Durch mystische Salbung umgestaltet

Foto: (c) wak

Willst du wissen, wie Erleuchtung geschieht,
dann frage die Gnade, nicht die Wissenschaft;
die Sehnsucht, nicht den Verstand;
das Seufzen des Gebetes, nicht das forschende Leben;
den Bräutigam, nicht den Lehrer;
Gott, nicht den Menschen;
die Dunkelheit, nicht die Helle;
nicht das Licht, sondern jenes Feuer,
das ganz und gar entflammt und durch mystische Salbung
und brennendste Liebe in Gott umgestaltet.
Dieses Feuer hat Christus in uns entzündet.

Bonaventura von Bagnoreggio (1221 – 1274)

Bei stärkerer Bedrängnis größere Tröstung

Fotocollage (c) wak

Die Tröstung des Geistes
ist wahr, vollkommen und angemessen.

Sie ist wahr,
weil der Geist die Tröstung
dort erweist, wo sie angemessen ist,
nämlich für die Seele.

Sie ist vollkommen,
weil sie in jeder Bedrängnis tröstet.

Sie ist angemessen,
weil er dort,
wo eine stärkere Bedrängnis herrscht,
eine größere Tröstung verleiht.

Bonaventura (von Bagnoreggio) / eigentlich Johannes Fidanza (1221 – 1274)

Erkenne, dass deine Seele sich liebt

fensterrose

 

 

 

 

 

 

Foto: © wak

 

Tritt also
in dich selbst ein
und erkenne,
dass deine Seele
sich aufs innigste liebt.

Bonaventura von Bagnoreggio (1221 – 1274)

Tröstung des Geistes

Die Tröstung des Geistes
ist wahr, vollkommen und angemessen.

Sie ist wahr,
weil der Geist die Tröstung
dort erweist, wo sie angemessen ist,
nämlich für die Seele.

Sie ist vollkommen,
weil sie in jeder Bedrängnis tröstet.

Sie ist angemessen,
weil er dort,
wo eine stärkere Bedrängnis herrscht,
eine größere Tröstung verleiht.

Bonaventura von Bagnoreggio / eigentlich Johannes Fidanza (1221 – 1274)

Das Feuer entzündet

Willst du wissen, wie Erleuchtung geschieht,
dann frage die Gnade, nicht die Wissenschaft;
die Sehnsucht, nicht den Verstand;
das Seufzen des Gebetes, nicht das forschende Leben;
den Bräutigam, nicht den Lehrer;
Gott, nicht den Menschen;
die Dunkelheit, nicht die Helle;
nicht das Licht, sondern jenes Feuer,
das ganz und gar entflammt und durch mystische Salbung
und brennendste Liebe in Gott umgestaltet.
Dieses Feuer hat Christus in uns entzündet.

Bonaventura von Bagnoreggio (1221 – 1274)

Perspektiven der Mystik von Ost nach West

Gestern erreichte mich die Bitte, auf eine Veranstaltung hinzuweisen, die Wolfgang Storch und Klaudia Ruschkowski in der „Villa Le Guadalupe“ im italienischen Volterra anbieten. Dem komme ich gern nach:

Perspektiven der Mystik von Ost nach West

Lectures, Gespräche, Hörstücke, Filme und Musik

10. Mai 2014 – 16. Mai 2014

Samstag, 10. Mai

Anreise
18.00 Begrüßung
Vorstellung der Referenten und Teilnehmer
19.00 Ronald Steckel: „Taghelle Mystik – eine Annäherung”
Abendessen

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Sonntag, 11. Mai

Zen und Taoismus

10.00 „Huang Po. Der Eine Geist“
Hörstück von Ronald Steckel, 1999 – 20 min
10.30 Ronald Steckel: Der Eine Geist und die „Nicht-Mystik“ des Zen-BuddhismusT
11.30 „Les résonances de bambou“, japanische Komposition, 1964—16 min

Mittagessen

15.30 Texte des Taoismus
Lesung von Barbara Stanek
Han Shan, „Gedichte vom Kalten Berg“
Dschuang Dse, „Das wahre Buch vom Südlichen Blütenland“
16.30 Ronald Steckel: Über Taoismus und „Die Lehre vom dreifachen Ich“
17.30 „Das China Projekt“
Hörstück von Ronald Steckel, 1985—45 min

Abendessen

21.30 „Warum Bodhi-Dharma in den Orient aufbrach”, Film von Bae Yong-kyun, Süd-Korea 1989 – 123 min

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Montag, 12. Mai

Islamische Mystik
Al-Hakim al-Tirmidhi und Rumi

10.00 Bernd Radtke: Annäherung an die islamische Mystik
11.00 Konzertaufnahme: Sufi Musik, Mewlevi-Derwische
11.30 Bernd Radtke, Al-Hakim al-Tirmidhi. Der „Theosoph von Tirmid“

Mittagessen

15.30 Bernd Radtke: Einige Gedichte Rumis in neuer Übersetzung
16.15 „Nur für Liebende“
Hörstück von Ronald Steckel nach Gedichten von Rumi, 2012 – 50 min
18.00 Konzertaufnahme: Mounir Bashir (Ud)

Abendessen

21.30 „Soldaten der Liebe – Senegals mystischer Islam“
Dokumentation von Werner Zips, Manuela Zips-Mairitsch, Österreich 2013

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Dienstag, 13. Mai

Chassidische Mystik
Juda ben Samuel, Issac Luria

10.00 Martin Treml: Juda ben Samuel
10.45 Barbara Stanek liest Juda ben Samuel, aus dem „Buch der Frommen“
11.00 Martin Treml: Isaac Luria
12.00 Barbara Stanek liest Isaac Luria, „Sabbathymne“ u.a.

Mittagessen
15.00 Ausflug nach Volterra
Abendessen

21.00 „Die große Stille“
Film von Philip Gröning, 2005 – 162 min

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Mittwoch, 14. Mai

Franziskanische Mystik
Francesco d’Assisi, Bonaventura, Dante

10.00 Wolfgang Storch: Francesco d’Assisi, Bonaventura, Dante
Mit Lesung und Konzertaufnahmen:
Francesco d’Assisi, „Cantico del frate sole” it.,dt., engl. – Ezra Pound
Bonaventura, „Pilgerbuch der Seele zu Gott“
Dante, „Göttliche Komödie, Paradies, 11. Gesang“
Franz Liszt, „St. François d’Assise: La prédication aux oiseaux“
Franz Liszt, „Cantico del Sol di San Francesco“
Franz Liszt, „Dante Symphonie. Magnificat“

Mittagessen

Deutsche Mystik
Bruno von Köln, Meister Eckhart, Johannes Tauler

15.30 Wolfgang Storch: Bernhard von Clairvaux und Meister Eckhart, Tauler, Seuse

16.00 „Meister Eckhart “Von der Armut”
Auszug aus “Vom Inneren & Äußeren Menschen“
Hörstück von Ronald Steckel, 2007—20 min
16.30 „Meister Eckhart & Quacki“
Komposition von John Adams, 1984— 10 min

17.00 „Von der Fülle und der Lehre – Johannes Tauler“
Hörstück von Ronald Steckel, 2010 – 50 min

Abendessen

21.30 Olivier Messiaen, “Die Vogelpredigt”, Akt II aus “Saint François d’Assise”, 1975-83—44 min

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Donnerstag, 15. Mai
Jacob Böhme

10.00 „Jacob Böhme. Philosophus Teutonicus“, Eine Reise auf den Spuren des ersten deutschen Philosophen
Text, Erzähler, Musik: Ronald Steckel, 1993 – 70 min
11.30 “Aurora oder Morgenröte im Aufgang” – Hommage à Jakob Böhme
Text, Musik, Regie: Ronald Steckel, 1993 – 56 min

Mittagessen

Russische Mystik im 20. Jahrhundert
Florenskij, Skrjabin, Malewitsch, Tarkowskij

15.30 Fritz Mierau: Über Pawel Florenski, referiert von Wolfgang Storch
16.30 Alexander Skrjabin, „Le Poème de l’Extase“— 23 min
Lesung des Gedichts und Konzertaufnahme der Komposition

17.30 „Malewitsch. Ich bin der Ursprung von allem“, Hörstück von Ronald Steckel, 2007 – 70 min
Projektion von Werken Kasimir Malewitschs

Abendessen

21.00 „Nostalghia“
Film von Andrej Tarkowskij, 1983 – 125 min

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Freitag, 16. Mai

Vormittag zu Gesprächen und freier Verfügung
Mittagessen

Simone Weil. Mark Rothko. Morton Feldman. Derek Jarman

15.30 Klaudia Ruschkowski: Über Simone Weil
16.15 „Schwerkraft und Licht – Hommage à Simone Weil“, Regie Ronald Steckel, 2006 – 50 min
17.30 Klaudia Ruschkowski: Über Mark Rothko
Projektion von Werken Rothkos
Morton Feldman, „Rothko Chapel“ – 24 min
18.00 „Blue“, Film von Derek Jarman, 1993 – 76 min

Mehr hier:

http://villa-le-guadalupe.com/programme/perspektiven-der-mystik/

Aufbruch in die Zukunft

Ken Wilber klingt in seiner großartigen zeitgenössischen Synthese, „A Brief History of Everything“, wie ein Thomas von Aquin oder ein Bonaventura des Postmodernismus. Er kommt zu dem Schluss: „Alles ist ein Holon.“ – also etwas das einerseits in sich selbst völlig heil und ganz und zugleich Teil eines größeren Ganzen ist. Er zeigt in ausführlicher Weise (s. Sex, Ecology, Spirituality, Shambala, 1995) auf, dass in den Welten der Physik, der Biologie, der Psyche und der Spiritualität alles ein „Holon“ ist. Es ist tatsächlich ein Universum, in dem alles sinnhaft verbunden ist. Und im Bezug auf die Arroganz des Modernismus und den Zynismus der Postmoderne fügt Wilber schlicht hinzu: „Es gibt kein privilegiertes Zeitalter. Morgen sind wir alle dran.“ Er erinnert uns daran, und bestätigt damit die ursprünglich katholische Tradition, dass sogar unsere kurze Lebenszeit ein Holon ist, ein kleines Kettenglied, das zu etwas Größeren gehört. Ein „großer Katholik“ – einer, der die ganze Tradition umfassen kann – würde das den „kosmischen Christus“ nennen, für den es weder eine Institution, noch einen Zeitpunkt, noch irgendeine angemessene Ausdrucksform gibt. Als am Ende von Virgils Aeneis Aeneas das brennende Troja verläßt, trägt er seinen Vater auf den Schultern, hält seinen Sohn an der einen Hand und umklammert mit der anderen seine Götter(statuen). So tragen wir alle, wenn wir in die Zukunft aufbrechen, die Vergangenheit mit uns, und halten dabei das Künftige und unseren Gott in den Händen – oder es wird überhaupt keinen Aufbruch in die Zukunft geben.

Richard Rohr bezieht sich auf eine Idee über Entstehung, Entwicklung und Ordnung des Universums, die schon bei Platon vorhanden war. Unter der Bezeichnung „The Great Chain of Being / Die große Kette der Wesen“ hat sie die westlichen Wissenschaften und Philosophie über weite Strecken entscheidend geprägt. Den ganzen Artikel gibt es hier:
http://akdach.net/radical-grace-artikel/102-die-grosse-kette-der-wesen