

Der ganze Beitrag findet sich in der Zeitschrift „Der Buddhist“, 1. Jahrgang 1905, S. 257 ff.
Stille ist die machtvollste Art des Wirkens. Wie gewaltig und eindringlich die Schriften auch sein mögen, sie sind wirkungslos. Der Guru ist still, und in allen herrscht Friede. Seine Stille ist gewaltiger und eindringlicher als alle Schriften zusammen. Diese Fragen tauchen auf, weil man spürt, dass man schon so lange hier ist, so viel gehört, sich so sehr angestrengt und dennoch nichts erlangt hat. Das Wirken, das innerlich vor sich geht, ist nicht sichtbar. Tatsächlich ist der Guru immer in dir.
Ramana Maharshi (1879 – 1950)
Des Philippus Theophrastus Paracelsus, der durch die Alchemie einen so großen Ruhm in der Welt erworben hat, Bildnis und Gebeine. Bis sie wieder mit ihrer Haut umgeben sein werden…
Hier liegt begraben Philippus Theophrastus, der berühmte Doktor der Medizin, welcher auch die schrecklichsten Wunden, Lepra, Podagra und Wassersucht und andere unheilbar scheinende Krankheiten durch seine wunderbare Kunst heilte. Und es brachte ihm auch Ehre ein, dass er sein Hab und Gut unter den Armen verteilen ließ. Im Jahre 1541, am 24. September, vertauschte er das Leben mit dem Tode.
Friede den Lebenden, ewige Ruhe den Toten.
Übersetzung der lateinischen Grabinschrift
Brich auf! Du bist für den Weg geboren.
Brich auf! Du hast ein Treffen einzuhalten.
Wo? Mit wem? Vielleicht mit dir selbst.
Brich auf! Deine Schritte werden deine Worte sein,
der Weg dein Lied, die Müdigkeit deine Gebete.
Und am Ende wird deine Stille zu dir sprechen.
Brich auf! Alleine oder mit anderen.
Aber komm heraus aus dir selbst!
Du wirst Begleiter finden, Schwestern und Brüder.
Brich auf! Dein Kopf weiß nicht, wohin deine Füße dein Herz führen.
Brich auf! Jemand ist unterwegs, dich zu treffen,
sucht dich im Heiligtum am Ende des Weges,
im Heiligtum in der Tiefe deines Herzens.
Er ist dein Friede. Er ist deine Freude.
Geh! Gott ist schon mit dir unterwegs.
Anonym / Santuari de Santa Maria de Lluc auf Mallorca
Wand im Kölner Tersteegenhaus | Foto: © wak
Tersteegen unterschied ein engeres und ein weiteres Verständnis der Mystik. Letzteres sei „praktische Theologie oder die Ausübung der Gottseligkeit, insofern sie Gnade und Herzensveränderung zum Grunde hat“. Im engeren Sinne bedeute „Erleuchtung“ (vgl. Eph 1,17-18) sowie das „Bleiben in Jesu“ (vgl. Joh 15,4) das „Anhangen an Gott“ um „Ein Geist“ mit ihm zu werden (vgl. 1 Kor 6,17), das „Wandeln in der Gegenwart Gottes“ (vgl. Gen 17,1), das „Anbeten im Geist und in der Wahrheit“ (vgl. Joh 4,23), die Reinigung (vgl. 2 Kor 7,1), die „Ausgießung der Liebe Gottes ins Herz“ (vgl. Röm 5,5), das Ende der Furcht durch die Liebe (vgl. 1 Joh 4,18), das „Beschauen der Herrlichkeit Gottes“ (2 Kor 3,18), die „Inwohnung Gottes in der Seele“ (vgl. Joh 14,21.23; 2 Kor 6,16; Lev 26,11-12; Ez 37,27), den „Friede Gottes“ (Phil 4,7) und das „Vollkommensein in Eins“ (Joh 17,23).49) Schlussendlich verstand Tersteegen unter Mystik also nicht mehr, aber auch nicht weniger, als Kind Gottes zu sein im – wörtlichen – Sinne der Bibel und der frühen Kirche.
Ruth Nientiedt über „Mystik bei Tersteegen“. Er lebte von 1697 – 1769
Einheit ist, wenn sich der Mensch mit all seinen Kräften von innen gesammelt fühlt in der Einheit seines Herzens. Einheit bringt inneren Frieden und Ruhe des Herzens. Einheit des Herzens ist ein Band, das Leib und Seele, Herz und Sinn und alle äußeren und inneren Kräfte in der Einigung der Minne zusammenzieht und umschließt. Aus dieser Einheit des Herzens kommt die Innerlichkeit. Denn niemand kann innerlich sein, er sei denn einig gesammelt in sich.
Jan van Ruysbroeck (1293 – 1381)
Mobilisiere den Mut deines Herzens,
wie es die wahrhaft Erwachten tun.
Sage heute ein Wort,
das einer ängstlichen Person Mut gibt.
Wende dich aus der Stille deines Herzens nach aussen,
halte jemandes Hand und verbreite Ruhe.
Blicke einem Fremden in die Augen,
und erkenne, dass es keine Fremden gibt.
Schenke heute jemandem ein unerwartetes Lächeln,
und trage so deinen Teil zum Frieden auf Erden bei.
David Steindl-Rast (*1926)
„Den Charakteren Friedrich Becker und Rosa Luxemburg ist auferlegt, diesen Weg zu gehen. Becker wird eingeführt als Patient eines Militärhospitals in einer elsässischen Garnisonsstadt zur Zeit des Waffenstillstands. Schwer verwundet machte er eine Nahtod-Erfahrung, aus welcher er sich zu einer Wiedergeburt durchkämpft, geleitet von einer Friedensvision: „Ich grüße dich, lieblicher Friede. Du bist da. Sei lange da. Sei immer da. Verlaß mich nun nicht mehr, lieber Friede. Wir kommen aus dem Krieg — ein langer, grausig schwerer Krieg. Wir haben getan, was wir konnten. Jung sind wir hineingegangen. So kommen wir wieder, lahm, verstümmelt. Und durstig. Hungrig nach dir, fiebrig.“
Beantwortet wird das Gebet in einer Traumvision von dem elsässischen Mystiker des 14. Jahrhunderts, Johannes Tauler, der fortan überirdischer Begleiter Beckers sein wird.“
Klaus Hofmann in einem Beitrag über Alfred Döblins Roman November 1918
http://www.fr.de/kultur/literatur/doeblin-roman-bisher-sind-wirkliche-revolutionaere-massen-nicht-in-unser-gesichtsfeld-getreten-a-1614822,0
Mehr zu Johannes Tauler am 6. Januar hier: https://mystikaktuell.wordpress.com/2018/12/03/seine-sprache-ist-wie-ein-bergquell-johannes-tauler-im-mystikkreis-am-6-januar-2019/