Umstrahlt und glänzend im eigenen Licht

Thomas Merton / Bild: Archiv

Das vollkommene Tun ist leer. Wer kann es sehen? Derjenige, der die Form vergisst. Jenseits der Form tritt das ungeformte, das leere Tun mit der eigenen Form hervor. Vollkommene Form ist das Geschehen eines Augenblicks. Seine Vollkommenheit vergeht sofort. Vollkommenheit und Leere gehen zusammen, denn sie sind dasselbe: der Zusammenfall einer Augenblicksform mit dem ewigen Nichts. Form: der Schein des Nichts. Vergiss die Form, und sie wird plötzlich sichtbar, umstrahlt und glänzend im eigenen Licht, das das Nichts ist. Dann aber suche nicht mehr. Lass es geschehen. Lass es kommen und gehen. Was denn? Alles und jedes, das meint: Nichts.

Thomas Merton (1915-1968)

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Große Vollkommenheit

Pyar Rauch in einem Beitrag im „Wegweiser-Magazin“ unter der Überschrift „Umwelt-Bewusstsein“. Mehr hier: https://wegweiser-magazin.de/wp-content/uploads/2019/07/WW-04-2019.pdf

Schon und noch nicht…

Foto: © wak

 

Das Leben ist
nicht ein Frommsein, sondern ein Frommwerden,
nicht eine Gesundheit, sondern ein Gesundwerden,
nicht ein Sein, sondern ein Werden,
nicht eine Ruhe, sondern eine Übung.

Wir sind’s noch nicht, wir werden’s aber.
Es ist noch nicht getan oder geschehen,
es ist aber im Gang und im Schwang.
Es ist nicht das Ende, aber der Weg.
Es glüht und glänzt noch nicht alles,
es reinigt sich aber alles.

Martin Luther (1483 – 1546)

Den Gedanken fand ich auf der Seite des Spirituellen Zentrums St. Martin in München. Mehr hier: http://www.stmartin-muenchen.de/

Von Krähe, Pfau und Transformation

Von einer Krähe und einem Pfau wird die folgende Begebenheit berichtet. Als beide noch klein waren, da glänzte das Gefieder des Krähenjungen wunderschön, wohingegen das Pfauenjunge einfach nur fast staubfarben war. Sie wuchsen gemeinsam auf, und es kam die Zeit, da die eleganten und farbenprächtigen Federn des Pfaus zutage traten. Die Krähe hingegen hatte sich nicht sehr verändert, sie war nur ein wenig größer geworden.

Daher fragte die Krähe: „Als wir klein waren, war ich schöner als du. Jetzt übertriffst du mich bei Weitem. Wie ist das vonstatten gegangen? Woher kommen all diese spektakulären Federn?“

Der Pfau gab zur Antwort: „Die habe ich, weil ich Gift zu mir nehme.“ Die neidische Krähe dachte, dass sie vielleicht noch schöner würde als der Pfau, wenn sie auch Gift zu sich nähme. Traurigerweise tat sie dies dann auch und starb.

buddhaamithaba

http://www.thangka.de/Icono/dhyani/D-Amitabha.htm

Die Geschichte wird erzählt im Zusammenhang mit Buddha Amitabha. Er wird oft dargestellt auf einem Lotusthron, der von Pfauen gestützt wird – dies ist ein symbolischer Ausdruck für Transformation. Denn es heißt, dass Pfaue Gift verspeisen und verdauen können, ohne davon beeinträchtigt zu werden. Der Pfau (in Sanskrit „Sarpashana“ genannt) dient also als Symbol für die Umwandlung von negativen Eigenschaften in positive Qualitäten. Buddha Amitabhas negative Emotionen wurden vor langer Zeit in Weisheit verwandelt, daher wird sein Thron von Pfauen gestützt.

Werde etwas in mir gewahr

Es sprach ein heidnischer Meister ein schönes Wort zu einem andern Meister: Ich werde etwas in mir gewahr, das glänzet in meiner Vernunft; ich merke wohl, dass es etwas ist, aber was es sei, das kann ich nicht verstehen, aber es dünkt mich, wenn ich es begreifen könnte, dann kennte ich alle Wahrheit. Da sprach der andere Meister: Wohlauf, dem folge nach! Denn könntest du es begreifen, so hättest du alles Gute beisammen und hättest ein ewiges Leben.

Meister Eckhart (1260 – 1328)