Titelseite des Böhme-Buches aus dem Insel-Verlag von 1920
Mystik ist keine Disziplin, keine Rubrik aus der Geschichte der Philosophie, auch keine Abteilung der Religionswissenschaft, sondern ein Zustand, eine Lebensäußerung seelisch-geistig ganz bestimmt veranlagter Menschen. Alle Vorträge, Bücher über die Mystik leiden daran, dass ihre Verfasser glauben, „über“ der Mystik zu stehen, während eine wahrhafte Wertung nur dem darin Stehenden möglich ist. Ein „Darüberstehen“ bedingt ein zergliederndes Vorgehen der Kritik, des diskursiven Denkens, welches noch niemals der Mystik gerecht werden konnte; ein „Darinnenstehen“ bedingt die Fülle schauenden Lebens, welches in der Mystik das große Symbol der Einheit sieht, das alle Erscheinungen, Empfindungen und Gedanken durchdringt. Hier kann Jakob Böhme … ein sicherer Führer sein; diejenigen, die sich in seine Schriften zu versenken vermögen, werden bald das Wesen aller Mystik schauen.
Hans Kayser in seiner Vorbemerkung als Herausgeber des Buches Jakob Böhmes Schriften. Ausgewählt und herausgegeben von Hans Kayser. Mit der Biographie Böhmes von Abraham von Franckenberg und dem Kurzen Auszug Friedrich Christoph Oetingers. Insel-Verlag, Leipzig, 1920, S. 11
„Der Tucum-Ring wird aus den Nüssen der Tucum-Palme hergestellt. Diese Palmenart ist vor allem im Amazonasgebiet und in den ärmsten brasilianischen Bundesstaaten Maranhao und Piaui zu Hause. Sie erreicht eine Höhe von 10–12 m. Im Nordosten gilt sie als Symbol des Durchhaltens während der Trockenzeiten. Aus den festen Fasern der Palmblätter werden Fischernetze, Stricke und Hängematten angefertigt. Neben dem immergrünen Blattwerk bringt die Tucum-Palme große Trauben von schmackhaften Nüssen hervor. Sie haben einen tropisch frischen Geschmack und besitzen einen hohen Ölgehalt.
Die Tupi-Indianer im Amazonasgebiet beeindruckt die außerordentliche Überlebenskraft der Tucum-Palme. Sie verarbeiten die harte Schale der kleinen Kokosnüsse zu Ringen und stecken sie in der Hoffnung auf Genesung den Kranken an die Finger.
Das Pflücken, Aufsägen, Säubern und Polieren der Nüsse ist eine harte Arbeit, die pro Ring für Geübte etwa eine Stunde Zeit in Anspruch nimmt. Pro Nuss erhält man bis zu drei Ringe. Zur Herstellung werden die Nüsse zunächst ins Wasser gelegt, um sie aufzuweichen. Als nächstes werden sie mit einer kleinen Handsäge zerschnitten, und nach einer gewissen Zeit stampft man mit einem gut gewetzten Messer die Ringe heraus, die dann mit Schmirgelpapier oder mit einem Blatt von dem Sambaiba-Baum bearbeitet werden. Schließlich gibt man dem Ring mit einem Stein den letzten Schliff.
Heute pflücken zumeist die Frauen die Nüsse und bearbeiten sie. Mit der Herstellung der Ringe bessern sie ihren kargen Lebensunterhalt auf. Ihr Anliegen ist es darüber hinaus, dass mit der Verbreitung der Tucum-Ringe als Zeichen der Solidarität mit den Armen sich immer mehr Menschen für eine bessere und gerechtere Welt einsetzen.
In Brasilien wird dieser schwarze oder dunkelbraune Ring auch „alianca“ genannt, d. h. „Bund“. Er erinnert an die Bundeszusage Gottes, der eine besondere Vorliebe für die Armen hat und ihnen zusagt: „Ich bin der, der mit euch ist“.
Engagierte Laien, Ordensleute, Diakon, Priester, Bischöfe und Kardinäle zeigen ihre Solidarität mit den Armen durch das Tragen dieses Ringes. Nicht selten riskieren sie ihr Leben im Einsatz für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung. In Brasilien setzen sich die Schwestern und Brüder der franziskanischen Familie in besonderer Weise für die Armen ein, etwa in der Unterstützung der Landlosenbewegung oder in den Fragen der Menschenrechte. Der Tucum-Ring wird so zum Heilungsring einer kranken Gesellschaft, die unter sozialen Ungerechtigkeiten und zahlreichen Formen von Unterdrückung und Diskriminierung leidet.
Das Tragen des Tucum-Ringes hier in Deutschland drückt unsere Verbundenheit und Solidarität mit den Armen und Unterdrückten in Brasilien und weltweit aus.“
Wer die Gerechtigkeit liebt, dessen nimmt sich die Gerechtigkeit an, und er wird ergriffen von der Gerechtigkeit, und er ist eins mit der Gerechtigkeit.
Meister Eckhart (1260 – 1328) in Predigt 31, Ego elegi vos de mundo (Joh. 15.16)
… Die Menschen sollten nicht so viel nachdenken, was sie tun sollen, sie sollten aber bedenken, was sie sind. Wären nur sie selber gut und ihre Weise, so möchten ihre Werke herrlich leuchten. Bist du gerecht, so sind auch deine Werke gerecht. Denke nicht Heiligkeit zu gründen auf ein Tun: man soll Heiligkeit gründen auf ein Sein. Denn nicht die Werke heiligen uns, sondern wir sollen die Werke heiligen. Denn wie heilig immer die Werke auch seien, so heiligen sie uns durchaus nicht, weil sie etwa von uns getan sind, vielmehr gilt: insoweit wir wahres Sein und Wesen haben, insoweit heiligen wir auch all unser Tun, es sei Essen, Schlafen, Wachen oder was das sei. Die nicht groß von Wesen sind – was die auch wirken mögen, daraus wird nichts. Hieran lerne, dass man allen Fleiß daran wenden soll, gut zu sein: nicht so sehr, was man tue oder welcher Art die Werke seien, sondern wie der Grund der Werke sei.
Meister Eckhart (1260 – 1328)
Aus den Reden der Unterweisung, die Meister Eckhart in Erfurt gehalten hat. Mehr hier: www.meister-eckhart-erfurt.de
Seit langer Zeit habe ich meinen Tucum-Ring an meiner linken Hand. In Mellatz war ich bei den Comboni-Missionaren darauf aufmerksam geworden. Was für ein Zeichen!
„Der Tucum-Ring wird aus den Nüssen der Tucum-Palme hergestellt. Diese Palmenart ist vor allem im Amazonasgebiet und in den ärmsten brasilianischen Bundesstaaten Maranhao und Piaui zu Hause. Sie erreicht eine Höhe von 10–12 m. Im Nordosten gilt sie als Symbol des Durchhaltens während der Trockenzeiten. Aus den festen Fasern der Palmblätter werden Fischernetze, Stricke und Hängematten angefertigt. Neben dem immergrünen Blattwerk bringt die Tucum-Palme große Trauben von schmackhaften Nüssen hervor. Sie haben einen tropisch frischen Geschmack und besitzen einen hohen Ölgehalt.
Die Tupi-Indianer im Amazonasgebiet beeindruckt die außerordentliche Überlebenskraft der Tucum-Palme. Sie verarbeiten die harte Schale der kleinen Kokosnüsse zu Ringen und stecken sie in der Hoffnung auf Genesung den Kranken an die Finger.“
So lese ich es auf der Seite der „interfranziskanischen Arbeitsgemeinschaft“ (siehe unten).
„Anliegen ist es…, dass mit der Verbreitung der Tucum-Ringe als Zeichen der Solidarität mit den Armen sich immer mehr Menschen für eine bessere und gerechtere Welt einsetzen.“ Heißt es auf der Homepage der Franziskaner. Und:
„Der Tucum-Ring wird so zum Heilungsring einer kranken Gesellschaft, die unter sozialen Ungerechtigkeiten und zahlreichen Formen von Unterdrückung und Diskriminierung leidet.
Das Tragen des Tucum-Ringes hier in Deutschland drückt unsere Verbundenheit und Solidarität mit den Armen und Unterdrückten in Brasilien und weltweit aus.“
Was gerecht ist, ist nachhaltig – es hält. Was ungerecht ist, zerfällt, erzeugt Krieg, schafft Ressentiments und nährt die Gewalt. Die Imperien legitimieren gern die Gewalt im Namen der Religion. Aber eine neue Reformation wird die Weisheit anerkennen, die von allen spirituellen Traditionen der Welt ausgeht, und in echter Bescheidenheit wissen, dass keine Kultur und kein Weg den einzigen Pfad zur Quelle bilden können. Glaubensübergreifende Begegnung und Tiefenökonomie werden unabdingbar notwendige Bestandteile einer Spiritualität des 21. Jahrhunderts sein.
Gott ist gut, Gott ist weise, Gott ist unendlich,
Gott ist gerecht – das alles ist so unsinnig,
als wenn ich das Schwarze weiß nennen würde.
Du bist es, was du über deinen Gott denkst,
und lästerst ihn, wenn du ihn damit behängst.
Nimm ihn ohne Eigenschaft als überseiendes Sein
und eine überseiende Nichtheit.
Du musst wissen, dass sich noch nie ein Mensch in diesem Leben so weitgehend gelassen hat, dass er nicht gefunden hätte, er müsse sich noch mehr lassen. Der Menschen gibt es wenige, die das recht beachten und darin beständig sind. Es ist ein gleichwertiger Austausch und ein gerechter Handel: So weit du ausgehst aus allen Dingen, so weit, nicht weniger und nicht mehr, geht Gott ein mit all dem Seinen, dafern du in allen Dingen dich des Deinen völlig entäußerst. Damit heb an, und lass dich dies alles kosten, was du aufzubringen vermagst. Da findest du wahren Frieden und nirgends sonst.
Die Leute brauchten nicht soviel nachzudenken, was sie tun sollten; sie sollten vielmehr bedenken, was sie wären. Wären nun aber die Leute gut und ihre Weise, so könnten ihre Werke hell leuchten.
Bist du gerecht, so sind auch deine Werke gerecht. Nicht gedenke man Heiligkeit zu gründen auf ein Tun; man soll Heiligkeit vielmehr gründen auf ein Sein, denn die Werke heiligen nicht uns, sondern wir sollen die Werke heiligen. Wie heilig die Werke immer sein mögen, so heiligen sie uns ganz und gar nicht, soweit sie Werke sind, sondern: soweit wir heilig sind und Sein besitzen, soweit heiligen wir alle unsere Werke, es sei Essen, Schlafen, Wachen oder was immer es sei. Die nicht großen Seins sind, welche Werke die auch wirken, da wird nichts daraus. Erkenne hieraus, dass man allen Fleiß darauf verwenden soll, gut zu sein, – nicht aber so sehr darauf, was man tue oder welcher Art die Werke seien, sondern wie der Grund der Werke sei.
Meister Eckhart (1260 – 328) in den „Reden der Unterweisung“
Die so genannte mystische Erfahrung ist etwas gänzlich Unbeschreibliches. Schon das Etikett Mystik wird dieser Dimension von Erfahrung nicht gerecht. Man tritt aus dem Gegebenen und Vorhandenen völlig heraus und hat ein Erlebnis der Ruhe und Erfüllung und des Stimmens, das man nur nachträglich in die Sprache einer Ideologie oder Religion übersetzen kann.
Paul Watzlawik (1921 – 2007) In: Bernhard Pörksen (Hrsg.) Die Gewissheit der Ungewissheit, Heidelberg 2001, S. 231
Was gerecht ist, ist nachhaltig – es hält. Was ungerecht ist, zerfällt, erzeugt Krieg, schafft Ressentiments und nährt die Gewalt. Die Imperien legitimieren gern die Gewalt im Namen der Religion. Aber eine neue Reformation wird die Weisheit anerkennen, die von allen spirituellen Traditionen der Welt ausgeht, und in echter Bescheidenheit wissen, dass keine Kultur und kein Weg den einzigen Pfad zur Quelle bilden können. Glaubensübergreifende Begegnung und Tiefenökonomie werden unabdingbar notwendige Bestandteile einer Spiritualität des 21. Jahrhunderts sein.