Teilhaben an der Stille

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Fragt mich jemand, wo er wohl nach der Buddha-Natur suchen solle, so begegne ich ihm mit meiner Buddha-Natur. Fragt mich jemand nach Bodhisattvas, so zeige ich ihm echtes Mitgefühl, die Eigenschaft jedes Bodhisattvas. Fragt mich jemand nach der Erleuchtung, dann antworte ich ihm durch Nicht-Antworten und zeige ihm somit Unaussprechlichkeit. Fragt mich schließlich jemand nach Nirvana, dann lasse ich ihn teilhaben an der Stille, der Funktion des Nirvana.

Rinzai Gigen Zenji alias Lin-chi (um 850)

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Das Unaussprechliche zeigen

Fragt mich jemand, wo er wohl nach der Buddha-Natur suchen solle,
so begegne ich ihm mit meiner Buddha-Natur.

Fragt mich jemand nach Bodhisattvas,
so zeige ich ihm echtes Mitgefühl,
die Eigenschaft jedes Bodhisattvas.

Fragt mich jemand nach der Erleuchtung,
dann antworte ich ihm durch Nicht-Antworten
und zeige ihm somit Unaussprechlichkeit.

Fragt mich schließlich jemand nach Nirvana,
dann lasse ich ihn teilhaben an der Stille, der Funktion des Nirvana.

Rinzai Gigen Zenji alias Lin-chi (um 850)

Der Buddha-Natur begegnen

Fragt mich jemand, wo er wohl nach der Buddha-Natur suchen solle,
so begegne ich ihm mit meiner Buddha-Natur.

Fragt mich jemand nach Bodhisattvas,
so zeige ich ihm echtes Mitgefühl,
die Eigenschaft jedes Bodhisattvas.

Fragt mich jemand nach der Erleuchtung,
dann antworte ich ihm durch Nicht-Antworten
und zeige ihm somit Unaussprechlichkeit.

Fragt mich schließlich jemand nach Nirvana,
dann lasse ich ihn teilhaben an der Stille, der Funktion des Nirvana.

Rinzai Gigen Zenji alias Lin-chi (um 850)

Vertrauen ist eine Brücke

Vertrauen kann die Brücke in die Transzendenz bauen. Im Sanskrit nennt man das Sraddha. Sraddha bedeutet, sein Herz auf etwas setzen. In einem Sutra des Pali-Kanons vergleicht Buddha diese Art des Vertrauens mit einemVogel, der dem Baum traut, in dem er sein Nest baut. Ich sage zum Beispiel den Menschen wieder und wieder, dass jeder Mensch im Grunde gut ist, dass der Kern aller Wesen Buddhanatur ist. Während ich so spreche, ist mir natürlich klar, dass nicht alle Zuhörer selbst so von sich denken oder empfinden. An einem solchen Punkt ist Vertrauen eine Brücke. Wenn es mir gelingt, dass die Zuhörer mir vertrauen, dann ist es für sie viel leichter, selbst zu diesem Erfahren, dieser Gewissheit in sich zu gelangen.

Pyar Rauch (*1960)

Erfahrung des Urgrundes

Spiritualität gehört nicht zu einer Religion, sondern sie ist vielmehr eine Art des Seins, die in verschiedenen Kulturen je einen eigenen Ausdruck findet. Verstehen wir Zen in diesem Sinne als Wegweiser zur formlosen gemeinsamen Basis allen Seins und menschlichen Geistes, weist es über sich selber hinaus. Es geht nicht mehr um diesen Begriff und um die Zen-Lehre, sondern vielmehr um das Eigentliche seines Anliegens, um den letzten Kern der Existenz.

Ein neues Bewusstsein wird nicht mehr rein materiell orientiert sein, sondern viel mehr umfassen, und mit der Realisierung der tiefen Verbindung allen Seins wird es auch einen spirituellen Charakter aufweisen. Die Formen der verschiedenen Religionen müssen sich dabei weder auflösen, noch müssen sich die Religionen weiter bekämpfen, weil die Erkenntnis des gemeinsamen Urgrundes die religiösen Formen transzendiert. Im Austausch zwischen den Religionen geht es damit nicht mehr vorwiegend um einen „interreligiösen Dialog“, sondern vielmehr um die Bewusstwerdung der gemeinsamen Basis allen Geistes. Alle Religionen beschäftigen sich mit dem Unergründlichen – mit der letzten Wirklichkeit – ob dieses nun Gott, Jahwe, Allah, Brahma oder Buddhanatur genannt wird.

Jede Religion umfasst auch eine mystische Schule, die auf spirituelle Erfahrungen ausgerichtet ist – so die christliche Mystik, der Sufismus im Islam, die Kabbala im Judentum, und das Zen im Buddhismus. Sie fördern alle seit je her eine Erfahrung des Urgrundes – in unserer Kultur das „Göttliche“ genannt.

Der Zen-Lehrer Dieter Wartenweiler beim Sangha-Treffen der Glassmann-Lassalle-Linie am 16. Juni 2013 im Lassalle-Haus Edlibach/Zug in einem Impulsreferat zum Thema „Zen und Bewusstsein“

Mehr hier:
http://www.zendo-staefa.ch/Zen-und-Bewusstsein.pdf

Einheit aller Dinge

Gerade lese ich eine Biografie Buddhas von Thich Nhat Hanh. Dort zitiert er Buddha mit dem Satz „die Quelle eines Dings sind alle Dinge“. In diesem kurzen Ausspruch ist die ganze Wahrheit und Schönheit der Existenz enthalten, die in einem ständig bewegten Netzwerk der Abhängigkeit und Verbindung von allem mit allem tanzt. Nichts existiert aus sich selbst heraus. Jeder kleinste Kiesel, jedes Kunstwerk, jedes lebende Wesen, jedes Blatt, jeder Stern steht in Beziehung zu allem, ist in seiner Entstehung abhängig von allem und in seinem Dasein verwoben mit allem. So ist in jedem Grashalm die Sonne, der Wind, der Regen, die Erde, die Mineralien, die Tiere, das ganze Universum enthalten. Die meisten Menschen sind sich dessen nicht bewusst, und die Unbewusstheit, die Unwissenheit ist die tiefste Wurzel des Leidens. Sie führt zur Abgrenzung zu „ich und der Rest der Welt“, führt zu Gier und Hass, zu Eifersucht und Neid mit allen ihren Folgen im Kleinen wie im Großen.

Im Bewusstsein der Einheit aller Dinge, der Vernetztheit aller Dinge, der Abhängigkeit und Unbeständigkeit aller Dinge, Wesen und Phänomene zu leben, heißt in Freude, Dankbarkeit und Staunen zu leben. Und wenn wir in dieser Bewusstheit von Moment zu Moment leben, dann verstehen wir tiefer und tiefer die Soheit der Dinge und Wesen und die Buddhanatur in allem. Dies ist kein intellektuelles, sondern existentielles Verstehen – eine Reise ohne Ende. Und wenn wir in diesem Bewusstsein und Verstehen leben, können wir nicht anders als in Mitgefühl und Liebe sein. Das ist die Einheit von Weisheit und Mitgefühl. Wenn wir in dieser Bewusstheit, Achtsamkeit und Mitgefühl leben, dann ist Frieden und Gerechtigkeit keine Frage von Regeln oder Moral oder Politik mehr, sondern Essenz des Lebens – dann leben wir in Harmonie mit dem Ganzen. Und dein Herz tanzt mit der Existenz. Dieses Aufblühen in Erkennen, in Meditation ist die spirituelle Revolution, die die einzig wahre Revolution auch auf der Erde möglich macht: „diese Erde – das Lotusparadies“, wie Hakuin sagt. Nur so ist ein Ende des Krieges, ein Ende des Hasses, ein Ende des Leidens möglich.

Pyar Rauch (*1960)

Teilhaben an der Stille

Fragt mich jemand, wo er wohl nach der Buddha-Natur suchen solle, so begegne ich ihm mit meiner Buddha-Natur. Fragt mich jemand nach Bodhisattvas, so zeige ich ihm echtes Mitgefühl, die Eigenschaft jedes Bodhisattvas. Fragt mich jemand nach der Erleuchtung, dann antworte ich ihm durch Nicht-Antworten und zeige ihm somit Unaussprechlichkeit. Fragt mich schließlich jemand nach Nirvana, dann lasse ich ihn teilhaben an der Stille, der Funktion des Nirvana.

Rinzai Gigen Zenji alias Lin-chi (um 850)

Die Buddhanatur begreifen

Die sogenannten primitiven Völker haben sich die tiefen Schichten des Gehirns aktiv erhalten. Indem wir unsere Art von Zivilisation entwickelt haben, haben wir zwar den Intellekt geschult, verfeinert und verkompliziert, aber die mit dem Inneren Kern des Gehirns verbundene Kraft, Intuition und Weisheit vergessen. Gerade aus diesem Grund ist Zen ein unschätzbarer Wert für den Menschen von heute, zumindest für denjenigen, der Augen hat zu sehen und Ohren zu hören. Durch die regelmässige Übung von Zazen wird ihm die Chance gegeben ein neuer Mensch zu werden und zum Ursprung des Lebens zurückzukehren. Er kann den normalen Zustand des Körpers und Geistes (die eins sind) erlangen, indem er das Sein an der Wurzel packt.
Beim Sitzen in Zazen lässt man die Bilder, die Gedanken, die geistigen Gebilde, die aus dem Unterbewussten auftauchen, vorbeiziehen wie Wolken am Himmel – ohne sich ihnen zu widersetzten, ohne sich an sie zu klammern. Wie Schatten vor einem Spiegel zieht alles vorbei, was aus dem Unterbewusstsein ausströmt, kehrt wieder und zerrinnt. Man gelangt zum tiefen Unbewusstsein, ohne Gedanken, jenseits allen Denkens, zur wahren Reinheit.
Zen ist sehr einfach und gleichzeitig sehr schwer zu verstehen. Es ist eine Sache der Anstrengung und Wiederholung – wie das Leben. Wenn beim Sitzen ohne Umschweife, ohne Zweck- und Profitstreben die Haltung, die Atmung und die Geisteshaltung in Harmonie miteinander sind, dann versteht man das wahre Zen, dann begreift man die Buddhanatur.

Taisen Deshimaru (1912 – 1982)

Die Buddhanatur walten lassen

Selbst die Buddhas und Patriarchen sind nur wie Wegweiser auf dem Weg der Erkenntnis. Da gibt es welche unter euch, die sich einen Satz aus den Lehrreden herauspicken, der euch halb verständlich und halb unverständlich ist. Damit schafft ihr Verwirrung und versetzt Himmel und Erde in Unruhe. Ihr rennt umher, befragt Gott und die Welt und verharrt so in geschäftiger Verblendung. Der echte Mensch des Weges, der echte Zen-Mensch blickt nicht nach rechts und links, verbringt seine Zeit nicht damit, um über Rechtschaffene und Gauner, dies und das, richtig und falsch, Form und Nicht-Form oder andere abstrakte Begriffe vergeblich zu diskutieren.

Kommt jemand mit einer Frage zu mir, dann durchschaue ich ihn gründlich, ganz gleich, ob er Mönch oder Laie ist. Welche Begriffe er mir auch immer anträgt, er lernt sie alle als leere Worte und Namen, als Vorstellungen und Gehirnfurze zu entlarven.
Die Absicht des tiefgründigen Lehrens aller Buddhas besteht darin, den in uns sichtbar werden zu lassen, der in der Lage ist, alle Lebensumstände zu beherrschen. Die Buddhanatur kann von sich selbst nicht sagen: ich bin die Buddhanatur. Es ist vielmehr der unabhängige Mensch des Weges, der in allen Lebensfragen von seiner Buddhanatur Gebrauch macht, indem er sie einfach walten lässt.

Fragt mich jemand, wo er wohl nach der Buddhanatur suchen solle, so begegne ich ihm mit meiner Buddha-Natur. Fragt mich jemand nach Bodhisattvas, so zeige ich ihm echtes Mitgefühl, die Eigenschaft jedes Bodhisattvas. Fragt mich jemand nach der Erleuchtung, dann antworte ich ihm durch Nicht-Antworten und zeige ihm somit Unaussprechlichkeit. Fragt mich schließlich jemand nach Nirvana, dann lasse ich ihn teilhaben an der Stille, der Funktion des Nirvana.

Rinzai Gigen Zenji alias Lin-chi (um 850)

Vom Vertrauen zum Erfahren

Vertrauen kann die Brücke in die Transzendenz bauen. Im Sanskrit nennt man das Sraddha. Sraddha bedeutet, sein Herz auf etwas setzen. In einem Sutra des Pali-Kanons vergleicht Buddha diese Art des Vertrauens mit einemVogel, der dem Baum traut, in dem er sein Nest baut. Ich sage zum Beispiel den Menschen wieder und wieder, dass jeder Mensch im Grunde gut ist, dass der Kern aller Wesen Buddhanatur ist. Während ich so spreche, ist mir natürlich klar, dass nicht alle Zuhörer selbst so von sich denken oder empfinden. An einemsolchen Punkt ist Vertrauen eine Brücke. Wenn es mir gelingt, dass die Zuhörer mir vertrauen, dann ist es für sie viel leichter, selbst zu diesem Erfahren, dieser Gewissheit in sich zu gelangen.

Pyar Troll-Rauch (*1960)

Aus einem Interview von „connection spirit“ mit Pyar. Das ganze Interview kann man hier lesen: http://www.pyar.de/Materialien/conn%20pyar_7-8-11.pdf