Reinste Diamanten im Kronschatz der Menschheit

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Wenn ich dieses Buch nun übersetzt habe, so geschah es einzig und allein, weil ich glaube, dass die Schriften der Mystiker die reinsten Diamanten im wunderbaren Kronschatz der Menschheit sind, wiewohl eine Übersetzung vielleicht unnütz ist; denn die Erfahrung scheint zu lehren, dass sehr wenig darauf ankommt, ob das Mysterium der Fleischwerdung eines Gedankens sich im Licht oder in der Finsternis vollzieht; genug, dass es stattgefunden hat. Aber wie dem auch sein möge, die mystischen Wahrheiten haben vor den gewöhnlichen Wahrheiten ein seltsames Vorrecht: sie können weder altern noch sterben.

Maurice Maeterlinck (1862 – 1949) in der Einführung zu seiner Übersetzung von Jan van Ruysbroecks „Zierde der geistlichen Hochzeit“Erschienen ist der Text auch in Maeterlincks Buch „Der Schatz der Armen“. Florenz / Leipzig 1898

https://www.projekt-gutenberg.org/maeterli/schatz/chap006.html

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Laotse: Warnung vor dem Krieg

Wer nach dem SINN dem Menschenherrscher hilft,
zwingt nicht mit Waffen die Welt.
Seine Art ist es, den Rückzug zu lieben.
Wo Kämpfer geweilt, wachsen Disteln und Dornen.
Hinter den großen Heeren her kommt sicher böse Zeit.
Der Tüchtige will Entscheidung und nichts mehr.
Er wagt nicht Eroberung mit Gewalt.
Entscheidung, ohne sich zu brüsten,
Entscheidung, ohne sich zu rühmen,
Entscheidung, ohne stolz zu sein,
Entscheidung, weil’s nicht anders geht,
Entscheidung, ferne von Gewalt.

Sind die Geschöpfe stark geworden, altern sie.
Denn das ist Wider-SINN.
Und Wider-SINN ist nah dem Ende.

Laotse (ca. 6. Jh. v.u.Z.) in: Tao Te King. Das Buch des Alten vom Sinn und Leben. Aus dem Chinesischen verdeutscht und erläutert von Richard Wilhelm. Jena 1911, S. 32

Dringlichkeit, das Gute zu tun

Praktizieren bedeutet, dass wir eines Tages die Dinge so sehen, wie sie wirklich sind. Unseren Verfall, unsere Sterblichkeit, unser Altern erkennen und sie in uns aufnehmen. Und in dem Moment, wo wir das tun, kommt die Dringlichkeit hoch. Die Dringlichkeit, das Gute zu tun, die Dringlichkeit, sich selbst so zu entwickeln, dass die Problematik des Menschseins transzendiert wird.

Ayya Khema (1923 – 1997)