Von allem was erscheint nichts sehen

Rumi / Bild: Archiv

Dies ist Liebe: himmelwärts zu fliegen,
Eine Hülle nach der andern sprengen.
Erster Schritt: das Leben hinzugeben,
Letzter Schritt: zu wandeln ohne Füße,
Dieser Welt die Augen zu verschließen
Und von allem, was erscheint, nichts sehen.

Rumi / Mevlana (1207 – 1273)

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Die Welt sucht Zuflucht in der Liebe

Foto: (c) wak

Das Herz ist der Thron der Liebe,
die Hülle des Herzens
bereitet das Zelt der Liebe.
Auf dieser Erde ist Liebe König,
und alles andere dient der Liebe.
Liebe ist die tragende Säule der Welt;
die Welt sucht Zuflucht in der Liebe.

Nematollah Vali (1331-1431)

Die Welt sucht Zuflucht in der Liebe

Foto: © wak

 

Das Herz ist der Thron der Liebe,
die Hülle des Herzens
bereitet das Zelt der Liebe.
Auf dieser Erde ist Liebe König,
und alles andere dient der Liebe.
Liebe ist die tragende Säule der Welt;
die Welt sucht Zuflucht in der Liebe.

Nimatullah Wali (14./15. Jh)

Zitiert in: Flammendes Herz. Einführung in die Herz-Meditation von Seyed M. Azmayesh. Mehraby-Verlag, Hannover 2014

Wahrheiten, Segen und Kraft geschöpft

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Die Mystik ist zugleich mit der Menschheit selbst geboren. Sie ist zugleich mit der Entstehung des Menschenreiches auf Erden offenbar geworden, und sie wird auch mit seiner Vollendung ihr Ziel erreichen.

Als der Urmensch diese irdische Welt betrat, und seine Augen das Licht empfingen; als er zum ersten Male die mannigfache Schönheit und die reizvolle Pracht der Natur um sich herum erschaute, und als er seine Blicke, einem unschuldigen Kinde gleich, nach oben erhebend die Sonne, den Mond und die unzählbaren Gestirne in dem hohen Gewölbe des Himmels betrachtete, da bewegte sich in seinem unbefleckten Herzen ein namenloses Sehnen, ein zartes, bebendes und geheimnisvolles Gefühl der Bewunderung, der Ehrfurcht und der Dankbarkeit. Dies war die Geburt der Mystik in der menschlichen Seele!

Dieses Gefühl können wir noch heute empfinden, besonders, wenn wir schweigend und einsam auf einem Berg stehend, die Natur bewundern, die Morgen- oder die Abenddämmerung erleben, oder in einer klaren Nacht den Himmel betrachten.

Diese Mystik hat nie aufgehört, sich im Leben der Einzelnen, wie auch der Völker, in irgendeiner Form, in dieser oder jener äußeren Hülle zu offenbaren. Sie ist die göttliche Quelle gewesen, aus der alle Religionen ihre Lehre, ihre Wahrheiten, ihren Segen und ihre Kraft geschöpft haben.

Vorwort zu „Leben und Sprüche der Sufi-Meister des Islams“. Aus dem Persischen übersetzt von Hossein Kazemzadeh Iranschähr (1884 – 1962), Berlin 1934

Das wahre Menschenherz

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Willst du dich selbst erkennen, so wisse, daß du aus zwei Dingen geschaffen bist. Das eine ist diese äußere Hülle, die man Leib nennt und mit dem äußeren Auge sehen kann. Das andere ist jenes Innere, das man bald Seele, bald Geist und bald Herz nennt, und das nur von dem inneren Auge erkannt werden kann. Dies Innere ist dein wahres Wesen, alles andere ist nur sein Gefolge, sein Heer und seine Dienerschaft. Wir wollen es das Herz nennen. Wenn wir also von dem Herzen sprechen, so wisse, daß wir damit das wahre Wesen des Menschen meinen, das man sonst bald Geist, bald Seele nennt, nicht aber jenes Stück Fleisch, das in der linken Seite deiner Brust sitzt; denn das hat keinen Wert, und auch die Tiere und die Toten besitzen es, und man kann es mit dem äußeren Auge sehen. Alles aber, was man mit diesem Auge sehen kann, gehört dieser Welt an, der Welt des Augenscheins. Das wahre Menschenherz aber ist nicht von dieser Welt, sondern ist als Fremdling zu kurzer Wanderung in diese Welt gekommen.

Abu Hamid al-Ghazzali (1055/56 – 1111) in: Das Elixier der Glückseligkeit

Seele, Geist und Herz

Willst du dich selbst erkennen, so wisse, dass du aus zwei Dingen geschaffen bist. Das eine ist diese äußere Hülle, die man Leib nennt und mit dem äußeren Auge sehen kann. Das andere ist jenes Innere, das man bald, Seele, bald Geist und bald Herz nennt, und das nur von dem inneren Auge erkannt werden kann.

Muhammad  ibn Muhammad al-Ghazali (ca. 1058–1111) in: Das Elixier der Glückseligkeit

Hinderliches entfernen

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Ein Edelstein liegt oft in unscheinbarer Hülle. Anderes Gestein liegt darüber, macht ihn unsichtbar und unschön. Diese anderen Schichten wollen entfernt sein, soll der Edelstein in seiner Klarheit leuchten. Er muss geschliffen werden, damit er in seiner Schönheit strahlt. Entfernen des Hinderlichen, das ist die Methode, damit das Schöne zum Strahlen kommt. Entfernen des Hinderlichen, das ist die Methode für den Weg zu Gott.

Dionysius Areopagita (5. Jh.)

Das Schöne zum Strahlen kommen lassen

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Ein Edelstein liegt oft in unscheinbarer Hülle. Anderes Gestein liegt darüber, macht ihn unsichtbar und unschön. Diese anderen Schichten wollen entfernt sein, soll der Edelstein in seiner Klarheit leuchten. Er muss geschliffen werden, damit er in seiner Schönheit strahlt. Entfernen des Hinderlichen, das ist die Methode, damit das Schöne zum Strahlen kommt. Entfernen des Hinderlichen, das ist die Methode für den Weg zu Gott.

Dionysius Areopagita (5. Jh.)

Hinderliches entfernen

Foto: © wak

Ein Edelstein liegt oft in unscheinbarer Hülle. Anderes Gestein liegt darüber, macht ihn unsichtbar und unschön.
Diese anderen Schichten wollen entfernt sein, soll der Edelstein in seiner Klarheit leuchten. Er muss geschliffen werden, damit er in seiner Schönheit strahlt.
Entfernen des Hinderlichen, das ist die Methode, damit das Schöne zum Strahlen kommt.
Entfernen des Hinderlichen, das ist die Methode für den Weg zu Gott.

Dionysius Areopagita (5. Jh.)

 

Ergänzung:

„Heute gibt es eine neue Aktualität des Dionysius Areopagita: Er erscheint wie ein großer Vermittler im modernen Dialog zwischen dem Christentum und den mystischen Theologien Asiens, deren bekannte Charakteristik in der Überzeugung liegt, dass man nicht sagen kann, wer Gott ist; von Ihm kann man nur in negativer Form sprechen; von Gott kann man nur mit dem Begriff „nicht“ sprechen und nur indem man in diese Erfahrung des „nicht“ eintritt, kann man Ihn erreichen. Und hier sieht man die Nähe zwischen dem Denken des Areopagiten und dem der asiatischen Religionen: Er kann heute ein Mittler sein, so wie er ein Mittler zwischen dem griechischen Denken und dem Evangelium war.“

Papst Benedikt XVI.: Ansprache während der Generalaudienz am 14.5.08: Dionysius Areopagita

Die Welt sucht Zuflucht in der Liebe

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Das Herz ist der Thron der Liebe,
die Hülle des Herzens
bereitet das Zelt der Liebe.

Auf dieser Erde
ist Liebe König,
und alles andere dient der Liebe.

Liebe ist die tragende Säule der Welt;
die Welt sucht Zuflucht in der Liebe.

Nematollah Vali (1330-1431)