Mystik und Weltverantwortung

Mystik nährt unser Vertrauen, dass diese Welt, die von göttlicher Liebesenergie durchdrungen ist, nicht zugrunde gehen wird. Das gibt uns den Mut, die Ausdauer und die Hoffnung, die angesichts der sich zusammenbrauenden globalen Krisen so dringend gebraucht werden, und die keine Vernunft uns geben kann. Andererseits gewährt mystische Spiritualität die innere Kraft, Ohnmacht angesichts der Weltlage auszuhalten und einen Teil der viel zu großen Verantwortung loszulassen. In der mystischen Versenkung sitze ich im windstillen Auge des Wirbelsturms der Welt.

So gehören für mich Mystik und Weltverantwortung untrennbar zusammen. Mystische Weltverantwortung bewahre uns vor der Verbissenheit und dem Hochmut politischer Weltverbesserer. Und weltverantwortliche Mystik bewahre uns vor der Falle einer bloß individuellen Seelenrettung. Das Streben nach mystischer Erfahrung ist dann kein subtiler Egotrip, sondern Dienst an der Welt.

Gerhard Breidenstein (*1937)

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Nicht diese Version

Einmal kündigte der Physiker Leo Szilard seinem Freund Hans Bethe an, er wolle eventuell ein Tagebuch führen:
„Ich habe nicht vor, etwas zu veröffentlichen. Ich möchte die Tatsachen nur festhalten, damit Gott Bescheid weiß.“
Daraufhin sagte Bethe:
„Glauben Sie nicht, dass Gott die Tatsache schon kennt?
„Ja“, erwiderte Szilard, „die Tatsachen kennt er. Aber diese Version der Tatsachen kennt er noch nicht“.

Hans Christian von Baeyer, Das Atom in der Falle. Einleitendes Zitat des Buches von Bill Bryson, Eine kurze Geschichte von fast allem. Goldmann-Verlag, München 11.Auflage 2005