Auf jeden Fall wollen wir nicht vergessen, dass Zen immer danach strebt, uns die Wirklichkeit unmittelbar erkennen zu lassen. Das bedeutet, die Wirklichkeit selbst zu sein, so daß wir mit Meister Eckhart sagen können: „Christus wird jede Minute in meiner Seele geboren“ oder „Gottes Istheit ist meine Istheit“. Wir wollen dies in unserem Bewusstsein behalten, wenn wir uns bemühen, Zen zu verstehen…
Einführung von Daisetsu Teitaro Suzuki (1870 – 1966) zu dem Buch seines Freundes Shibayama Zenkei (1894-1974), A Flower Does not Talk. / Zen in Gleichnis und Bild, München 1974. Suzuki schrieb dies einen Tag vor seinem Tod.
Aus Milch Butter zu gewinnen ist nur deswegen möglich, weil die Milch den Rahm schon enthält; dagegen hat niemand jemals Butter durch das Buttern von Wasser gewonnen. Ein Goldwäscher sucht dort nach Gold, wo Mineralien sind, und nicht zwischen Holzspänen. Dementsprechend ist das Bemühen, reines, vollkommenes Erwachen zu erlangen, nur deswegen sinnvoll, weil jedem Wesen die Natur des Erwachens bereits innewohnt. Ohne dies Natur wäre jegliches Bemühen unnütz.
Um ein spirituelles Leben führen zu können, müssen wir den Mut aufbringen, die Wüste der Einsamkeit zu betreten und sie durch stetes Bemühen in einen üppigen Garten des Alleinseins zu verwandeln.
Im Geiste sehe ich deutlich die sitzende Gestalt des Maharschi vor mir schweben. Seiner wiederholt erteilten Anweisung folgend bemühe ich mich, zu dem hinter dem Bild befindlichen Gestaltlosen, seinem wahren Wesen, seiner inneren Natur, seiner Seele, vorzudringen. Zu meiner Überraschung gelingt mir dies fast auf der Stelle. Das Bild verschwindet wieder und hinterläßt in mir nichts weiter als den lebhaften Eindruck seiner unmittelbarsten Gegenwart.
Auszug aus Paul Brunton: Der Mensch ist hohen Ursprungs
Der vollständige Text über seine Begegnung mit Ramana Maharshi ist hier zu lesen:
MAGISCHE BLÄTTER, BUCH IX CIII. Jahrgang, März 2022, Heft 3 / Thema: Theosophie
Der Seelsorger Eckhart kämpft lebenslänglich und in fast jeder Predigt gegen dieses Sekuritätsbedürfnis: Greift nicht so gierig nach Gott! Alles Jagen und Rennen nach Gnadenmitteln, Sakramenten, Messen, Wallfahrten, guten Werken nützt euch nichts, wenn ihr diese Sucht nicht aufgebt, wenn ihr nicht gelassen ausgeht aus eurem engen, ängstlichen und gierigen Ich, wenn ihr nicht auf den Genuß der Dinge, der Welt verzichtet und dann Gott hereinlaßt in den Raum, den ihr ihm erst freimachen müßt. Der Mensch der Gegenwart lächelt über das metaphysische Sekuritätsbedürfnis des mittelalterlichen Menschen und übersieht dabei, daß das „neurotische Sicherheitsbedürfnis“ des modernen Menschen, sein Sicherheitswahn mindestens ebenso lebensgefährlich und lebensgefährdend ist wie die Sicherheitsneurose des Mittelalters. Soziologen …, Politiker …, Theologen aller Konfessionen heute…, haben im gegenwärtigen neurotischen Sicherheitsbedürfnis der Massen, der Völker, der Politiker, der Gewerkschaftsführer, der Kirchenmänner die schwerste Bedrohung des Weltfriedens und des inneren Friedens festgestellt. Die zwischenmenschlichen Beziehungen sind nur noch schwieriger geworden, seitdem sich das Verlangen nach totaler Sicherheit vom Himmel auf die Erde verlagert hat. Der totale Staat, die totalitären Ideologien, die harten und „weichen“ Methoden der Gleichschaltung, die Bedrohung der Freiheit, die immer weiter gehende Liquidierung der Freiheitsräume und Freiheitszeiten: das alles wurzelt im Heilsheischen des heutigen Menschen, der vor dem Risiko, vor dem Leben in der Unsicherheit flieht. Meister Eckharts echte Gegenwartsbedeutung beruht nicht zuletzt auf seinem seelsorgerischen Bemühen, seinen Brüdern und Schwestern Gelassenheit zu lehren: ein Leben gottfroh, ja gottselig mitten in den schrecklichen Unsicherheiten seiner Zeit.
MeisterEckhart. Predigten und Schriften. Ausgewählt und eingeleitet von Friedrich Heer, Frankfurt/M. 1956, S. 21-22
Es gibt viele, deren Herz wieder nach dem Sauerteig der Religion zu verlangen beginnt. Wenn sie sich dann an die wenden, die die Religion verwalten, hören sie die guten alten Worte, aber es kommt ihnen vor, als hätten diese ihren goldenen Klang eingebüßt. Sie sind abgegriffen. Das göttliche Gepräge ist kaum noch zu erkennen. Sie sind durch die Hände zu vieler unachtsamer Menschen gegangen. Sowohl außerhalb wie auch innerhalb der Kirchen bemüht man sich um die Wahrheit.
Aus einem Vortrag von Johannes Anker-Larsen in der Tonhalle Zürich 1925
„Das Himmelreich ist in Euch!“ sagt Jesus; ebenso sagt der Vedanta, und jeder große Lehrer. „Wer Augen hat zu sehen, der sehe, und wer Ohren hat zu hören, der höre!“ Der Vedanta legt dar, daß die Wahrheit, die wir so lange gesucht haben, gegenwärtig ist, und die ganze Zeit über in uns war. In unserer Unwissenheit dachten wir, wir hätten sie verloren und gingen weinend und schreiend in der Welt umher im Bemühen die Wahrheit zu finden, während sie doch all die Zeit über in unsern eigenen Herzen weilte. Da allein können wir sie finden.
Viel fruchtloses Bemühen, viel Streit, viel Unzufriedenheit würden verschwinden, und entsprechend mehr Gleichmut, Frohsinn, Glück könnten einziehen, wenn man, allgemein sich dieses Unterschiedes bewusst, mehr nach wahrem Besitz als nach Eigentum streben würde. Was damit gemeint ist, bringt ein chinesischer Aphorismus in knappster Form zum Ausdruck: „Der Herr sagte: „Mein Garten . . . – und sein Gärtner lächelte.“