Aufgenommen ist der Geist
beim ersten Besuch in das Reine Land;
und wieder zurückgekehrt
in die unreine Welt;
im Auftrag, allen Wesen zu helfen.
Saichi (1850 – 1932)
O Wunder über Wunder, wenn ich an die Vereinigung denke, die die Seele mit Gott hat! Er macht die Seele wonnefreudig, aus sich selbst zu fließen, denn alle genannten Dinge genügen ihr nicht. Und da sie selbst eine genannte Natur ist, darum genügt sie sich selbst nicht. Der göttliche Liebesquell fließt auf die Seele und zieht sie aus sich selbst in das ungenannte Wesen in ihren ersten Ursprung, der Gott allein ist.
Meister Eckhart (1260 – 1328) in seinem Traktat „Von den Stufen der Seele“. Erschienen in Meister Eckharts mystische Schriften. Aus dem Mittelhochdeutschen in unsere Sprache übertragen von Gustav Landauer, Berlin 1903
Dieses Wort, das ich gesprochen habe auf lateinisch, das schreibt Sankt Lukas in actibus über Sankt Paulus, und es lautet so: „Paulus stand auf von der Erde, und mit offenen Augen sah er nichts“ (Apg. 9, 8).
Mich dünkt, dass dies Wörtlein nichts vierfachen Sinn habe.
Der eine Sinn ist dieser: Als er aufstand von der Erde, sah er mit offenen Augen nichts, und dieses Nichts war Gott; denn, als er Gott sah, das nennt er ein Nichts.
Der zweite Sinn: Als er aufstand, da sah er nichts als Gott.
Der dritte: In allen Dingen sah er nichts als Gott.
Der vierte: Als er Gott sah, da sah er alle Dinge als ein Nichts.
Meister Eckhart (1260 – 1328) in DW, Predigt 71, Surrexit autem Saulus de terra apertisque oculis nihil videbat (Act. 9,8)
Böhmes geistige Leistung kann man kurz so bezeichnen: er ist der erste und größte religiöse deutsche Denker des Barock. Die erschütternde geistige Bewegung Europas im 17. Jahrhundert, die von Spanien bis weit nach Russland hinein eine tiefe geistige Wandlung hervorruft, hat keinen gleich großen schöpferischen Deuter und Künder gefunden wie ihn. Bis zu Leibniz ist er nach der Reformation der erste und einzige Deutsche gewesen, der über den Bereich deutscher Sprache hinaus europäisch gewirkt hat.
Paul Hankamer (1891 – 1945) in der „Einführung zu ‚Das Böhme-Lesebuch‘“
Der vollständige Text ist hier zu lesen:
MAGISCHE BLÄTTER BUCH IV
CI. JAHRGANG WINTER 2020 / 2021
4. Quartalsausgabe November, Dezember, Januar
gebunden
HEFT 10 | November 2020
TITELTHEMA: JACOB BÖHME
https://verlagmagischeblaetter.eu/monatsschrift/magische-blaetter
Bestellt werden können die Magischen Blätter hier: kontakt@verlagmagischeblaetter.eu
In der frühen Gralssage heißt es von dem Gral, einem wunderbaren Stein, der durch die Kraft der konsekrierten Hostie jeden Hunger sättigt, dass er dem zu eigen gehört, der an den Hüter, einen von der schmerzlichsten Verwundung zu drei Vierteln gelähmten König, als erster die Frage stellt: „Welches Leiden quält dich?“ Die Fülle der Nächstenliebe besteht einfach in der Fähigkeit, den Nächsten fragen zu können: „Welches Leiden quält dich?“
Simone Weil (1909 – 1943) in ihrer Abhandlung „Betrachtungen über den rechten Gebrauch des Schulunterrichts und des Studiums im Hinblick auf die Gottesliebe“. In: Das Unglück und die Gottesliebe. München 1953, S. 107f.
Mehr zu Simone Weil hier: https://mystikaktuell.wordpress.com/2019/08/07/simone-weil-mystikerin-philosophin-rebellin-doing-nothing-am-8-september-2019-herzliche-einladung/
Was wirklich von Bedeutung ist, für jede Methode des Sufitums, ist die fortwährende Erinnerung an einen der Namen Gottes. Das bringt Stille ins menschliche Herz; dies ist der erste Schritt. Der zweite ist die Öffnung einer Pforte im Innern des Herzmuskels; hier, nicht im Gehirn, liegen die verborgenen Fähigkeiten der Seele, und genau auf dieses Zentrum richtet ein Sufi seine Aufmerksamkeit. Und auf der Leiter des Herzschlags reist er über den Ozean des Daseins, um die Perle des wahren Selbst zu finden.
Seyed Mostafa Azmayesh (* 1952)
Wenn Du durch das Tor des Lebens gelangen willst,
musst Du aufbrechen, einen Weg suchen.
Du wirst straucheln und fallen,
aber die Kraft haben wieder aufzustehen.
Irgendwann wirst Du beginnen, diesen Weg zu lieben,
weil Du erkennst, dass es Dein Weg ist.
Alles kommt darauf an, den ersten Schritt zu wagen.
Denn mit dem ersten Schritt gehst Du durch das Tor.
Aus dem Zen
Was wirklich von Bedeutung ist, für jede Methode des Sufitums, ist die fortwährende Erinnerung an einen der Namen Gottes. Das bringt Stille ins menschliche Herz; dies ist der erste Schritt. Der zweite ist die Öffnung einer Pforte im Innern des Herzmuskels; hier, nicht im Gehirn, liegen die verborgenen Fähigkeiten der Seele, und genau auf dieses Zentrum richtet ein Sufi seine Aufmerksamkeit. Und auf der Leiter des Herzschlags reist er über den Ozean des Daseins, um die Perle des wahren Selbst zu finden.
Seyed Mostafa Azmayesh (* 1952)