Durch göttliches Licht erleuchtet

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In den östlichen Religionen spricht man von buddhi als dem intuitiven Organ in uns. „Tiefer als der Verstand ist der buddhi.“ Dieses innere Auge wird durch das göttliche Licht erleuchtet, damit der Mensch die alles durchdringende Gegenwart Gottes wahrnehmen kann. Für die Mystiker im Westen wie im Osten ist dieses intuitive Wahrnehmungsorgan die Tür zum Herzen, zum göttlichen Raum im Menschen. Die Wahrnehmungen auf der Verstandesebene und in der intuitiven Tiefe geschehen in unterschiedlicher Weise. Der Verstand fragt nach der Logik, während die Intuition die Mystik sucht. Der Verstand nimmt die Dualität zwischen Subjekt und Objekt wahr; die Intuition aber erfährt sie als Einheit.

Sebastian Painadath SJ (*1942)

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Wie Seil und Schlange

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Der Seher und das gesehene Objekt sind wie das Seil und die Schlange. Genauso wie das Wissen über das Seil sich nicht offenbart bevor nicht das falsche Wissen über die illusorische Schlange beseitigt wird, so wird auch das Selbst als Grundlage nicht verwirklicht, bevor nicht der Glaube verschwindet, dass die Welt wirklich ist.

Ramana Maharshi (1879 – 1950) in: Wer bin ich?

Die Quelle ist unser Geist

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Die Quelle des Dämons
ist unser eigener Geist.
Ergreift dieser die Phänomene
und hält an ihnen fest,
wird er zur Beute des Dämons.
Hält er sich selbst für ein Objekt,
vergiftet er sich.

Macig Labdrön (1055 – 1153)

Dich selbst wahrnehmen

Foto: © wak

Ich habe in dir
die Wahrnehmung geschaffen,
damit du das Objekt
der Wahrnehmung bist.

Durch meinen Blick
siehst du mich
und sehe ich dich.

Du könntest mich nicht
durch dich selbst wahrnehmen.
Wenn du mich jedoch wahrnimmst,
nimmst du dich selbst wahr.

 Ibn Arabi (1165 – 1240)

Eine Frage der Einstellung

Hazrat Inayat Khan

Wenn ein Mensch denkt: „Alles was ich berühre, alles was ich tue, überall, wo ich hinsehe – es ist alles verkehrt“, dann ist bestimmt alles verkehrt, daran gibt es keinen Zweifel. Aber es ist seine Einstellung, die verkehrt ist, und deshalb ist verkehrt, was immer er tut. Es ist, als würde man eine rote Laterne zur Hand nehmen und alle Dinge damit beleuchten: Jedes Objekt wird in dem Licht rot erscheinen, und man wird sich erschrecken und überall Gefahren sehen. Aber die Gefahr befindet sich in der eigenen Hand. Es ist die rote Laterne.

Hazrat Inayat Khan (1882 – 1927)

Mehr zu Sufis, Sufismus etc. am 27. Oktober: https://mystikaktuell.wordpress.com/2019/09/08/sufi-mystik-und-doing-nothing-am-27-oktober-herzliche-einladung/

Die Quelle des Dämons ist unser eigener Geist

 

Die Quelle des Dämons
ist unser eigener Geist.
Ergreift dieser die Phänomene
und hält an ihnen fest,
wird er zur Beute des Dämons.
Hält er sich selbst für ein Objekt,
vergiftet er sich.

Macig Labdrön (1055 – 1153)

Das Objekt unseres Dürstens hat viele Namen – Neu bei „alkoholundspirit“

Screenshot der Startseite von https://alkoholundspirit.wordpress.com/

Das Objekt unseres Dürstens hat viele Namen: Das Selbst, die schöpferische Energie, die Kraft der Liebe, die göttliche Mutter, unsere Buddha-Natur, das Tao oder das kosmische Bewusstsein. Gläubige sprechen vom Großen Geist, von Christus, vom Geliebten im Inneren, von der Quelle unserer Inspiration, von unserer höheren Macht oder Gott, um nur einige Bezeichnungen zu nennen. Obwohl dies eine unbeschreibliche Macht jenseits aller möglichen Etikettierungsversuche ist, müssen wir Worte verwenden, wenn wir darüber sprechen wollen.

Christina Grof (1941–2014) in ihrem Buch: Sehnsucht nach Ganzheit. Der spirituelle Weg aus der Abhängigkeit. München 1993

Mehr hier: https://alkoholundspirit.wordpress.com/0-1-stand-der-dinge/ und hier:  https://alkoholundspirit.wordpress.com/

Der Glaube hat kein Objekt

Raimon Panikkar

Die Mystiker, auch die christlichen Mystiker, verfeinern das Gottesbild so sehr, dass Gott im Dunkeln bleibt und das Mysterium so nahe kommt, dass sie sich sogar weigern zu sagen, dass sie von Gott sprechen dürfen. Einer der Kirchenväter sagt, dass wenn jemand behauptet, dass er Gott gesehen hat, er weder die mystische Erfahrung gehabt, noch Gott gesehen hat. Das richtet sich gegen die Objektivierbarkeit beziehungsweise Denkbarkeit. Das Denken hat ein Objekt, das Denken denkt Objekte. Der Glaube hat kein Objekt. Hätte der Glaube ein Objekt, so wäre es gerade das, was sämtliche monotheistischen Traditionen als die Hauptsünde bezeichnen, nämlich Idolatrie. Man macht sich aus Gott ein Idol beziehungsweise einen Begriff.

Raimon Panikkar (1918 – 2010) in: Das Abenteuer Wirklichkeit. München 2000, S. 25-26

Mehr zu Panikkar hier: http://raimon-panikkar.org/english/home.html

Wie sich für Buddha die Erleuchtung anfühlte

Die Erleuchtung fühlte sich für Gautama Buddha an, als sei ein Gefängnis, das ihn Tausende von Lebzeiten umschlossen hatte, nun aufgebrochen. Unwissenheit war der Wärter dieses Gefängnisses gewesen. Unwissenheit hatte seinen Geist verdunkelt, so wie die stürmischen Wolken den Mond und die Sterne verbargen. Von endlosen Wogen täuschender Gedanken getrübt, hatte der Geist die Wirklichkeit in Subjekt und Objekt geteilt, in Selbst und Andere, Sein und Nicht-Sein. Und aus diesen Unterscheidungen entstanden die falschen Sichtweisen – die Gefängnisse von Empfindung, Begierde, Ergreifen und Werden.
Das Erleiden von Geburt, Alter, Krankheit und Tod machte die Gefängnismauern nur noch dicker. Es gab nur eins zu tun: den Gefängniswärter zu ergreifen und sein wahres Gesicht zu schauen. Der Gefängniswärter war die Unwissenheit. Und das Mittel, die Unwissenheit zu überwinden, war der Edle Achtfache Pfad. War der Gefängniswärter erst fort, dann würde auch das Gefängnis verschwinden und niemals wieder aufgebaut werden.

Thich Nhat Hanh (* 1926)