Kein Entrinnen vor uns selbst

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Wir sind hier; weil es letztlich kein Entrinnen vor uns selbst gibt.
Solange der Mensch sich nicht selbst in den Augen und Herzen seiner Mitmenschen begegnet, ist er auf der Flucht.
Solange er nicht zulässt, dass seine Mitmenschen an seinem Innersten teilhaben, gibt es für ihn keine Geborgenheit.
Solange er sich fürchtet, durchschaut zu werden, kann er weder sich noch andere erkennen – er wird allein sein.

Wo können wir solch einen Spiegel finden, wenn nicht in unseren Nächsten?

Hier in der Gemeinschaft kann ein Mensch erst richtig klar über sich werden und sich nicht mehr als den Riesen seiner Träume oder den Zwerg seiner Ängste sehen, sondern als Mensch, der – Teil eines Ganzen – zu ihrem Wohl seinen Beitrag leistet.
In solchem Boden können wir Wurzeln schlagen und wachsen; nicht mehr allein – wie im Tod – sondern lebendig als Mensch unter Menschen.

Richard Beauvais (1964)

 

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Lebendig als Mensch unter Menschen

Wir sind hier; weil es letztlich kein Entrinnen vor uns selbst gibt.
Solange der Mensch sich nicht selbst in den Augen und Herzen seiner Mitmenschen begegnet, ist er auf der Flucht.
Solange er nicht zulässt, dass seine Mitmenschen an seinem Innersten teilhaben, gibt es für ihn keine Geborgenheit.
Solange er sich fürchtet, durchschaut zu werden, kann er weder sich noch andere erkennen – er wird allein sein.

Wo können wir solch einen Spiegel finden, wenn nicht in unseren Nächsten?

Hier in der Gemeinschaft kann ein Mensch erst richtig klar über sich werden und sich nicht mehr als den Riesen seiner Träume oder den Zwerg seiner Ängste sehen, sondern als Mensch, der – Teil eines Ganzen – zu ihrem Wohl seinen Beitrag leistet.
In solchem Boden können wir Wurzeln schlagen und wachsen; nicht mehr allein – wie im Tod – sondern lebendig als Mensch unter Menschen.

Richard Beauvais (1964)

Aus dem Leitbild der Hochgrat-Klinik

Mystiker und Wirklichkeit

Sich von geliebten Dingen und geliebten Gedanken zu lösen, fordern fast alle mystischen Lehrer. Dass die Welt mit ihren Bindungen und Konfrontationen nicht mehr wichtig sein dürfe, sobald es um Gott geht, ist ohnehin eine Grundüberzeugung christlicher Lebenslehre. Man könnte deshalb annehmen, die Mystiker seien nicht an der Wirklichkeit interessiert und würden sich ihr so wenig wie möglich aussetzen. Im Sinne eines spirituellen Leitbildes hielten das wohl auch die meisten für die richtige Haltung. Die historischen Zeugnisse und die Texte der Mystiker zeigen jedoch auch das genaue Gegenteil. Eine spezifische Lebens- und Charakterprägung durch Mystik zu vermuten, ist offenbar falsch. Sich einzumischen, besonders wenn es um Bildungs- und Kulturpolitik ging, schien auch Mystikern nötig; mit Kirchenpolitik waren sie unter Umständen ohnehin amtlich befasst. Diese „Öffentlichkeitsarbeit“ konnte durchaus in ein Spannungsverhältnis zur Aussage der mystischen Texte geraten.

Uta Störmer-Caysa: Einführung in die mittelalterliche Mystik. Leipzig/Stuttgart 1998, 2004, S. 1o-11