Über unsere Mühen lachen

Ramana Maharshi / Bild: Archiv

Wir bilden uns ein, dass es etwas gäbe, das unsere Wirklichkeit vor uns verbirgt, und dass dies zerstört werden müsse, bevor wir die Wirklichkeit gewinnen können. Das ist geradezu lächerlich. Und es wird ein Tag heraufdämmern, an dem diejenigen, die auf der Suche nach Befreiung zu mir kommen, über ihre vergangenen Mühen lachen werden?

Ramana Maharshi (1879 – 1950)

Siehe auch hier: RAMANA – Hommage à Ramana Maharshi https://verlagmagischeblaetter.eu/hoerbuecher/ueber-die-wirklichkeit

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In die Weite und Stille des Nichts versinken

Meister Eckhart – Tür in Erfurt / Foto: (c) wak

Hier versinkt der Mensch, der ganz abgeschieden geworden ist und der in diesem Sinne nichts geworden ist, nichts denken, nichts wollen, nichts haben, der reine Stille und Leere und Offenheit ist: er versinkt in die Weite und Stille des Nichts, das von keinem Etwas mehr getrübt ist.

Bernhard Welte (1906 – 1983) in: Meister Eckhart. Gedanken zu seinen Gedanken, Freiburg-Basel-Wien, 1992, S. 87

Das Nichts erfahren

Textgraphik: (c) wak

… es darf daran erinnert werden, dass dies: das Nichts zu erfahren, etwas ganz anderes ist als überhaupt nicht zu erfahren. Wer das Nichts erfährt, der macht wirklich eine Erfahrung, ihm begegnet etwas, was ihn betrifft, erschüttert und verwandelt. Ebendeswegen suchen ja die Menschen dieser Erfahrung auszuweichen.

Bernhard Welte (1906 – 1983) in: Das Licht des Nichts. Von der Möglichkeit neuer religiöser Erfahrung. Düsseldorf 1980, S. 43

Möglichkeit das All umfassender Erleuchtung

Was ist Mystik? Mystik, ich bin geneigt, das deiktisch einzuführen, sind Texte, denen es an wesentlicher Stelle immer wieder darum geht…, dass das Große und das Kleine sich vielleicht nicht so arg unterscheiden, dass das Ein und das Alles eins sind, Texte, die Paradoxe lieben, die mit der Idee liebäugeln, dass an entscheidender Stelle nicht etwas (oder: Etwas), sondern vielmehr nichts (oder: Nichts) ist, Texte, die etwas gegen die üblichen Vorstellungen von Gelehrsamkeit in Stellung bringen und auf Intuition und die Möglichkeit allumfassender (durchaus: das All umfassender) Erleuchtung setzen, was wieder nicht gelernt, allenfalls an Vorbildern geübt oder irgendwie erfasst wird. Wenn man nun etwa Nikolaus von Kues oder Meister Eckhart liest, stößt man auf Passagen, die dem Daodejing durchaus ähneln…

Laozi: Daodejing. Eine Übertragung von Jan Philipp Reemtsma. München 2017. Hier: Ein paar Bermerkungen hernach S. 106

Vom Etwas zum Nichts

Fotographik (c) wak

Du sollst Gott lieben,
wie er ist
ein Nicht-Gott, ein Nicht-Geist,
eine Nicht-Person, ein Nicht-Bild,
mehr noch:
wie er ein lauteres, reines,
klares Eines ist,
abgesondert von aller Zweiheit.
Und in diesem Einen
sollen wir ewig versinken
vom Etwas zum Nichts

Meister Eckhart (1260 – 1328) / Quint, Predigt 42, S. 355

Was heißt es wenn der Proletarier sagt: Jesus war ein guter Mensch?

Denkmal für Thomas Müntzer in Memleben | Foto: © wak

„Was heißt es, wenn der Proletarier in seiner Welt des Mißtrauens sagt: Jesus war ein guter Mensch? Es heißt, daß man zu ihm kein Mißtrauen zu haben braucht. Der Proletarier sagt nicht: Jesus ist Gott. Aber mit dem Wort von dem guten Menschen Jesus sagt er jedenfalls mehr, als wenn der Bürger sagt: Jesus ist Gott. Gott ist für ihn etwas, was der Kirche angehört. Aber in den Fabrikräumen kann Jesus gegenwärtig sein als der Sozialist; in der politischen Arbeit als der Idealist; im proletarischen Dasein als der gute Mensch. In ihren Reihen kämpft er mit gegen den Feind, den Kapitalismus“.

Dietrich Bonhoeffer, Gesammelte Schriften, 3. Band, 174. Beginn des „Geleitwortes“ von Helmut Gollwitzer (1908 – 1993) zu dem Buch „Jesus für Atheisten“ von Milan Machovec (1925 – 2003)

Punkt des Nichts inmitten des Seins

Thomas Mertons Eremitage / Abbey of Gethsemani ~ wikimedia

Wüste und Leere. Das Unerschaffene ist für die Erschaffenen Trostlosigkeit und Leere. Nicht einmal Sand. Nicht einmal ein Stein. Nicht einmal bei Dunkelheit und Nacht. Eine brennende Wildnis wäre zumindest „etwas“. Es brennt und es ist wild. Aber das Ungeschaffene ist nichts. Brache. Die Leere. Die völlige Armut des Schöpfers. Doch alles entspringt dieser Armut. Die Einöde ist unerschöpflich. Unendliche Null. Alles stammt aus dieser Einöde. Alles will und kann dorthin zurückkehren. Denn wer kann schon ins Nichts zurückkehren? Doch jeder von uns ist ein Punkt des Nichts inmitten der Bewegung und ein Punkt des Nichts inmitten des Seins: der unvergleichliche Punkt, nicht durch Entdeckung. Wenn Sie sie suchen, werden Sie sie nicht finden. Wenn Sie nicht mehr suchen, ist sie da. Aber Sie sollten sich nicht darauf konzentrieren. Wenn Sie wissen, dass Sie ein Suchender sind, sind Sie verloren. Aber wenn Sie sich damit zufrieden geben, verloren zu gehen, werden Sie gefunden, ohne es zu wissen. Denn nur weil man sich verlaufen hat, ist man – endlich – nirgendwo.

Thomas Merton (1915 – 1968)

Der Ungrund ist ein ewig Nichts

© wak

 

Der Ungrund ist ein ewig Nichts und machet aber einen ewigen Anfang als eine Sucht; denn das Nichts ist eine Sucht nach Etwas: und da doch auch Nichts ist, das Etwas gebe; sondern die Sucht ist selber das Geben dessen, das doch auch nichts ist als bloß eine begehrende Sucht. Und das ist der ewige Verstand der Magiä, welche in sich machet, da nichts ist; sie machet aus Nichts Etwas und das nur in sich selber, und da doch dieselbe Sucht auch ein Nichts ist als nur bloß ein Wille. Er hat Nichts und ist auch nichts, das ihm etwas gebe, und hat auch keine Stätte, da er sich finde oder hinlege.

Zitat von Jacob Böhme in: Felix Voigt in: Beiträge zum Verständnis Jakob Böhmes. Vom Wesen seiner Persönlichkeit und seiner Gedankenwelt (2)

Der komplette Text ist hier zu lesen:

MAGISCHE BLÄTTER BUCH V
CII. JAHRGANG FRÜHJAHR 2021

HEFT 2 | Februar 2021
TITELTHEMA: Jacob Böhme (2)

gebunden. ISBN 978-3-948594-06-0 – 20,00 €

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Bestellt werden können die Magischen Blätter hier: kontakt@verlagmagischeblaetter.eu

 

Nichts sein, nichts wollen, nichts wissen ~ Gelassenheit bei Meister Eckhart

Textbild © wak

Der Mensch stellt in der Gelassenheit sein Sein (er ist nichts), sein Handeln (er will nichts), und sein Erkennen (er weiß nichts) ganz Gott anheim und verzichtet auf jede kreatürliche Selbstversicherung. Das heißt, dass nur derjenige gelassen ist, der sich selbst ganz und gar lässt, also sein Selbstsein in der Welt und die kraft dieses Selbstseins erlangte Versicherung des Heils negiert, ja selbst Gott lässt, insofern er sich etwas darunter vorstellt.

Nikolaus Largier (* 1957) | Meister Eckhart, Werke I, Frankfurt 1993, S. 960