… wenn dein Herz fest ist, dann magst du untätig weilen beim Nicht-Handeln, und alle Dinge wandeln sich selber. Lass fahren deinen Leib; spei aus deine Sinneseindrücke; werde gleichgültig und vergiss die Außenwelt; komm in Übereinstimmung mit dem Uranfang; löse dein Herz; entlass deinen Geist; kehre zurück ins Unbewusste: dann kehren alle Wesen zurück zu ihrer Wurzel.
Dschuang Dsi. Das wahre Buch vom südlichen Blütenland. Aus dem Chinesischen verdeutscht und erläutert von Richard Wilhelm. Jena 1912 / Buch 11, Kapitel 4, S. 80
CD von nootheater & Organisation zur Umwandlung des Kinos
Der Autor Yoshida Kenkô (1283–1350) stammt aus einer alten japanischen Priester- und Gelehrtenfamilie und war Hofmeister, Offizier der kaiserlichen Palastwache und Dichter, bevor er sich mit etwa vierzig Jahren aus dem gesellschaftlichen Leben zurückzog und in den Mönchsstand eintrat. Seine Aufzeichnungen wurden erst nach seinem Tod in seinen zwei Hütten auf an den Wänden haftenden Papieren entdeckt und gesammelt; ein Teil war von seinem Diener zusammengetragen worden.
Oskar Benl, der die Betrachtungen aus der Stille ins Deutsche übertragen hat, schreibt in seinem Nachwort: „Kenkô besaß in hervorragendem Ausmaß die ganze Bildung seiner Zeit. Er war mit dem Konfuzianismus nicht weniger als mit dem Taoismus von Lao-tse und Chuang-tse und deren Ideal des ’Nicht-Handelns‘ (wu-wei) vertraut. Er ist zutiefst den sinnlosen Hasten und Jagen dieser Welt abgeneigt und sehnt sich nach der friedlichen, ganz dem Erleben der Schönheit hingegebenen Heian-Zeit zurück, für die der berühmte, aber kaum übersetzbare Begriff des „mono no aware“ bezeichnend ist. Mono no aware begreifen, heißt: sich von den Dingen der Welt bewegen lassen, die Erscheinungen der Jahreszeiten innig miterleben und in der Liebe unbedingt der Stimme des Herzens folgen.“
Das Werk enthält in 243 Kapiteln von sehr unterschiedlicher Länge, bunt aneinandergereiht, Betrachtungen über die mannigfachen Dinge des Lebens, über das Glück der Einsamkeit, über Tempel und seltsame Mönche, über die Liebe, alte Bräuche, Gedichte, über Einfalt und Leichtsinn der Menschen.
Wie ein roter Faden zieht sich durch dies alles die Erkenntnis vom Unbestand allen Daseins und von der Notwendigkeit, sich in rechter Weise auf das Sterben vorzubereiten. Hierin liegt kein wehleidiger Pessimismus, sondern das Wissen um die wahre Beschaffenheit menschlicher Existenz. Alles in diesem Leben muss unter dem Blickwinkel des Todes betrachtet werden. ’Ein Tag im Leben ist wertvoller als ein Berg Gold… Jeden Tag sollte er (das heißt der Mensch) über das Glück des bloßen Daseins in Jubel ausbrechen.‘ Auch von Kenkô gilt wohl Nietzsches Wort über Montaigne: „Dass ein solcher Mensch gelebt habt, dadurch ist wahrlich die Lust, auf dieser Erde zu leben, vermehrt worden.“
Andreas Brehmer und Ronald Steckel haben aus der Übertragung Oskar Benls eine Hörbuchfassung destilliert; die Sprachaufnahmen entstanden 2019/2020 in Berlin in einer Produktion des nootheaters und der Organisation zur Umwandlung des Kinos; der Sprecher ist Ulrich Gerhardt.
Ihr tätet gut daran, Menschen des Nicht-Handelns zu werden. Unablässig seid ihr mit irgend etwas beschäftigt. Ihr gebt vor, die Wahrheit zu suchen, euch in der Meditation zu üben, und legt eure Auffassungen über die Buddhalehre dar. Dieses ganze Treiben ist nur hinter leeren Worten her sein und ist völlig sinnlos. Unmittelbar nachdem mir mein Lehrer sagte: “In deiner eignen Schatzkammer ist alles in seiner ganzen Vollkommenheit enthalten. Du solltest besser davon Gebrauch machen als vergeblich irgendwo sonst danach zu suchen”, habe ich das ganze Suchen eingestellt. Hebt die Schätze, die in euch verborgen liegen und – was kann es Besseres geben – macht von ihnen Gebrauch!
Die Bedeutenden nicht bevorzugen:
so verhütet man, daß die Leute streiten.
Schwer zu erlangende Güter nicht wert halten:
so verhütet man, daß die Leute zu Dieben werden.
Auf nichts Begehrenswertes sehen:
so verhütet man, daß das Herz sich verwirrt.
Also auch ist das die Ordnung des Berufenen:
Er macht ihr Herz leer und ihren Leib tüchtig.
Er macht ihr Begehren schwach und ihre Knochen stark.
Er sorgt stets, daß die Leute ohne Erkennen und ohne Begehren sind,
und daß jene »Erkennenden« nicht zu handeln wagen.
Das Nicht-Handeln üben:
so kommt alles in Ordnung.
Für uns ist der kleine Raum, den das Denken um sich geschaffen hat, der das Ich ist, äußerst wichtig, denn der Mensch, der sich mit allem identifiziert, was in diesem Raum vorhanden ist, kennt nichts anderes, und in diesem Raum wird auch die Furcht geboren, nicht zu sein. Wenn der Mensch das verstanden hat, kann er in der Meditation eine Raumdimension betreten, wo Handlung Nicht-Handeln ist. Wir wissen nicht, was Liebe ist, denn in dem Raum, den das Denken um sich als Ich geschaffen hat, ist Liebe der Konflikt zwischen dem Ich und dem Nicht-Ich. Dieser Konflikt, diese Qual ist keine Liebe, es kann nicht in jenen Raum eindringen, in dem es kein Ich gibt. In diesen Raum liegt Glückseligkeit, die der Mensch sucht und nicht finden kann. Er sucht sie innerhalb der Grenzen des Denkens, doch das Denken zerstört nur diese Segensfülle.
Die Welt erobern und behandeln wollen,
ich habe erlebt, dass das misslingt.
Die Welt ist ein geistiges Ding,
das man nicht behandeln darf.
Wer sie behandelt, verdirbt sie,
wer sie festhalten will, verliert sie.
Die Dinge gehen bald voran, bald folgen sie,
bald hauchen sie warm, bald blasen sie kalt,
bald sind sie stark, bald sind sie dünn,
bald schwimmen sie oben, bald stürzen sie.
Darum meidet der Berufene
das Zusehr, das Zuviel, das Zugroß.
29. Vom Nichthandeln – aus dem Tao Te King von Laotse (480 – 390 v.u.Z.)
„Wu Wei“ ist die entscheidende Handlungsanweisung des Tao(ismus), die sagt: Nichts Tun, Nicht Handeln – Doing Nothing. Nicht jedoch, um apathisch zu werden oder gar entschlusslos und handlungsunfähig zu sein. In seinem Kern meint „wu wei“ vor allem, das Handeln anders zu gestalten: ohne Absicht, Berechnung, Beweggrund – leicht und mühelos. Denn aus der Sicht des „Wu Wei“ entstehen die Handlungen wie selbst-verständlich aus einem Zustand der inneren Stille und im Einklang mit dem Tao: Das Notwendige wird zwar getan, ist jedoch nicht von Übereifer oder blindem Aktionismus geprägt.
Das „Tao Te King“ von Lao Tse gibt für das Wu Wei ebenso Anregungen wie die Ausführungen von Dschuangs Dsi in seinem „Wahren Buch vom südlichen Blütenland“. Nach einem Impuls zu Wu Wei und Texten zu dieser Handlungsanweisung wollen wir am 19. Mai erkunden, wie Wu Wei für uns selbst zu einem geglückten Leben beitragen kann. Sich organisch anschließend wird es nach der Mittagspause um „Doing Nothing“ gehen.
Wer sich ausschließlich für die „Doing-Nothing“-Praxis interessiert, ist herzlich dazu eingeladen ab 12.30 h an dem Seminar teilzunehmen, das bis ca. 15. 30 h dauern wird.
Organisatorisches:
Damit wir besser planen können, bitten wir um frühzeitige Anmeldung bei
Wir treffen uns an jedem ersten Sonntag im Monat im Kölner Stadtteil Sülz. An diesen Sonntagen wird für beides Zeit sein – für stilles kontemplatives Sitzen und für das Studieren mystischer Texte & Themen sowie den gemeinsamen Austausch.
Der private Kurs ist auf 12 Teilnehmer beschränkt. Kostenbeitrag für den ganzen Tag: 15,– Euro (+ ein freiwilliger Obolus für den Mittagstisch). / Kostenbeitrag nur für den Nachmittag: 10,– Euro.
Dem Dunkel auf den Grund zu gehen bedeutet Klarheit.
Nachgeben zu können bedeutet Stärke.
Benutze dein eigenes Licht und kehre zur Klarheit zurück. Das nennt man: die Ewigkeit einüben.
„Wu Wei“ ist die entscheidende Handlungsanweisung des Tao(ismus), die sagt: Nichts Tun, Nicht Handeln – Doing Nothing. Nicht jedoch, um apathisch zu werden oder gar entschlusslos und handlungsunfähig zu sein. In seinem Kern meint „wu wei“ vor allem, das Handeln anders zu gestalten: ohne Absicht, Berechnung, Beweggrund – leicht und mühelos. Denn aus der Sicht des „Wu Wei“ entstehen die Handlungen wie selbst-verständlich aus einem Zustand der inneren Stille und im Einklang mit dem Tao: Das Notwendige wird zwar getan, ist jedoch nicht von Übereifer oder blindem Aktionismus geprägt.
Das „Tao Te King“ von Lao Tse gibt für das Wu Wei ebenso Anregungen wie die Ausführungen von Dschuangs Dsi in seinem „Wahren Buch vom südlichen Blütenland“. Nach einem Impuls zu Wu Wei und Texten zu dieser Handlungsanweisung wollen wir am 19. Mai erkunden, wie Wu Wei für uns selbst zu einem geglückten Leben beitragen kann. Sich organisch anschließend wird es nach der Mittagspause um „Doing Nothing“ gehen.
Wer sich ausschließlich für die „Doing-Nothing“-Praxis interessiert, ist herzlich dazu eingeladen ab 12.30 h an dem Seminar teilzunehmen, das bis ca. 15. 30 h dauern wird.
Organisatorisches:
Damit wir besser planen können, bitten wir um frühzeitige Anmeldung bei
Wir treffen uns an jedem ersten Sonntag im Monat im Kölner Stadtteil Sülz. An diesen Sonntagen wird für beides Zeit sein – für stilles kontemplatives Sitzen und für das Studieren mystischer Texte & Themen sowie den gemeinsamen Austausch.
Der private Kurs ist auf 12 Teilnehmer beschränkt. Kostenbeitrag für den ganzen Tag: 15,– Euro (+ ein freiwilliger Obolus für den Mittagstisch). / Kostenbeitrag nur für den Nachmittag: 10,– Euro.