehen als auch für andere Zwecke. Er brachte seiner ganzen Familie bei, Krücken zu benutzen, und sie wurden ein Bestandteil des täglichen Lebens. Jedermann wollte eine Krücke haben. Manche waren aus Elfenbein geschnitzt, andere mit Gold verziert. Man eröffnete Schulen, um die Menschen im Gebrauch der Krücken zu unterweisen, an den Universitäten wurden Lehrstühle eingerichtet, die sich mit den höheren Aspekten dieser Wissenschaft zu befassen hatten. Wenige, sehr wenige Menschen begannen schließlich, ohne Krücken zu gehen. Man hielt dies allgemein für skandalös und absurd. Und schließlich gab es ja auch viele Verwendungsmöglichkeiten für Krücken. Aber manche von ihnen beharrten auf ihrer Ansicht; sie wurden bestraft. Sie versuchten den Menschen zu zeigen, daß man eine Krücke nur dann benutzt, wenn sie nötig ist. Und daß man sich in vielen der Fälle, wo man jetzt eine Krücke benutzte, auf andere Weise besser behelfen könnte. Wenige hörten ihnen zu. Um den Vorurteilen zu begegnen, begannen einige von denen, die ohne Krücken gehen konnten, sich völlig anders zu verhalten als die etablierte Gesellschaft. Sie blieben wenige. Als man herausfand, daß – nachdem so viele Generationen die Krücken benutzt hatten – tatsächlich nur noch ein paar Menschen ohne Krücken gehen konnten, hielt die Mehrheit ihre Notwendigkeit für bewiesen.

Idries Shah (1924 – 1996)

Werbung

Worte göttlichen Ursprungs

Foto: (c) Archiv

Fünf Züge, die Worte göttlichen Ursprunges von anderen unterscheiden

Göttliche Auditionen drücken ihren Sinn so klar aus und machen auf das Gedächtnis einen so tiefen Eindruck, daß man nicht die kleinste Silbe vergessen kann; wohingegen die, die aus unserer Einbildungskraft stammen, in keiner Weise diese Klarheit besitzen. Sie erinnern irgendwie an Worte, die man im Traume gehört hat.

Sie werden oft vernommen, wenn wir gar nicht an den Gegenstand, auf den sie sich beziehen, denken; und manchmal sogar, wenn wir uns über andere Sachen unterhalten. Außerdem können sie sich auf Ideen beziehen, die unseren Geist nur kreuzen, oder auf schon vergangene Ideen, oder auf Sachen, an die wir nie gedacht haben.

Die Seele hört den von Gott kommenden Worten nur zu, während sie selbst die aus der Einbildung kommenden bildet.

Eine einzige dieser göttlichen Äußerungen drückt in ein paar Worten aus, was unser Geist nur in vielen ausdrücken könnte.

Göttliche Worte besitzen (auf eine Weise, die zu beschreiben sie nicht imstande ist) mehrere Bedeutungen außer der durch ihren Klang ausgedrückten.

James H. Leuba (1868 – 1946) fasst die Aussagen der Teresa von Avila (1515 – 1582) aus „Die innere Burg“ (Die sechste Wohnung, Drittes Kapitel) in seinem Buch „Die Psychologie der Religiösen Mystik“, Berlin / Heidelberg 1927 wie oben beschrieben zusammen.

Herz und Dhamma

Foto: privat

Lust und Leid wohnen im Herzen. Die Handlungen, welche Lust und Leid erschaffen, werden im Herzen ersonnen. Das Herz kennt die Folgen, welche als Lust und Leid erscheinen; das Herz trägt die Bürde der Ergebnisse seiner eigenen Gedanken. Daher passen das Herz und der Dhamma* so perfekt zueinander. Gleich welche Sprache oder Nationalität, wir können alle den Dhamma verstehen, weil das Herz und der Dhamma ein natürliches Paar sind.

Ajaan Maha Boowa (1913 – 2011)

*Dhamma bzw. Dharma. Die wörtliche Bedeutung ist: „das, was trägt, stützt“. Das Wort wird überwiegend für die Lehre von Buddha in Wort und Schrift verwandt