Es gibt nicht Mystik an sich, sondern Mystik von etwas, Mystik einer bestimmten religiösen Form: Mystik des Christentums, Mystik des Islams, Mystik des Judentums und dergleichen. Gewiss, es steckt etwas Einheitliches in diesen mannigfaltigen historischen Phänomenen. Dies Einheitliche, dies „Objekt“ aller Mystik, zeigt sich eben in der Analyse der persönlichen Erfahrung der Mystiker. Aber es ist der modernen Zeit vorbehalten geblieben, so etwas wie eine abstrakte Religion der Mystik überhaupt zu erfinden.
Gershom Scholem (1897 – 1982) in: Die jüdische Mystik in ihren Hauptströmungen, Frankfurt a. M.,1967