Aus der Mitte strahlt die Lebenssonne

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Theresa von Avila hat die geheime Kammer der Seele mit einem Schloss verglichen, das sieben kristallklare Gemächer umschließt.

Die heilige Theresa spricht von der Anziehungskraft der sieben Gemächer, die alle, bis zum letzten, erforscht werden sollen.

„Ihr müsst wissen“, sagt sie, „dass man auf sehr verschiedene Weise im Schlosse hausen kann. Sehr viele Seelen leben nur in der äußeren Einfriedung des Schlosses, in dem die Wächter wachen, die es beschützen. Viele Seelen betreten das Schloss gar niemals und kennen die Reichtümer nicht, die es birgt; auch nicht die Zahl seiner Gemächer…
„Wenn die Seelen endlich die nächstliegenden Gemächer betreten, nehmen sie allzuviele Schlangen mit sich.“

„Aus der Mitte des Schlosses“, schließt Theresa ihre Beschreibung, „strahlt die Lebenssonne ihr Licht aus in alle Gemächer.“

Frederic Lionel (1908 – 1999) in: Abendland – Hüter der Flamme. Remagen, o.J. Kapitel XV, Die Urquelle des ewig Wahren, S. 141-142

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Die Mauer des Paradieses in dem Du wohnst

Foto: © wak

 

Ich habe den Ort gefunden,
in dem man Dich unverhüllt
zu finden vermag.
Er ist umgeben
von dem Zusammenfall der Gegensätze.
Dies ist die Mauer des Paradieses,
in dem Du wohnst.
Sein Tor bewacht höchster Verstandesgeist.
Überwindet man ihn nicht,
so öffnet sich nicht der Eingang.
Jenseits der Mauer
des Zusammenfalls der Gegensätze
vermag man Dich zu sehen;
diesseits aber nicht.

Nikolaus von Kues (1401 – 1464)

Schubfächer

Wir haben viele Schubfächer in unserem Leben. Wenn wir meditieren, und wenn wir nicht meditieren, sind diese zwei Zeitperioden ganz verschieden voneinander. Während wir sitzen, praktizieren wir intensiv und während wir nicht sitzen, praktizieren wir nicht intensiv. Eigentlich üben wir intensiv das Nicht-Praktizieren. Es gibt eine Mauer, die beides trennt, Üben und Nicht-Üben. Praktizieren ist nur für die Übungsperiode und nicht praktizieren ist nur für die Nicht-Übungs-Periode. Wie können wir die beiden zusammenbringen? Wie können wir Meditation aus der Meditationshalle heraus und in die Küche und das Büro bringen? (…) Ein Lächeln, ein Atem sollte zum Wohl des ganzen Tages sein, nicht nur für diesen Moment. Wir müssen in einer Art und Weise praktizieren, welche die Schranke zwischen Praktizieren und Nicht-Praktizieren entfernt.

Thich Nhat Hanh (*1926)