Über Leerheit und Mitgefühl meditieren

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Die guten Taten vieler Millionen Jahre können in einem einzigen Augenblick des Ärgers zerstört werden. Arbeite deshalb beständig an der Entwicklung von liebender Güte, Mitgefühl und dem unschätzbar wertvollen Wunsch, allen Menschen zur Erleuchtung zu verhelfen. Es gibt nämlich unter all den unendlich zahlreichen Wesen kein einziges, aus dem du nicht schon einmal entstanden bist. Auf diese Art gesehen, kann man sagen, dass dir jedes Wesen schon einmal Mutter oder Vater war. Denke immer und immer wieder daran, wie diese Wesen, die einmal deine Eltern waren, keine Chance haben, sich selbst zu retten. Deshalb meditiere ununterbrochen, um den Geist des erleuchtenden Mitgefühls für alle Wesen zu erwecken. Es genügt nicht, dass du nur die unkonditionierte Leerheit deines Geistes erkennst — ohne das große Mitgefühl entstehen zu lassen besteht die Gefahr, dass du in den Nihilismus verfällst. Deshalb ist es notwendig, dass du über die Einheit von Leerheit und Mitgefühl meditierst.

Padmasambhava (8./ 9. Jh.)

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Meine Natur ist einzigartig

Ich bin das große aus sich selbst heraus entstandene natürliche Verweilen,
das von Anbeginn als der Ursprung aller Dinge bekannt ist.

Du, der du mit großem Eifer nach mir suchst und dich nach mir sehnst,
erschöpfst dich:
auch im Laufe vieler Zeitalter findest du mich nicht.

Meine Natur ist einzigartig unter allen Dingen,
nicht vergleichbar mit dem, was nicht ich ist,
oder was versucht, ich zu sein.

Aus dem Dzogchen

media in vita…

Textzeile eines gregorianischen Chorals, der um 750 entstanden ist

 

Der Tod ist groß.
Wir sind die Seinen
lachenden Munds.
Wenn wir uns mitten im Leben meinen,
wagt er zu weinen
mitten in uns.

Rainer Maria Rilke (1875 – 1926)

Im Hunger der Seelen anfangen

Gedenktafel am Böhme-Haus im heute polnischen Zgorcelec (Görlitz) Foto: © wak

Denn nicht durch unsere scharfe Vernunft und Forschen erlangen wir den wahren Grund göttlicher Erkenntnis. Die Forschung muss von innen im Hunger der Seelen anfangen. Denn das Vernunftforschen gehet nur bis in sein Astrum der äußern Welt, daraus die Vernunft urständet. Aber die Seele forschet in ihrem Astro, als in der innern geistlichen Welt, daraus die sichtbare Welt entstanden oder ausgeflossen ist, darinnen sie mit ihrem Grunde stehet.

Jakob Böhme (1575 – 1624)