Lao Tse: Handeln ohne zu handeln

Immer wieder sagt Lao Tzu wei wu wei: Nicht tun. Tue Nicht-Tun. Handeln ohne zu handeln. Handeln durch Nichtstun. Du tust nichts und doch wird es getan…

Das ist keine Aussage, die sich logisch interpretieren lässt, oder gar syntaktische Übersetzung ins Englische; aber es ist ein Konzept, das das Denken radikal verändert, das Köpfe verändert. Das ganze Buch ist sowohl eine Erklärung und eine Demonstration dieses Konzepts.

Lao Tzu: Tao Te Ching. A Book about the Way and the Power of the Way. A New English Version bei Ursula K. Le Guin with the Collaboration of J.P. Seaton, Professor of Chinese, Shambala Boston & London, 2011

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Jetztheit für eine erleuchtete Gesellschaft

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Das Prinzip der Jetztheit ist auch für das Streben nach einer erleuchteten Gesellschaft sehr wichtig. Wer der Gesellschaft helfen möchte, wird sich fragen, wie man das wohl am besten macht und woher man die Sicherheit nehmen soll, dass das, was man tut, aufrichtig und gut ist. Die einzige Antwort ist Jetztheit. Jetzt, das ist der einzig wichtige Gesichtspunkt. Wenn du unfähig bist, das Jetzt zu erfahren, bist du mit jeder Unternehmung von vornherein auf dem Holzweg, weil du nach einem anderen Jetzt Ausschau hältst, und das ist nicht nur logisch ein Widerspruch, sondern funktioniert einfach nicht. Solange du das versuchst, gibt es nur Vergangenheit und Zukunft.

Chögyam Trungpa (1940 -1987) in: Das Buch vom meditativen Leben, Reinbek 1991, S. 107

Grundstürzende Erneuerung

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In Eckhart und seiner Schule hat sich nichts Geringeres vollzogen als die Geburt einer neuen Religion, eine völlige Umschöpfung des bisherigen christlichen Glaubens, zu der sich die lutherische Reformation verhält wie eine Erderschütterung zu einer geologischen Umbildung oder wie ein reinigendes und befruchtendes Gewitter zu einem irdischen Klimawechsel, der eine neue Fauna und Flora ins Leben ruft. Hätte diese Bewegung sich durchgesetzt, so wäre für Europa ein neues Weltalter angebrochen; sie ist aber von der Kirche unterdrückt worden, und dass dies so vollständig gelang, spricht weniger gegen die Kirche, die nur in ganz logischer Wahrung ihrer Interessen handelte, als gegen die europäische Menschheit, die offenbar für eine solche grundstürzende Erneuerung noch nicht reif war.

Egon Friedell (1878 – 1938) in: Kulturgeschichte der Neuzeit, München 1969, S. 162

Ein Mittel, sich vom Leiden zu befreien

Wenn man ein Mittel kennt,
um sich vom Leiden
zu befreien,
ist es logisch,
es in jedem Augenblick
anzuwenden.

Nur Idioten
wollen noch mehr leiden.
Ist es nicht traurig,
bewusst Gift einzunehmen?

Kelsang Gyatso (1708 – 1757)

Zen und / oder Mystik?

Wenn von Zen oder von Mystik die Rede ist, wird oft nicht deutlich, wie sehr beide mit unserer konkreten Lebenspraxis zu tun haben können. Und dass es bei Zen oder Mystik nicht um falsche und sich widerstreitende Alternativen geht.

Doch was ist Zen eigentlich? „Zen lehrt, dass die Buddha-Natur, oder die Möglichkeit, Erleuchtung zu erreichen, in jedem innewohnt, aber aus Unwissenheit brachliegt…“. Erreicht wird die Erleuchtung „mit einem plötzlichen Durchbruch der Grenzen des gewöhnlichen, alltäglichen, logischen Denkens“, beschreibt die „New Encyclopaedia Britannica“ den Sinn des Zen.

Und was ist dann Mystik? „Durch die mystischen Berührungen wird der Mensch aus seinem verteilten, gewöhnlich-tag-täglichen Bewusstsein herausgeholt. Er wird ,eingekehrt‘ und spürt nun, dass in seinem ,Herzen‘ etwas geschieht,“ schreibt Paul Mommaers in seinem Buch „Was ist Mystik?“. Um einem Missverständnis vorzubeugen. Mystik und Zen sind selbstverständlich nicht identisch. Sie sind jedoch auch keine feindlichen Geschwister, weil es beiden, Zen wie Mystik, um die Rückbindung des Menschen an seine eigene göttliche Dimension geht.

Wenn ich Dienstags zu meiner Meditationsgruppe von Bruder Siegfried gekommen bin, sah ich immer wieder wie wenig sich der Goldkern spiritueller Weisheit von institutionalisiert religiösen, konfessionellen oder ideologischen Grenzen irritieren lässt. In gegenseitiger Achtung gingen und gehen diese Menschen miteinander um, die sich wöchentlich treffen. Zunächst reden sie über einen Text. Doch dann meditieren sie in der Stille miteinander. Den Menschen dort geht es gemeinsam darum, loszulassen. Das Aufgeben der Anhänglichkeit an Dinge, Geschöpfe oder Gewohnheiten beispielsweise. Und sie wollen gemeinsam etwas für sich entdecken. Den Blick der Einfachheit. Den Einklang mit Gott. Den Grund der eigenen Existenz und des eigenen Nichts – mit all seinen Facetten. Das Erkennen des eigenen Selbst, das Schweigen. Damit Gott die Chance hat, sprechen zu können. Zu ihnen, zu mir.

Zen, hilft ihnen/mir dabei. Und die Rückbindung an eine jahrhundertealte Mystik, wie sie von Meister Eckhart oder seinem Schüler Johannes Tauler überliefert und heute noch in ihren Kernaussagen bedeutsam ist. „Wir suchen auf verborgene Weise das Eine, das weit über Vernunft und Erkenntnis steht“, hatte bereits im fünften Jahrhundert der spätantike Philosoph Proklus geschrieben. Worte, die ebenfalls an Aktualität nichts verloren haben. Und die jenseits imaginärer Grenzen von Zen und Mystik stehen.

Werner Anahata Krebber

Vom Leiden befreien

Wenn man ein Mittel kennt,
um sich vom Leiden zu befreien,
ist es logisch,
es in jedem Augenblick anzuwenden.
Nur Idioten wollen noch mehr leiden.
Ist es nicht traurig,
bewusst Gift einzunehmen?

Kelsang Gyatso (1708 – 1757)

Einsicht

Einsicht zu haben bedeutet, etwas zu erkennen, etwas, das wahr, logisch, rational, vernünftig sein muss. Einsicht muss sich sofort auswirken. Es ist nicht so, dass jemand eine Einsicht hat und nichts damit anfängt. Wenn man Einsicht in das ganze Wesen des Denkens gewinnt, kommt es zu sofortiger Auswirkung.

Jiddu Krishnamurti (1895-1986)

Menschliche Wesen

Würden wir uns darauf beschränken, logisch zu denken, sähe die Zukunft tatsächlich öde aus. Aber zum Glück sind wir mehr als logisch:

Wir sind menschliche Wesen, wir haben Glauben, wir haben Hoffnung, und wir können arbeiten.

Jacques Cousteau (1910 – 1997)