Rainer Maria Rilke: Buddha

Buddharelief von Vincenzo Kavod Altepost

Schon von ferne fühlt der fremde scheue
Pilger, wie es golden von ihm träuft;
so als hätten Reiche voller Reue
ihre Heimlichkeiten aufgehäuft.

Aber näher kommend wird er irre
vor der Hoheit dieser Augenbraun:
denn das sind nicht ihre Trinkgeschirre
und die Ohrgehänge ihrer Fraun.

Wüßte einer denn zu sagen, welche
Dinge eingeschmolzen wurden, um
dieses Bild auf diesem Blumenkelche

aufzurichten: stummer, ruhiggelber
als ein goldenes und rundherum
auch den Raum berührend wie sich selber.

Rainer Maria Rilke (1875 -1926) in: Neue Gedichte. Erster Teil, 1907, S. 70

Mehr zur Spiritualität des Keramikers Vincenzo Kavod Altepost in seinem empfehlenswerten Buch „Grundlegende Gutheit – Innere Freude“:

https://www.buecher.de/shop/buecher/grundlegende-gutheit-innere-freude/altepost-vincenzo-kavod/products_products/detail/prod_id/48065083/

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Näher kommend wird der Pilger irre…

Schon von ferne fühlt der fremde scheue
Pilger, wie es golden von ihm träuft;
so als hätten Reiche voller Reue
ihre Heimlichkeiten aufgehäuft.

Aber näher kommend wird er irre
vor der Hoheit dieser Augenbraun:
denn das sind nicht ihre Trinkgeschirre
und die Ohrgehänge ihrer Fraun.

Wüßte einer denn zu sagen, welche
Dinge eingeschmolzen wurden, um
dieses Bild auf diesem Blumenkelche
aufzurichten: stummer, ruhiggelber
als ein goldenes und rundherum
auch den Raum berührend wie sich selber.

Rainer Maria Rilke, Neue Gedichte, Erster Teil (1907)

Den Raum berührend wie sich selber

Schon von ferne fühlt der fremde scheue
Pilger, wie es golden von ihm träuft;
so als hätten Reiche voller Reue
ihre Heimlichkeiten aufgehäuft.

Aber näher kommend wird er irre
vor der Hoheit dieser Augenbraun:
denn das sind nicht ihre Trinkgeschirre
und die Ohrgehänge ihrer Fraun.

Wüßte einer denn zu sagen, welche
Dinge eingeschmolzen wurden, um
dieses Bild auf diesem Blumenkelche
aufzurichten: stummer, ruhiggelber
als ein goldenes und rundherum
auch den Raum berührend wie sich selber.
Rainer Maria Rilke, Neue Gedichte, Erster Teil (1907)

Buddha

Schon von ferne fühlt der fremde scheue

Pilger, wie es golden von ihm träuft;

so als hätten Reiche voller Reue

ihre Heimlichkeiten aufgehäuft.

 

Aber näher kommend wird er irre

vor der Hoheit dieser Augenbraun:

denn das sind nicht ihre Trinkgeschirre

und die Ohrgehänge ihrer Fraun.

 

Wüßte einer denn zu sagen, welche

Dinge eingeschmolzen wurden, um

dieses Bild auf diesem Blumenkelche

aufzurichten: stummer, ruhiggelber

als ein goldenes und rundherum

auch den Raum berührend wie sich selber.

 

 

Rainer Maria Rilke, Neue Gedichte, Erster Teil (1907)