Die innere Stimme des Mystikers

OM aus Auroville

Die wahre verborgene Seele in uns, diese verhüllte psychische Entität, ist die Gottesflamme in uns, immer brennend, unauslöschlich selbst für jene geistige Unerwecktheit, die sich überhaupt noch keines spirituellen Selbstes, das unsere äußere Natur nur verdunkelt, bewußt ist. Sie ist eine Flamme aus Gott geboren, und als leuchtender Einwohner in der Unwissenheit flammt sie weiter in ihr, bis sie imstande ist, diese zum Wissen hinzuwenden. Sie ist der verborgene Zeuge und Aufseher, der heimliche Führer, das Daimonion des Sokrates, das innere Licht oder die innere Stimme des Mystikers.

Aurobindo: Der integrale Yoga. Hamburg 1957, Kapitel V.: Die psychische Transformation, S. 78

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Zu unserer göttlichen Natur aufrufen

Foto: (c) wak

Wahre religiöse Führer … sollten nicht erlösen. Sie haben vielmehr zur Umkehr aufgerufen, zur Metanoia, zur Wende nach innen, zum Wesentlichen hin, zu unserer göttlichen Natur. Aber der Mensch hat die Religionsstifter lieber zur Ehre der Altäre erhoben und betet sie an, statt diese Metanoia, die sie vorgelebt haben, an sich selbst zu vollziehen. Denn der Weg der Verwandlung ist lange und beschwerlich.

Willigis Jäger (1925 – 2020) in: Suche nach dem Sinn des Lebens. Bewusstseinswandel auf dem Weg nach innen. Petersberg, 5. Auflage 1999, S. 181

Mit Jakob Böhme das Wesen aller Mystik schauen

Titelseite des Böhme-Buches aus dem Insel-Verlag von 1920

Mystik ist keine Disziplin, keine Rubrik aus der Geschichte der Philosophie, auch keine Abteilung der Religionswissenschaft, sondern ein Zustand, eine Lebensäußerung seelisch-geistig ganz bestimmt veranlagter Menschen. Alle Vorträge, Bücher über die Mystik leiden daran, dass ihre Verfasser glauben, „über“ der Mystik zu stehen, während eine wahrhafte Wertung nur dem darin Stehenden möglich ist. Ein „Darüberstehen“ bedingt ein zergliederndes Vorgehen der Kritik, des diskursiven Denkens, welches noch niemals der Mystik gerecht werden konnte; ein „Darinnenstehen“ bedingt die Fülle schauenden Lebens, welches in der Mystik das große Symbol der Einheit sieht, das alle Erscheinungen, Empfindungen und Gedanken durchdringt. Hier kann Jakob Böhme … ein sicherer Führer sein; diejenigen, die sich in seine Schriften zu versenken vermögen, werden bald das Wesen aller Mystik schauen.

Hans Kayser in seiner Vorbemerkung als Herausgeber des Buches Jakob Böhmes Schriften. Ausgewählt und herausgegeben von Hans Kayser. Mit der Biographie Böhmes von Abraham von Franckenberg und dem Kurzen Auszug Friedrich Christoph Oetingers. Insel-Verlag, Leipzig, 1920, S. 11

Die Gottesflamme in uns

Die wahre verborgene Seele in uns, diese verhüllte psychische Entität, ist die Gottesflamme in uns, immer brennend, unauslöschlich selbst für jene geistige Unerwecktheit, die sich überhaupt noch keines spirituellen Selbstes, das unsere äußere Natur nur verdunkelt, bewußt ist. Sie ist eine Flamme aus Gott geboren, und als leuchtender Einwohner in der Unwissenheit flammt sie weiter in ihr, bis sie imstande ist, diese zum Wissen hinzuwenden. Sie ist der verborgene Zeuge und Aufseher, der heimliche Führer, das Daimonion des Sokrates, das innere Licht oder die innere Stimme des Mystikers.

Aurobindo: Der integrale Yoga. Hamburg 1957, Kapitel V.: Die psychische Transformation, S. 78

Zentrum unserer inneren Welt und die Quelle alles Lebens in uns finden

 

Glücklicherweise entstehen von Zeit zu Zeit große Menschen. Führer der Menschheit, Erforscher des Geistes und der ewigen Gesetze des Universums, welche durch ihr edles Beispiel uns aus dem Schlafe rütteln und uns von unserer nutzlosen Geschäftigkeit und unserem blinden Begehren befreien. Sie inspirieren uns durch die sublime Schönheit ihrer Worte, ihrer Taten und ihres Lebens und öffnen unsere Augen für die Wirklichkeiten in uns und um uns.

Auf diese Weise werden wir wieder jener tiefen Mysterien, die selbst in dieser unserer physischen Welt sich manifestieren, gewahr, und unser körperliches Dasein wird vor unseren Augen zu einer Manifestation des Geistes, sobald wir nur das Zentrum unserer inneren Welt und die Quelle alles Lebens in uns gefunden haben.

Lama Anagarika Govinda – Schöpferische Meditation und Multidimensionales Bewusstsein, 178 f., Aurum-Verlag, Breisgau, 1977

Jetzt aktuell nachzulesen in: Magische Blätter. Monatsschrift für geistige Lebensgestaltung.CI. Jahrgang, Juni 2020, Heft 5, S. 162

Mehr hier: https://verlagmagischeblaetter.eu/

Der Sufismus oder die Mystik

Der Sufismus oder die Mystik

  1. ist die Essenz alles Wissens.
  2. Er ist die Reinigung des Herzens und der Seele.
  3. Er ist das Vereintwerden mit Gott.
  4. Er ist das Wegnehmen der Schleier zwischen Mensch und Gott.
  5. Er ist die Bemeisterung der Gegenwart und die Sicherung der Zukunft.
  6. Er ist die Aufopferung der Ichheit.
  7. Er ist der Verzicht auf die Güter beider Welten.
  8. Er ist das innere Sichfinden, das innere Lauschen und das innere Entzücken.
  9. Er ist die Einweihung im Tempel der Wahrheit.
  10. Er ist die Entzündung des Gottesfunkens im Herzen.
  11. Er ist das Verzichten auf die Selbstüberhebung und Selbstanbetung.
  12. Er ist der Führer zur Einheit.
  13. Er ist das Schließen der Augen für alles außer Gott.
  14. Er ist das Nichtsein in sich und das Da-Sein in Gott,
  15. Er ist das Aufheben des Vorhanges der Geheimnisse Gottes.
  16. Er ist das Erlöstsein vom Ich und das Vereintsein mit dem Du.
  17. Er ist das Nichtsein, das alles Dasein umschließt.
  18. Er ist das Sichselbstbeschauen der Seele im Spiegel der göttlichen Liebe.
  19. Er ist das Schweigen der Vergänglichkeit und das Reden der Ewigkeit im Menschen.
  20. Er ist das Sterben, welches das ewige Leben in sich trägt.
  21. Er ist das Empfinden des Erlöstseins vom Dasein und vom Nichtdasein.

Iranschähr, Hossein Kazemzadeh (1884 -1962): Leben und Sprüche der Sufi-Meister des Islams,, Berlin 1934, S. 11-12

 

 

Die wahren Menschen atmeten Yin und Yang

Yin und Yang – Quelle: wikimedia/gemeinfrei

 

In grauer Vorzeit atmeten die Wahren Menschen Yin und Yang. Alle Wesen schauten zu ihrer Tugend auf und fanden sich so in friedlicher Harmonie. In diesen Zeiten wirkten die Führer im verborgenen und schufen spontan reine Schlichtheit. Reine Schlichtheit war noch nicht verlorengegangen, und so waren die Zehntausend Wesen frei und ungezwungen.

Aus dem taoistischen Buch „Wen-tzu“, Kapitel 172

Mehr zu Wu Wei und Taoismus hier: https://mystikaktuell.wordpress.com/2019/03/16/wu-wei-nicht-handeln-und-den-geschehnissen-ihren-lauf-lassen-5-mai-im-mystikkreis-koeln/

Mangel an Sein

Foto: © wak

 

Der leidenschaftliche, fanatische Glaube an Ideen und Führer – gleich welche – ist Götzendienst. Er entsteht aus einem Mangel an Mitte, an innerer Aktivität, an Sein. Das gleiche gilt für die große Liebe: Sie wird zum Götzendienst, wenn jemand glaubt, daß der Besitz eines anderen Menschen ihm die Antwort auf sein Leben gibt, ihm Gewißheit schenkt, zu seinem Gott wird.

Erich Fromm (1900 – 1980)

Mangel an Mitte

Der leidenschaftliche, fanatische Glaube an Ideen und Führer – gleich welche – ist Götzendienst. Er entsteht aus einem Mangel an Mitte, an innerer Aktivität, an Sein. Das gleiche gilt für die große Liebe: Sie wird zum Götzendienst, wenn jemand glaubt, daß der Besitz eines anderen Menschen ihm die Antwort auf sein Leben gibt, ihm Gewißheit schenkt, zu seinem Gott wird.

Erich Fromm  (1900 – 1980)