
Wird Christus tausendmal
zu Bethlehem geboren
Und nicht in dir,
du bleibst noch ewiglich verloren.
Angelus Silesius / Johannes Scheffler (1624–1677)
Cherubinischer Wandersmann, Erstes Buch, Nr. 61
Wird Christus tausendmal
zu Bethlehem geboren
Und nicht in dir,
du bleibst noch ewiglich verloren.
Angelus Silesius / Johannes Scheffler (1624–1677)
Cherubinischer Wandersmann, Erstes Buch, Nr. 61
Ein grosser Meister sagt, sein Münden stünde höher als sein Entspringen. Als ich aus Gott entsprang, da sprachen alle Dinge: Gott ist. Nun kann mich das nicht selig machen, denn hier erkenne ich als Kreatur; dagegen in dem Münden, wo ich ledig stehen will im Willen Gottes, und ledig stehn des Willens Gottes und aller seiner Werke und Gottes selbst, da bin ich über allen Kreaturen und bin weder Gott noch Kreatur, sondern ich bin was ich war und was ich bleiben soll jetzt und immerdar. Da erhalte ich einen Ruck, der mich über alle Engel schwingen soll. Von diesem Ruck empfange ich so reiche Fülle, dass mir Gott nicht genug sein kann mit alledem, was er Gott ist, mit all seinen göttlichen Werken, denn mir wird in diesem Münden zu teil, dass ich und Gott eins sind. Da bin ich was ich war, und da nehme ich weder ab noch zu, denn ich bin da eine unbewegliche Ur-Sache, die alle Dinge bewegt. Allhier findet Gott keine Stätte im Menschen, denn der Mensch erlangt mit seiner Armut, was er ewiglich gewesen ist und immer bleiben soll. Allhier ist Gott im Geist eins, und das ist die tiefste Armut, die man finden kann.
Meister Eckhart (1260 – 1328) in der Predigt „Von der Armut“. In: Meister Eckharts Mystische Schriften. In unsere Sprache übertragen von Gustav Landauer. 2. Auflage 1920 (zusammen mit Martin Buber) S. 73 – 74
Seele Christi, heilige mich!
Leib Christi, erlöse mich!
Blut Christi, tränke mich!
Wasser der Seite Christi, wasche mich!
Leiden Christi, stärke mich!
O guter Jesus, erhöre mich!
Verbirg in deinen Wunden mich!
Von dir lass nimmer scheiden mich!
Vor dem bösen Feind beschütze mich!
In meiner Todesstunde rufe mich!
Und lass zu dir dann kommen mich,
damit ich möge loben dich
mit deinen Heiligen ewiglich!
Amen.
Das mittelalterliche Christusgebet wurde erstmals 1314/1320 in England in lateinischer Sprache bezeugt. Vermutlich ist es irischen Ursprungs. Anima Christi war eines der Lieblingsgebete des Ignatius von Loyola, der es an den Beginn seiner Geistlichen Übungen („Exerzitien“) stellte.
Mehr zu dem Text hier: https://www.hjhaering.de/anima-christi-einem-gebetstext-auf-der-spur/
Ein großer Meister sagt, sein Münden stünde höher als sein Entspringen. Als ich aus Gott entsprang, da sprachen alle Dinge: Gott ist (da). Nun kann mich das nicht selig machen, denn hier erkenne ich als Kreatur; dagegen in dem Münden, wo ich ledig stehen will im Willen Gottes und ledig stehen des Willens Gottes und aller seiner Werke und Gottes selbst, da bin ich über allen Kreaturen und bin weder Gott noch Kreatur, sondern ich bin was ich war und was ich bleiben soll jetzt und immerdar. Da erhalte ich einen Ruck, der mich über alle Engel schwingen soll. Von diesem Ruck empfange ich so reiche Fülle, dass mir Gott nicht genug sein kann mit alledem, was er Gott ist, mit all seinen göttlichen Werken, denn mir wird in diesem Münden zuteil, dass ich und Gott eins sind. Da bin ich was ich war, und da nehme ich weder ab noch zu, denn ich bin da eine unbewegliche Ur-Sache, die alle Dinge bewegt. Allhier findet Gott keine Stätte im Menschen, denn der Mensch erlangt mit seiner Armut, was (dass) er ewiglich gewesen ist und immer bleiben soll. Allhier ist Gott im Geist eins, und das ist die tiefste Armut, die man finden kann.
Meister Eckharts mystische Schriften. In unsere Sprache übertragen von Gustav Landauer. München 21920, S 73 – 74 (In Klammern Textversion der ersten Auflage 1903. Die zweite Ausgabe wurde von Martin Buber bearbeitet und neu herausgegeben)