Die Tiefe unseres Seins berühren

Man kann den geistlichen Bildern von Bô Yin Râ die Wirkung von Ikonen zusprechen. Sobald man sich in eines der Bilder vertieft, besteht die Möglichkeit, die einzelnen Bildbereiche zu durchwandern und immer neue Geistesräume zu erleben. Bô Yin Râ spricht von der Magie der Zeichen. Solche Zeichen sind Codeworte, die in uns selbst Bewusstseinslagen aufschliessen. Das ist mehr als alles Intellektuelle oder ästhetische Erfassen. Diese Art der Bildverkündigung berührt die Tiefe unseres Seins, unseren geistigen Organismus. Wir können uns dadurch von mancherlei Verkrampfung und innerer Verriegelung befreien. Bezeichnend ist, was Bô Yin Râ am Schluss seines Buches „Welten“, das einen Zyklus von 20 geistlichen Bildern enthält, sagt:

„Dass du dir selbst in vollem Maße zur Freude werden mögest, dazu gebe ich dir alle Lehre!“

Bô Yin Râ – Vortrag zu seinem 100. Geburtstag und zur Gedenkausstellung seiner Gemälde und seines Lehrwerks im Schlossmuseum in Aschaffenburg. Gehalten am 20. 11. 1976 von Prof. Max Nuss – Darmstadt

Der komplette Vortrag von Max Nuss (1893-1979) kann hier nachgelesen werden:

MAGISCHE BLÄTTER BUCH VIII
CII. JAHRGANG WINTER 2021/2022

Januar 2022: Sakralkunst

Mehr auch hier: https://verlagmagischeblaetter.eu/monatsschrift-magische-bl%C3%A4tter

Bestellungen: kontakt@verlagmagischeblaetter.eu

Werbung

Deine Hand

für alle,
die durch die dunkle Nacht der Seele
gegangen sind

 

Vielleicht
war deine Angst
in der Dunkelheit
dazu da,
dich Mut zu lehren
(ohne Angst kein Mut!)

Vielleicht
war deine Wut dazu da,
dir Klarheit
und Durchhaltevermögen
zu schenken
(auch aus Wut entsteht Kraft!)

Und deine Trauer
hat dich wohl weicher
gemacht,
verständnisvoller und
mitfühlender
mit anderen, oder nicht? –

Mit Sicherheit
hast du nicht umsonst,
hast du nicht vergebens
das Tal der Tränen
durchwandert
und die dunkle Nacht

der Seele
durchwacht! –
Du hast vieles
gesehen, mitbekommen
und mitgemacht! –
Du hast gelernt,

was es heißt,
ein Mensch unter Menschen
zu sein,
verletztlich, allein,
nicht weniger
und nicht mehr als das–

Und das reicht!
Das macht dich reich
– an Erfahrung –

also reiche
denen, die dir nachfolgen –
und die dies wünschen –

und die in diesem Augenblick
stolpern
in der Dunkelheit,

deine Hand,
und vergiss nicht,
dass auch du

wieder stolpern wirst,
ein ums andere
Mal, und auch

für dich
wird es Hände geben,
die die deinen

halten –
warm, fest
und im besten Falle

liebevoll

 

Hannah Buchholz, 19. 02. 2015

 

 

Mehr Gedichte dieser Lyrikerin hier:

https://hannahbuchholz.wordpress.com/

 

 

Gehe selbst deinen eigenen Weg

Gehe selbst deinen eigenen Weg,
aber lasse auch jeden anderen
seinen eigenen Weg durchwandern,
auch wenn seine Ziele
ferne hinter dir liegen!

Du weisst nicht,
wann eines anderen Stunde kommt,
und du hast kein Recht,
ihn vor seiner Stunde im Schlafe zu stören.

Bô Yin Râ  / Joseph Anton Schneiderfranken (1876 – 1943)