Der Meister von Nazareth

Bô Yin Râ, Studie zu Jesusbild

… Es ist nur hirnverbrannter Wahn, der da vermeint, daß die Gestalt des Zimmermanns aus Nazareth der frommen Mythe angehöre; doch der, den nun die Nachwelt nur in einer Zeichnung kennt, die erst Jahrhunderte nach seinem Erdendasein seine Züge formen wollte, sah freilich anders aus als jener fakirhafte Wundertäter, den man aus ihm gebildet hat in einer Zeit, da längst der Aberglaube östlicher und westlicher Gehirne um sein Bildnis rang . . .

Wer wirklich hier der Wahrheit Spur erkunden will, der muß die Zutat wundersüchtig erdgebundener Geschlechter aus jenem Bilde tilgen lernen, das ihm von früher Jugend an als unantastbar galt.

Alsdann erst wird ihm des hohen Meisters Auge entgegenleuchten und er wird eines Menschen Antlitz schauen, der – Gottgeeint, im tiefsten Sinne solchen Wortes – dennoch als Mensch dem Menschen dieser Erde «frohe Botschaft» brachte von jenem Reiche wesenhaften Geistes, das er «das Reich der Himmel» nannte. – – –

Bô Yin Râ: Das Hohe Ziel in: Das Buch von Jesus Christus (7) / Bô Yin Râs gesammelte Buchtexte aus seinem Lehrwerk zu Jesus ergänzt mit Hinweisen auf Texte der vier neutesta-mentlichen Evangelien, zusammengefügt unter Verantwortung des Posthumus Projecten B.V., Amsterdam

Mehr Gedanken von Bô Yin Râ zu Jesus können hier nachgelesen werden:

MAGISCHE BLÄTTER, BUCH X
CIII. Jahrgang, Mai 2022, Heft 5 / Thema: VON JACOB BÖHME ÜBER DIE ROMANTIK ZUM BÖHME-BUND

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Werde eins mit dem Einen

Solange der Mensch mit den Bildern, die unter uns sind, beschäftigt ist und damit umgeht, wird er, so glaube ich, niemals in diesen Grund gelangen. Es gilt uns als Aberglaube, anzunehmen, dass dieser Grund in uns sei; wir können nicht glauben, dass dergleichen sei und in uns sei. Daher, willst du erfahren, dass er besteht, so lass alle Mannigfaltigkeit fahren, und betrachte nur diesen einen Gegenstand mit den Augen deines Verstandes; willst du aber höher steigen, so lass das vernünftige Hinsehen und Ansehen, denn die Vernunft liegt unter dir, und werde eins mit dem Einen. Und er nennt das Eine eine göttliche Finsternis, still, schweigend, schlafend, übersinnlich.

Proklos (412 – 485)