Innere Geschichte der Weltreligionen

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Wenn man die innere Geschichte der meisten Weltreligionen näher betrachtet, wird man herausfinden, dass jede von ihnen sich schnell in einen linken und rechten Flügel aufspaltete, das heißt, in die „Gipfler“, die Mystiker, die Transzendenten oder privat religiösen Menschen auf der einen Seite und auf der anderen in diejenigen, die kleine Holzstücke anbeten anstelle dessen, für das sie stehen, die Texte wörtlich nehmen und vergessen, wofür die Worte ursprünglich stehen und die, was vielleicht am bedeutsamsten ist, die Organisation, die Kirche als wichtigstes nehmen, wichtiger als den Propheten und seine ursprüngliche Offenbarung.

Abraham H. Maslow: Jeder Mensch ist ein Mystiker. Wuppertal 2014, S. 76

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Quellendes Spiel aus der Herz-Mitte

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Kunst ist menschheitsumspannend wie die Natur. Sie gehört dem Menschheitskörper an und durchblutet ihn mit Sinn, Weisheit, Wissen und Freude. Ihre lichte Macht ist das quellende Spiel, das aus der Herz-Mitte kommt, einer Mitte, die die Extreme als Flügel zu nutzen weiß für den großen Flug der Liebe, in der die eine Sonne sich in unzähligen individuellen Wegen, Gestalten und Farben der Erde ausdrückt.

Ist Kunst systemrelevant? Vortrag von Alfred Bast am 14.9.2021 / Mehr zu Alfred Bast hier: www.alfred.bast.de

Hier kann der Vortrag von Alfred Bast vollständig gelesen werden:

MAGISCHE BLÄTTER BUCH IX
CIII. Jahrgang Frühling 2022 ~ Februar 2022: Sakralkunst (2)

Mehr hier: https://verlagmagischeblaetter.eu/monatsschrift-magische-bl%C3%A4tter

Bestellt werden kann die Ausgabe hier: kontakt@verlagmagischeblaetter.eu

Warum die Zen-Gärten verwelken

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An einem Tag in der Provinz Mino beobachtete ich eine Zikade, die ihre Haut im den Schatten. Es gelang ihr, ihren Kopf zu befreien, und dann kamen nacheinander ihre Hände und Füße nacheinander heraus. Nur der linke Flügel blieb drinnen, der noch an der alten Haut hing. Es sah nicht so aus, als würde es diesen Flügel jemals den Flügel loszuwerden. Als ich sah, wie es sich abmühte, sich zu befreien, wurde ich von Mitleid bewegt, ihm mit meinem Fingernagel zu helfen. Ausgezeichnet, dachte ich, jetzt bist du frei und kannst deinen Weg fortsetzen. Aber der Flügel, den ich berührt hatte blieb geschlossen und ließ sich nicht öffnen. Diese Zikade konnte nie fliegen wie sie es hätte tun sollen. Als ich sie ansah, schämte ich mich für mich selbst und bereute was ich getan hatte.

Wenn man darüber nachdenkt, handeln heutige Zen-Lehrer auf ähnliche Weise, wenn sie ihre Schüler anleiten. Ich habe gesehen und gehört, wie sie junge Menschen mit außergewöhnlichem  Talent – die dazu bestimmt sind, die Säulen und Pfeiler unserer Schule zu werden – mit ihren äußerst unklugen und unpassenden Methoden zu etwas Halbgarem und Unerreichtem machen. Dies ist eine direkte Ursache für den Niedergang unserer Zen-Schule, der Grund, warum die Zen-Gärten verwelken.

Hakuin Ekaku  (1686 – 1769) in einem Brief an den Laien Kokan

Spirituelle Freiheit

Johannes vom Kreuz / Bild: Archiv

Die Fliege, die den Honig berührt,
kann die Flügel nicht mehr bewegen.

Wer sich an süße Gefühle klammert,
zerstört seine spirituelle Freiheit
und verhindert die Kontemplation.

Johannes vom Kreuz (1543 – 1591)

Wellenflügel

Schon möglich

dass die Wellen
des Meeres

in Wirklichkeit
Flügel sind

die uns aufnehmen
und davontragen

wenn das Leben
sich lichtet

freundlichen
Stränden entgegen

Friederike Hempel

Im September wird ihr Gedichtband „Du dunkles Licht“ im Würzburger Echter-Verlag erscheinen

so muoz ich alse gar entfremdet sin von allem dem

 

 

Eine der Gefahren, die Corona mitsichbringen könnte, ist die der Entfremdung – auf vielen Ebenen. Mal kurz danach sehend, stoße ich darauf:

Eya, sol ich nu daz sprechen gotes in mir vernemen,
so muoz ich alse gar entfremdet sin von allem dem…

Das wahre Wort der Ewigkeit wird allein in der Ewigkeit ausgesprochen, wo der Mensch Wüste ist und seiner selbst und aller Mannigfaltigkeit entfremdet. Nach dieser Wüste und Fremde begehrte der Prophet, als er sprach: »Ach, wer gibt mir Flügel wie die Taube hat, auf dass ich fliegen könnte, wo ich Ruhe finde?« Wo findet man Ruhe und Rast? Wahrlich, da wo man aller kreatürlichen Dinge entworfen und entwüstet und entfremdet ist.

http://www.zeno.org/…/Predi…/Predigten/3.+Von+der+Dunkelheit

Mehr zum Begriff „Entfremdung“, den Meister Eckhart in den deutschen Sprachgebraucht eingeführt hat, findet sich hier: https://elearning.fhsg.ch/mod/wiki/view.php?pageid=227

Alles durchdringende Sonne / Mystik-Sonntag 8. März 2020: Teresa von Ávila und Doing Nothing / Herzliche Einladung

Teresa von Ávila / Foto: © wak

Wer Gott sucht, braucht keine Flügel. Er soll nur still in sein Inneres schauen. Dort wird er ihn finden. Das Innere des Menschen ist wie ein Kristall, in dessen Mitte Gott wie eine alles durchdringende Sonne wohnt. Das Tun des Menschen wird nicht wirksam, wenn seine Taten nicht aus dieser Mitte stammen.
Teresa von Ávila (1515 – 1582)

 

Zum Mystik-Sonntag am 8. März in Köln:

Die Mystikerin und Ordensfrau Teresa von Ávila (1515 -. 1582) ist herausragende Repräsentantin der spanischen Mystik. Teresa von Ávila hinterlässt ein reiches literarisches Werk, das bis heute zu den Perlen der spirituellen Weltliteratur zählt. Ihre Reformbestrebungen brachten sie zwar in Opposition zur etablierten Kirche und Gesellschaft ihrer Zeit, doch 1970 ist sie als erste Frau zur Kirchenlehrerin ernannt worden.

Was ist so ungewöhnlich an Teresa von Ávila? Sie hat erkannt, dass es in der Seele des Menschen eine Sehnsucht nach Wahrheit gibt, eine Frage nach dem Sinn des Lebens, die nach Antworten verlangt. Sie entwickelte im Laufe der Zeit eine spirituelle Praxis des „inneren Betens“, die ganz unmittelbar aus der eigenen Dynamik des Menschen erwächst. Sie hatte die außergewöhnliche Gabe,  diesen Weg anschaulich und mit originellen Bildern zu beschreiben. Ihr Glaube war darüber hinaus auch das Fundament ihres sehr spezifischen Feminismus.

Aus dem reichen Schatz dieser überlieferten Gedanken wird ihre Zuneigung zu den Menschen ebenso deutlich wie ihre tiefe, intime Freundschaft zu Gott. Diesem Schatz wollen wir uns am 8. März intensiv annähern.

Einstimmen werden wir uns mit und durch die Praxis des „Doing Nothing“ am Vormittag.

 

Organisatorisches:

Damit wir besser planen können, bitten wir um frühzeitige Anmeldung beiWerner A. Krebber: Fon / AB: 0209 / 20 56 95  am besten aber über Email: werner.krebber@web.de

Adresse der Veranstaltung: Rolandswerther Str 14  – 50937 Köln  – bei TIGRES – SPACE Kaluza/Westmeier klingeln /  (Bitte schon etwas vor 10:00 Uhr da sein)

 

Zum Mystik-Sonntag Köln:

Wir treffen uns etwa ein Mal im Monat im Kölner Stadtteil Sülz. An diesen Sonntagen wird für beides Zeit sein –  für stilles kontemplatives Sitzen und für das Studieren mystischer Texte & Themen sowie den gemeinsamen Austausch.

(Eventuelle Terminverschiebungen werden auf den Webseiten von Rani und Werner und bei facebook mitgeteilt.)

Der private Kurs ist auf 12 Teilnehmer beschränkt. Beitrag für den ganzen Tag: 15,– Euro (+ ein freiwilliger Obolus für den Mittagstisch). / Kostenbeitrag nur für den Nachmittag: 10,– Euro.

Wir freuen uns auf Euer / Ihr Kommen:

Rani und Werner

doingnothing.de ( Rani Kaluza)

mystikaktuell.wordpress.com (Werner A. Krebber)

Hinweise auf die Veranstaltung auch hier bei facebook: https://www.facebook.com/events/169436527816073/

 

Else Lasker-Schüler: Gebet

Foto: © wak

Ich suche allerlanden eine Stadt,
Die einen Engel vor der Pforte hat.
Ich trage seinen großen Flügel
Gebrochen schwer am Schulterblatt
Und in der Stirne seinen Stern als Siegel.

Und wandle immer in die Nacht …
Ich habe Liebe in die Welt gebracht, –
Daß blau zu blühen jedes Herz vermag,
Und hab ein Leben müde mich gewacht,
In Gott gehüllt den dunklen Atemschlag.

O Gott, schließ um mich deinen Mantel fest;
Ich weiß, ich bin im Kugelglas der Rest,
Und wenn der letzte Mensch die Welt vergießt,
Du mich nicht wieder aus der Allmacht läßt
Und sich ein neuer Erdball um mich schließt.

Else Lasker-Schüler (1869 – 1945)

Seit mich mein Engel nicht mehr bewacht

Foto: © wak

 

Seit mich mein Engel nicht mehr bewacht,
kann er frei seine Flügel entfalten
und die Stille der Sterne durchspalten, –
denn er muss meiner einsamen Nacht
nicht mehr ängstlichen Hände halten –
seit mich mein Engel nicht mehr bewacht.

Rainer Maria Rilke, am 8. Februar 1898