Wo alle Dinge „daheim“ sind

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Im östlichen Geist ist etwas von einer großen Stille, ein Unstörbares, so als blicke er immer in die Ewigkeit. Diese Stille ist nicht die Abwesenheit vom Leben. Es ist vielmehr die Stille des Abgrundes der Ewigkeit, darin alle Dinge „daheim“ sind. Es ist wie das Schweigen Gottes, der tief in der Schau seines Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft umgreifendes Werkes in seiner Einheit und Allheit thront. Wer in dieser Stille Verwesung und Tod wittert, wird erstaunt sein über den überwältigenden Ausdruck an Aktivität, die aus diesem ewigen Schweigen hervorbrechen kann.

D.T. Suzuki in „Die große Befreiung“. Zitiert wird Suzuki von Karlfried Graf Dürckheim in „Zen und Wir“, Überarbeitete und erweiterte Neuausgabe Bern / München / Wien, 1984, S. 85

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Eins sein mit dem lebendigen Gott

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Alles, worauf es ankommt,
ist, eins zu sein mit dem lebendigen Gott,
ein Geschöpf zu sein im Haus des Gottes des Lebens.

Wie eine Katze, die auf einem Stuhl eingeschlafen ist,
friedlich, in Frieden und eins mit dem Herrn des Hauses,
mit der Herrin, daheim, daheim im Haus des Lebendigen,
schlafend am Herd und gähnend am Feuer.

Schlafend am Herd der lebendigen Welt,
gähnend daheim vor dem Feuer des Lebens
und die Gegenwart des lebendigen Gottes fühlend
wie eine unerschütterliche Gewissheit,
eine tiefe Ruhe im Herzen,
Gegenwart des Herrn, der am Tisch sitzt
in seinem eigenen größeren Sein
im Hause des Lebens.

D.H. Lawrence (1885 – 1930)

 

Gott ist in uns daheim

 

Nie hat ein Mensch
nach irgend etwas so sehr begehrt,
wie Gott danach begehrt,
den Menschen dahin zu bringen,
dass er ihn erkenne.

Gott ist allzeit bereit,
wir aber sind sehr unbereit;
Gott ist uns „nahe“,
wir aber sind ihm fern;
Gott ist drinnen,
wir aber sind draussen;
Gott ist in uns daheim,
wir aber sind in der Fremde.

Dass wir ihm alle folgen,
dass er uns in sich bringe,
wo wir ihn wahrhaft erkennen,
dazu helfe uns Gott. Amen.

Meister Eckhart (1260 – 1328)

Alles, worauf es ankommt, ist, eins zu sein mit dem lebendigen Gott

Alles, worauf es ankommt, ist, eins zu sein mit dem
lebendigen Gott,
ein Geschöpf zu sein im Haus des Gottes des Lebens.

Wie eine Katze, die auf einem Stuhl eingeschlafen ist,
friedlich, in Frieden
und eins mit dem Herrn des Hauses, mit der Herrin,
daheim, daheim im Haus des Lebendigen,
schlafend am Herd und gähnend am Feuer.

Schlafend am Herd der lebendigen Welt,
gähnend daheim vor dem Feuer des Lebens
und die Gegenwart des lebendigen Gottes fühlend
wie eine unerschütterliche Gewissheit,
eine tiefe Ruhe im Herzen,
Gegenwart
des Herrn, der am Tisch sitzt
in seinem eigenen größeren Sein
im Hause des Lebens.

D.H. Lawrence (1885 – 1930)

Immer und überall zu Hause

„’Gott ist in uns daheim, wir sind in der Fremde‘ (Meister Eckhart 1260-1328). Ein Kernwort der Mystik, Gott ist im Seelengrund des Menschen anwesend, und es ist die wunderbare Berufung des Menschen, in Fühlung zu kommen mit diesem Geheimnis in ihm.“ (Johannes Bours)

In Wirklichkeit sind wir immer und überall zu Hause in dem All-präsenten Göttlichen Geheimnis, aber wir haben uns ihm entfremdet. Unser Bewusstsein ist getrübt, verschleiert, verdunkelt durch Verblendungen, durch irrige Ansichten. In weiten Phasen leben wir oberflächlich, getrieben von Begierden und Aversionen. Auch für überzeugte Christen, Muslime oder Buddhisten ist es ein langer Weg, bis ihre rationalen Glaubenssätze in dem Erfahrungswissen gegründet sind, dass wir niemals und nirgends von „Gott“, dem „Göttlichen“ oder dem „Grund“ (Meister Eckhart) getrennt sind. Dieses Ursprüngliche Wissen kann zwar getrübt oder vergessen sein, aber es meldet sich, immer mal wieder, unvermutet, in Nullpunkt-Erfahrungen und in Gipfelerlebnissen. Die Ahnung von einer ständigen Einheit unseres Selbst mit dem Absoluten, mit „Sat-Chit-Ananda“ – „Sein-Bewusstheit-Glückseligkeit“,  bewegt uns dann, so dass wir uns auf die Suche machen und den Inneren Weg gehen, zögernd zunächst, schließlich entschlossen.

http://adolf.frahling.de/Web-Site/I._Beheimatet.html