Mystik und Weltverantwortung

Mystik nährt unser Vertrauen, dass diese Welt, die von göttlicher Liebesenergie durchdrungen ist, nicht zugrunde gehen wird. Das gibt uns den Mut, die Ausdauer und die Hoffnung, die angesichts der sich zusammenbrauenden globalen Krisen so dringend gebraucht werden, und die keine Vernunft uns geben kann. Andererseits gewährt mystische Spiritualität die innere Kraft, Ohnmacht angesichts der Weltlage auszuhalten und einen Teil der viel zu großen Verantwortung loszulassen. In der mystischen Versenkung sitze ich im windstillen Auge des Wirbelsturms der Welt.

So gehören für mich Mystik und Weltverantwortung untrennbar zusammen. Mystische Weltverantwortung bewahre uns vor der Verbissenheit und dem Hochmut politischer Weltverbesserer. Und weltverantwortliche Mystik bewahre uns vor der Falle einer bloß individuellen Seelenrettung. Das Streben nach mystischer Erfahrung ist dann kein subtiler Egotrip, sondern Dienst an der Welt.

Gerhard Breidenstein (*1937)

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Matthew Fox: Vier Pfade einer Schöpfungsspiritualität

Matthew Fox hat aufgrund der Schriften des mittelalterlichen Mystikers Meister Eckhart (u.a.) vier Pfade einer Schöpfungsspiritualität aufgezeichnet:
Der erste Pfad lädt dazu ein, sich auf die Fülle und Schönheit der Schöpfung einzulassen, zu staunen und uns nähren zu lassen. Er erinnert an jene mystischen Augenblicke unseres Lebens, in denen wir trunken sind vor Freude.
Der zweite Pfad ist die Einladung, sich ins Dunkel zu wagen, durch sie hindurchzugehen und sich dabei verändern zu lassen. Er ist die Konfrontation mit der Begrenztheit des Lebens, mit der Existenz von Leiden und Schmerz. Er lehrt uns die Kunst des Loslassens, der Stille, des Schweigens. Hier ist auch der Ort der Trauer, des Abschiednehmens, des Sterbens.
Der dritte Pfad spricht vom Mut zu gebären und selbst Mensch zu werden. Er fragt nach dem eigenen mit-schöpferischen Beitrag am Gebären des Göttlichen in diese Welt und somit nach den eigenen Gaben und Aufgaben.

Der vierte Pfad ermutigt uns zum Leben in engagierter Gelassenheit. Er ruft auf, aus der Verbundenheit mit allem Leben sich für das Wohlergehen des grossen Ganzen, für Frieden, Bewahrung der Schöpfung und Gerechtigkeit einzusetzen. Und im Spannungsfeld von Allmachts- und Ohnmachtsphantasien das Mögliche im Hier und Jetzt zu wagen.

Ich entnehme diese Impulse mit freundlicher Genehmigung von
 

Sich im Grund berühren lassen

Anders als viele Methoden etwa der körperlichen Entspannung erhebt Zen explizit einen existentiell-spirituellen Anspruch. Der Übende greift mit seiner Aufmerksamkeit tief in sich hinein, lässt sich berühren in seinem Grund. Das Schweigen steht im Dienst dieser Wandlung, öffnet einen Raum, in dem nicht nur das Äußere, sondern nach und nach auch das Innere still wird. Diese Atmosphäre ist ein hoher Wert, den in einem gemeinsamen Kurs alle Teilnehmer hüten wie einen zerbrechlichen Schatz. In solches Schweigen hinein gesprochene Worte erheben den Anspruch, aus dem Schweigen zu kommen und wieder dort hinein zu führen. Es sollen Worte sein möglichst nahe am Unsagbaren. Sie dürfen nicht wieder neue, gerade los gelassene Begriffswelten im Inneren erstehen lassen. Sie sollen das Eigentliche, das Wesen, die Urgestalt des Menschen transparent werden lassen. Sie sind Ausfluss des inneren Berührtseins, ähnlich wie ein Stoßseufzer aus erlebter Ohnmacht und zugleich als tiefste Bitte um Hilfe, um Erbarmen. Was so an den Wächtern des „Vernünftigen“ vorbei gegangen ist, ist Sprache des Menschen, der zu sich selbst findet und der eigenen Wesensnatur ihr „Stimmrecht“ zurück gibt.

P. Paul Rheinbay S.A.C.: Rede, ohne die Lippen zu bewegen – So lange schweigen?

Der ganze Text findet sich hier:
http://zen-kontemplation.de/fileadmin/zen/pdf/schweigen_01.pdf