Warte, bis du in dich selber blickst –
Erkenne, was dort wächst.
O Suchender.
Ein Blatt in diesem Garten
Bedeutet mehr als alle Blätter,
Die im Paradies du findest!
Dschalal ad-Din Muhammad Rumi (1207 – 1273)
Hippolytus von Rom | Bild: Archiv
Jesus aber sprach: „Blicke, Vater,
auf dieses von Bösen verfolgte Wesen,
das auf der Erde umherirrt,
fern von deinem Geiste.
Sie sucht dem bitteren Chaos zu entfliehen,
und weiß nicht, wie sie hindurchkommen soll.
Deshalb sende mich, Vater!
Im Besitz der Siegel will ich hinabsteigen,
Alle Äonen will ich durchschreiten,
alle Geheimnisse will ich enthüllen,
und die Gestalten der Götter will ich zeigen.
Die Verborgenheiten des heiligen Weges
will ich, unter dem Namen Gnosis, weitergeben.
Aus dem gnostischen Naasener-Psalm. Überliefert durch Hippolytus von Rom († um 235)
Da aber dein Blick Auge ist, das heißt lebendiger Spiegel, sieht er in sich alles. Ja, weil er der Grund alles Sichtbaren ist, umfasst und sieht er alles im Grunde und im Sinne von allem, das heißt in sich selbst. Dein Auge, Herr, nimmt ohne sich nach verschiedenen Richtungen zu wenden den Weg zu allem. Unser Auge wendet sich jeweils einem Gegenstande zu, und zwar deshalb, weil unser Blickvermögen nur in einem Winkel von begrenzter Größe sieht. Der Sehwinkel deines Auges aber, Gott, ist nicht so oder so groß, sondern unendlich; ist er doch auch ein Kreis, ja unendliche Kugel, weil dein Blick das gleichsam sphärische und das unendlich vollkommene Auge ist. Es blickt also alles sowohl im Umkreis wie aufwärts und abwärts zugleich.
Nikolaus von Kues (1401 – 1464) in: De visione Dei, 9,37,19
O wie wunderbar ist doch die Vorausschau im Herzen der Gottes,
in der er jedes Geschöpf vorherwusste!
Denn Gott ins Antlitz des Menschen blickte,
den er geschaffen,
wurde er aller sein Werke
in jener unversehrten Menschengestalt gewahr.
O wie wunderbar ist diese Einhauchung,
die so den Menschenzum Aufstehen brachte!
Hildegard von Bingen (1098 – 1179)
Gesegnet sei dein Körper.
Mögest du erkennen, dass dein Körper ein schöner und treuer Freund deiner Seele ist.
Mögest du Frieden erfahren und Freude und erkennen, dass deine Sinne heilige Schwellen sind.
Mögest du erkennen, dass Heiligkeit achtsames Blicken ist, Fühlen, Hören und Berühren.
Mögen deine Sinne dich versammeln und heimführen.
Mögen deine Sinne dich immerdar befähigen, das Universum zu feiern und das Geheimnis und die Möglichkeiten deines Hierseins.
Möge der Eros der Erde dich segnen.
John O‘Donohoe (1956 – 2008) in: Anam Cara
Gefunden habe ich diese Gedanken hier: http://www.dunywood.de/html/keltic.html
Seit die Habsucht den Adel der Natur zerstört hat und sich sogar des Gesetzes zur Förderung der Herrschaft des Stärkeren über die Schwachen bedienen kann, ist die Gleichheit des Menschengeschlechts zerstört. Du aber blick auf die ursprüngliche Gleichheit, nicht auf die schließliche Zerreißung.
Gregor von Nazianz (um 329 – 390)
Die Wurzel aller Phänomene ist dein eigener Geist. Untersuchst du ihn nicht, jagt er – genial im Spiel der Täuschung – den Eindrücken hinterher. Blickst du jedoch direkt in ihn hinein, ist er bodenlos und ohne Ursprung. Seiner Essenz nach ohne Kommen, Bleiben und Gehen.
Jamyang Khyentse Chökyi Lodrö [Dzongsar Khyentse Chökyi Lodrö] (1896 – 1959)
Gesegnet sei dein Körper.
Mögest du erkennen, dass dein Körper ein schöner und treuer Freund deiner Seele ist.
Mögest du Frieden erfahren und Freude und erkennen, dass deine Sinne heilige Schwellen sind.
Mögest du erkennen, dass Heiligkeit achtsames Blicken ist, Fühlen, Hören und Berühren.
Mögen deine Sinne dich versammeln und heimführen.
Mögen deine Sinne dich immerdar befähigen, das Universum zu feiern und das Geheimnis und die Möglichkeiten deines Hierseins.
Möge der Eros der Erde dich segnen.
John O‘Donohoe (1956 – 2008) in: Anam Cara
Gefunden habe ich diese Gedanken hier:
http://www.dunywood.de/html/keltic.html
Was können wir wissen?
Was dürfen wir hoffen?
Was sollen wir tun?
Woher kommen wir?
Wohin gehen wir?
Und wozu das Ganze?
Gar nichts?
Alles?
Unser Bestes,
vielleicht?
Aus der Dunkelheit?
Ins Licht?
Ha! Dieses größte
aller Rätsel!
Nicht zu fassen,
das alles.
Nur ab und zu
blitzt
etwas auf:
sekundenkurz,
hell
in der
Dunkelheit:
lässt sich blicken,
lässt sich fixieren
durch die unschärfste
schärfste
Logik:
durch die unscharfe
scharfe
Linse
der Poesie
Aus: Schlaflos, Hannah Buchholz, 2014
http://linden.kutv.de/Lyrik-Kunst-und-Text/Buchholz-Hannah-Schlaflos::2.html
Hannah Buchholz ganz herzlichen Dank von mir dafür, dass ich dieses Gedicht an diesem Tag online stellen darf. (werner anahata krebber)
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Zen ist seinem Wesen nach die Kunst, in die Natur seines Seins zu blicken, und es zeigt den Weg von der Knechtschaft zur Freiheit.
Daisetsu Teitaro Suzuki (1870 – 1966)